Tu fais beaucoup du sport?

Erstaunlicherweise ist schon wieder ein großes Sportevent und ich weiß nichts davon. Zwar hat es mich schon gewundert, dass auf einem Sender zu jeder Tages- und Nachtzeit grünes Feld mit roten Bahnen außen herum zu sehen war, aber man rechnet ja nicht immer gleich mit dem Schlimmsten. Außerdem ist heute wohl Bundesligastart und somit sind die Samstagnachmittage wieder zerlegt. Von Abendessen vor acht Uhr grad mal zu schweigen. Dennoch bieten Sportevents erfreuliche Möglichkeiten für Charakterstudien – auch an sich selbst. In der Leichtathletik ist der Staffellauf zum Beispiel das Paradebeispiel für Teamarbeit. Bei den Iren war es so: Abgesehen davon, dass sie sich mit ihren quietschgrünen Hosen deutlich vom Rest abheben, sind sie sehr unterschiedliche Läufer. Der Erste war eine Rennsemmel par excellence, der Zweite naja, der Dritte solala, aber der Vierte, Mannomann, das war ein Gasgeber. Wie macht man das, dass man den beiden Mittleren nicht gram ist? Ich weiß nicht, ob ich über die innere Stärke verfügen würde, das ok zu finden.
Da hat es doch ein Stabhochspringer viel einfacher. Der schaut sich kurz an, was die vor ihm gesprungen sind, legt noch was drauf, fängt erst bei der Maximalmarke an, die vor ihm noch keiner geschafft hat, nimmt Anlauf, springt, springt drüber, freut sich, hat gewonnen. So einfach geht das. Keine Teamleistung, alles er allein. Wahrscheinlich kann man die Welt ganz generell in Teamplayer und Einzelkämpfer unterteilen. Beides hat Vorteile. Für Menschen wie mich ist es sicher leichter, alleine zu kämpfen, weil ich eh immer die Schuld bei mir suche und wenn ich mir vorstelle, das würden dann auch noch andere tun, da käme ich ja zu gar nichts mehr.
Außer so wie jetzt im Moment: da sitze ich am Schwimmbeckenrand und messe für meinen Mann die Längen und die Zeit, ich fühle mich wie ein sehr wichtiger, nahezu unentbehrlicher Teil der sportlichen Aktivität und irgendwie bin ich das auch, denn keiner bewundert seine enormen Armmuskeln hinterher so sehr wie ich. Es ist ihm zwar peinlich, wenn ich bei Abendessen mit Freunden sage: spann mal an, zeig mal wie groß die sind, aber das ist mir wurscht, als Teammitglied – und zwar nicht als Mittleres, sondern Erster oder Letzter – hab ich dazu auch allein Grund. Und in einer französischen Mädchenzeitschrift stand neulich, dass es ein guter Spruch ist, um bei einem Jungen groß rauszukommen, ihn zu fragen, ob er viel Sport macht? Als Groupie lieg ich in der Einzelwertung damit ganz weit vorne.

One thought on “Tu fais beaucoup du sport?

  1. Das Schlimmste finde ich, sind ALLE Sportveranstaltungen im Fernsehen. Erstens dauern sie wochenlang, oft auf der anderen Seite der Erdkugel, man wird auch noch um den Schlaf gebracht, und, um das Maß vollzumachen, den ganzen Tag. Bei Veranstaltungen, die angeblich die gesamte Menschheit interessieren auch noch auf allen Sendern! Ich hasse es! Ganz unsportlich und unfair. Ich habe nun festgestellt, dass es nur ein winziges Zeitfenster im Jahr gibt, wo kein Biathlon übertragen wird. Gefühlt eine Woche im Hochsommer.
    Ich war immer selbst sportlich sehr aktiv und wäre nie auf die aberwitzige Idee gekommen, mir deshalb im Fernsehen eine größere Reitveranstaltung anzuschauen. Was soll das? Aber Tempi passati!
    Seit ich meinen entzückenden Fußballgott habe, weiß ich genau, was es heißt: die Sommerpause ist um. Die entsagungsvolle Zeit ist vorbei! Keine Einladungen mehr, kein gemütliches Abendessen mit Freunden. Nein, ein straffer Zeitplan legt fest, einfaches, schnell zuzubereitendes Essen, es muß bis 18.00 hinunterschlingbar sein. Küche ist danach mein stilles Ressort.
    Spätestens um 17.00 Uhr habe ich die Ergbnisse des Tages abgerufen und auswendig gelernt, vielleicht noch die Namen einiger Flegel die sich wieder nicht benehmen konnten dazu und gebe dann leise, beruhigende Kommentare, denn ab 19.00 Uhr ist meine Anwesenheit, press am Fußballgott erwünscht!
    Fußball geht ja noch, aber am Sonntagmorgn Biatlon, Leichtathletik, Olympiaden, sonstiger angeblich so wichtiger Mist, nein!!! Ich. Will. Es. Nicht.

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