Simply perfect

Es gibt einfach Menschen, bei denen sehen Schuhe immer neu aus, Hosen immer gebügelt und Hemden nie anders als rein und gestärkt. Die Haare werden nicht fusselig, sondern locken sich im Wind. Sie laufen durch Parks, wie zum Beispiel den Jardin des Tuileries und alles an ihnen sieht neu und rein – preppy – aus. Während man selbst, glücklich zwar, aber eben doch etwas ramponiert von der Frühlingssonne, der Frühlingsbrise und dem saisonübergreifenden Staub auf einem der pistaziengrünen Eisenstühle sitzt. Und staunt. Eben hat man noch über ein Buch gegrübelt, aufgeschaut, woher der Lärm kam – ah, ein Kind, das einen Eiffelturm aus Plastik möchte, aber nicht bekommt – und im nächsten Moment ist man genötigt, derart philosophische Betrachtungen anzustellen.

Aber dann. Dann erhascht man durch den leichten Frühlingswind die Gesprächsfetzen der drei Perfekten nebenan. Schnell das Schulfranzösich zusammengekratzt (Zeit wird’s eh, lange kann man dem Metzger nicht mehr weis machen, dass man eine arme zugereiste Deutsche ist, die sich auf die Hüfte klopfen und muhen muss, um ein Stück Rinderlende zu bekommen, von Huhn mal ganz zu schweigen) und dann gestaunt.

Alles, was bisher wie ein angeregtes Geplauder über eine Ausstellung, den Besuch beim Edelschuster Roger Vivier (Tüte) oder auch die geplanten Ferien auf dem Boot geklungen hat, waren detaillierte Lästereien über jeden sichtbaren Besucher des Parks. Und der ist nicht klein. Die Sprache troff vor Häme, die Gestik war abwehrend und genervt und die Mimik spiegelte fast schon Ekel wieder.

Das war der Moment, sich wieder auf die Tauben und die Blumen und die Sonne zu konzentrieren. Die sind, was sie sind.

 

One thought on “Simply perfect

  1. Sich wieder auf das schöne Umfeld konzentrieren ist in jedem Fall besser als sich diesen Kontakt anzutun. Sich dann auch noch vorstellen, daß so schöne Menschen eigentlich negativ und oberflächlich sind, ist schon traurig. Viele von uns wollen eben mehr scheinen als sein. Sicher kommt eine jede Frau in Versuchung mal berechtigte Kritik zu üben, aber eigentlich geht es uns nichts an, was und wie andere Menschen etwas tragen und tun.

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