Mehr Natur geht nicht

Selektive Wahrnehmung ist nicht nur Schwangeren ein Begriff. Auch mir inzwischen. Ich nehme nur noch wilde Tiere im Großstadtdschungel wahr. Über die Tauben möchte ich mich an dieser Stelle gar nicht mehr auslassen. Denn getreu dem Motto „schlimmer geht’s immer“ hat mein Nachbar nun eine ausgefeilte Holzkonstruktion unter sein Auto geklemmt, weil sein kleines altes Auto offenbar die große Liebe eines nachtaktiven Marders ist. Nach dem zweiten Überfall innerhalb kurzer Zeit hat er ihm den Zugang zum Motorraum somit verwehrt.

Leider gibt es für mein Problem keine so einfache Lösung. Mein Autodach ist einfach zu verlockend. Samtig weich und kuschelig lädt es heimatlose Katzen und Marder zum Schlafen und Verweilen ein. Und was kann es nach einem erquickenden Schläfchen Schöneres geben, als sich genüsslich zu wellern und zu wargeln? Dem Fellteppich auf meinem Dach nach nicht Vieles. Und so habe ich meinen Klein-Auto-Bonus heute mehrfach in Trinkgeld an der Waschanlage gesteckt, damit mein Dach mit Hochdruckreiniger abgespritzt wird. Irgendwo muss ein kahler Marder rumlaufen, soviel ist sicher. Das Tier kann kein einziges Haar mehr am Körper tragen.

Als ich nach Hause zurück gekehrt war, haben mich Karl und Gertrud erwartet, der Eichkater von gegenüber scheint mit seinem buschigen Schwanz fröhlich durch die Blätter zu winken und so langsam überlege ich, warum es immer noch Menschen gibt, die „einfach mal in die Natur“ ziehen möchten. Die Innenstadt ist voll davon. Mehr Natur kann kaum ein Mensch verkraften.

Ein Gedanke zu „Mehr Natur geht nicht“

  1. Dem Nachbarn kann die sehr verehrte Blogschreiberin sagen, das einzige Mittel das gegen Marder hilft, ist menschlicher Urin. Er sollte sich auf oder über die geöffnete Motorhaube stellen, nachts wäre sinnvoll, wegen der glotzenden, unverständigen Passanten und vor dem Bett gehen hineinpinkeln.
    Für die frechen anderen Übergriffe kann ich nur wieder empfehlen, einen Hund ausleihen und mal auf dem Balkon zwei Stunden beschäftigen. Vielleicht hilft es, wenn es nach Hund riecht.
    Beim haarigen Autodach vermute ich, dass auch der scheinheilige Eichkater wenn’s regnet dort Zuflucht sucht. Bin ratlos, aber interessiert.

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