Puh, der Statementcoat

Will man auch nur halbwegs dran bleiben am Geist der Zeit, hat man eine Menge zu tun. Wie weit ich hinten dran bin, habe ich zum Beispiel bei einer Modesendung gemerkt, in der gefragt wurde, was das unverzichtbare Teil der Herbst-Winter-Kollektion sein wird. Der Statementcoat, ganz klar. Da kann man mal wieder sehen, was Namen ausmachen und sich ausmalen, wie sie entstehen. Ich denke es mir so: Da hat einer einen Mantel entworfen, der hat die Betrachter nicht überzeugt oder sie haben vielleicht gesagt, Du Georgi, des passt irgendwie nicht zusammen (was ja bei Haute Couture eh das wahre Kriterium für Stil ist) und dann hat der Georgi gesagt, mei, des is halt ein Statement für sich. Und wusch, fertig war der Statementcoat. Das Schöne an ihm ist, er kann aussehen, wie er mag, muss zu rein gar nichts passen, kann unvorstellbare Summen kosten und alles, weil er halt ein Statement ist. Wofür? Egal, muss ja nicht alles hinterfragt werden.
Beim Thema Namensgebung komme ich noch mal auf ein altes Thema zurück, die Namensgebung bei Höhlen. Offenbar drängen alle Höhlen mit drolligen Namen dieses Jahr in die Öffentlichkeit, vielleicht, um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen? An Kinder mit Ortsnamen mussten wir uns ja alle gewöhnen, aber nun auch an die ersten Reaktionen von kühnen Entdeckern und ihre ersten Reaktionen danach. Dieses Mal war es offenbar der Griff zur Flasche. Wie sonst soll die Jack-Daniels-Höhle sonst zu ihrem Namen gekommen sein.
Unter all diesen Umständen freut es umso mehr, wenn man einmal anderen etwas erklären kann. Und so konnte ich letzte Woche einem zwar kleinen, aber staunenden Publikum einen (inzwischen bestimmt längst wieder veralteten) Trend aus dem Internet erklären, den ich zufällig aufgeschnappt habe, der aber sicher auch schon nicht mehr hipp ist, das Eyeball-Licking. Meine Zuhörer haben mich voller Entsetzen angestarrt und mit erkennbarem Ekel gefragt, wo ich das um Himmels Willen her habe. Ich weiß es nicht mehr, wir Trendsetter und Flow-Chiller haben da unsere ganz eigenen Quellen. Ich werde übrigens sobald die Läden wieder geöffnet sind, auf die Jagd nach einem Statementcoat gehen. Ich lass dann noch ein Fläschchen Ratzeputz aus der Manteltasche ragen und dann will ich mal sehen, wer sich traut, das nicht zu verstehen.

4 thoughts on “Puh, der Statementcoat

  1. Also mal ganz unter uns, Statementcoat ist das, was ich derzeit trage. Ich habe mir immer gesagt, bei jeder Einladung gebetsmühlenartig wiederholt, das was ich trage ist richtig! Was die andern anhaben, ein eklatanter Fehlgriff. Das hat sich bewährt!!! Derzeit ist ein lockeres Hemd in Übergröße, verwaschenem hellblau und hinten offen, Druckknopf und eine Schleife, ca. knielang, lässig getragen der Gipfel der auslaufenden Sommersaison. Leicht zu waschen, günstig in der Anschaffung. Nur an ganz bestimmten Plätzen trifft man häufiger auf Personen, die mich kopieren. Wegen des Namens mache ich mir keine Gedanken, denn ich erwarte, diesen Statementcoat in längstes zwei Wochen, weil unmodern wieder abzulegen!

    • Es sind die Accessoires, die das hellblaue Statement-Hemd so unverwechselbar machen. Die Strümpfe und die rosa Pantoffeln!

  2. Hallo liebe Bloggerin, stand neulich in einem Laden und da sagte jemand in meine Richtung: frag mal die Junge da hinten, die weiß bestimmt, wie die dicken großen Ketten heißen. Ich mich sofort angesprochen gefühlt, da ich den Namen auch in einer Modesendung gehört hatte „Statementkette “ rief ich laut, bis mich alle komisch ansahen und ich sah, dass eine jüngere Frau hinter mir stand. Naja letztendlich waren alle beeindruckt von meinem Wissen oder dachten sich was will die „Alte“ denn.

    • Liebe Mare,
      ich finde das nicht nur klug, sondern auch richtig, dass Du reagiert hast, denn am Ende hätte man gedacht, Du würdest nicht mehr gut hören und das wäre dann die allergrößte Frechheit gewesen. Und wenn man weiß, wie all das neumodische Zeugs heißt, muss man es anbringen, es dauert ja eh nur eine Saison. Maximal. Gratuliere!

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