Jedem Bürger seinen Burger

Wer geht heute denn bitteschön noch ins Kino? Junge Menschen können überall und zu jeder Tages- und Nachtzeit knutschen, Filme kann man „streamen“, mit Freunden trifft man sich eh nicht mehr, weil man sich vor lauter Social Media gar nichts mehr erzählen kann oder möchte. Wozu also? Ich war gestern seit gefühlten zehn Jahren mal wieder in einem „großen“ Kino. Und seitdem weiß ich es: Zum Essen! Hat man sich früher kaum getraut, ein Hustenbonbon auszupacken, herrscht im Kino eine Geräuschkulisse wie im Hasenstall, wenn Karotten gefüttert werden. Das liegt an den leckeren Tacos, die hygienisch verpackt und nährstoffarm in einer praktischen Aufreißform serviert werden. Die stellt man dann neben den 1-Liter-Eimer Cola zwischen sich. Und zusammen mit dem Popcorn, diversen Softdrinks, Hot dogs und Burgern ergibt sich eine olfaktorische Note, die ein klein wenig auch an das endgültige Ende dieser Köstlichkeiten erinnert.
Aber was jammere ich? Wo doch in Moskau die Errungenschaften amerikanischer Zivilisation (sic!) Stück für Stück abgebaut werden. Kein Mc Donalds mehr in Russland, welch ein Wahnsinn. Was sollen die armen Leute essen? Kinos und U-Bahnen bleiben erhalten, also haben sie zumindest noch einen Ort, um etwas anderes zu sich zu nehmen. Wenn auch keine Burger oder Pommes. Das soll keinesfalls fremden- oder gar amerikafeindlich verstanden werden. Wo doch der Grund all dieser Beobachtungen gerade ein ausgesprochen lustiger Film über Mulitkulti in der Familie war. Monsieur Claude und seine Töchter, oder wie er im Original noch besser heißt: Qu’est-ce qu’on a fait au Bon Dieu? Was haben wir dem lieben Gott bloß getan? Die lebensklugen Italiener wissen schon: moglie e buoi dei paesi tuoi, Ehefrauen und Rinder aus Deiner Gegend. Das soll garantieren, dass man weiß, was der andere denkt, warum er wie reagiert, vielleicht sogar ähnlich wie er denkt und fühlt, ihm dieselben Dinge schmecken etc. Das kann mit einem fremden Schwiegersohn oder gar Mann (man hat ihn ja in der Regel deutlich häufiger um sich als die Schwiegereltern, wobei meine Mutter meinen Mann so verwöhnt, dass er vielleicht sogar lieber bei ihr wohnen würde) manchmal schon zu Missverständnissen führen.
Im Film jedenfalls reiht sich zunächst Missverständnis an Missverständnis aneinander, um dann in einer wahrhaft herzerwärmenden Feierorgie zu gipfeln. War echt schön. Hunger hatten wir auch keinen mehr danach. Das war auch schön.

One thought on “Jedem Bürger seinen Burger

  1. Ich würde schon gerne mal wieder ins Kino gehen, aber meistens findet das abens statt und da bin ich müde. Ich habe mit vielen Tricks meine eigenen Filmpräsentationen vorbereitet. Das iPad muss aufgeladen sein, das Wasser in Reichweite außerhalb des Bettes stehen. Ja wo sonst als im Bett sollte ich denn einen Film anschauen? Ich bin doch immer gleich müde. Es ist wie in der Oper. Auch da schlafe ich, egal wie laut es ist und wo ich sitze, mit baumelndem Kopf gerne auch in der zweiten Reihe Mitte ein. Die Gummibärle abgezählt, farblich ohne grüne sortiert, gerne roter Überhang, auf dem freien Platz neben mir beide Telefone in Griffweite und dann könnte es losgehen. Aber!!! Mein Speedport ist großer Mist und fliegt oft weg. Zum weinen schlimm, meistens muss ich aber arg schimpfen, dann steht der Film. Oft kann ich nicht dahin zurück, wo er aufgehört hat und so kommt es, dass ich oft viele Gummibärle esse, viel Wasser dazu trinke und dann geht es mir gar nicht gut und den Film habe ich auch nicht gesehen. Mist. Jetzt bin ich müde, denn ich schreibe im Bett, mit Tastatur!!!!!

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