Karl und Gertrud reloaded

Es gibt einen Film, der zeigt, was mit Großstädten und menschlichen Errungenschaften geschieht, wenn der Mensch nicht mehr da ist. Auch für eine relativ kurze Zeit nicht da ist. Dann erobert die Natur zäh und beharrlich ihren Lebensraum zurück. Zuerst die Vögel, dann die Pflanzen – angeschleppt von den Vögeln – und schwupps ist alles, wofür man mal einen Kredit aufgenommen hat, unter einem Teppich von Taubennestern, Wiesen und Maulwurfsbauten verschwunden.

So wird es mir hier auch gehen. Ich tue es nicht gerne, aber ich muss eine Niederlage auf der ganzen Linie einräumen. Wohl haben auch Karl und Gertrud Federn gelassen, aber ich mehr. Sie hocken jetzt wieder genau da, wo sie es sich vorgenommen haben und sind ein schönes Beispiel für die deutsche Tugend Beharrlichkeit. Nur niemals aufgeben, unbeirrt weiter anfliegen, schauen, hinhocken, Geschäft verrichten, wird sich schon alles wieder fügen. Ich bin am Überlegen, ob ich ihnen nicht am besten gleich einen Nistplatz bauen soll, sie haben es ja doch schwer, das ganze Zeugs in den fünften Stock zu wuchten.

Ähnlich wird es mir bald in Rom gehen. Auch dort denken diese Tiere, dass sie mit der Frau mit der Gartenschere und/oder dem Besen schon irgendwie zurecht kommen werden. Sie ist ja nicht oft da und stört auch nicht besonders. Obwohl gerade die Jungen sich schon erschrecken, wenn sie anlanden und wie selbstverständlich ihre Rituale wie Baden, Rumpicken, Erde verteilen vollziehen und dann kommt da auf einmal jemand. Ganz törichte Kollegen laufen auch schon mal in den Platz hinter den Fensterscheiben hinein und finden nur schwer wieder raus. Aber zumindest auf der römischen Terrasse gibt es erst Mal Entwarnung. Die Natur kann einstweilen übernehmen. Ich konzentriere mich auf die positiven Seiten und zumindest die römischen Vögel wissen, wie man sich als Gast benimmt. Sie schleppen Feigenbäume, Palmen und Oleander an, manchmal bringen sie was durcheinander, dann hab ich einen Baum, halb Zitrone, halb Mandarinen, aber das kann im Eifer des Gefechtes schon mal passieren. Ich bin neulich ja auch mit zwei verschiedenen Ballerinas aus dem Haus gegangen. Es wird doch auf eine friedliche Koexistenz hinauslaufen. Friedlich hab ich gesagt, Karl, Gertrud, das gilt schon auch für euch!

Ein Gedanke zu „Karl und Gertrud reloaded“

  1. Ich bin gerade dabei meinen Dachgarten kampflos der Natur zu übereignen, und stelle fes, daß auch „Unkraut“durchaus nett aussehen kann. Es blüht und gedeiht sehr viel besser als alle meine Topfpflanzen, die nicht nur Geld gekostet haben, sondern auch noch rupfen, zupfen, düngen etc.verlangen. Beim Unkraut kommt jedes Jahr, von den entzückenden Piepsleine angeschleppt, was Neues dazu. Man glaubt es nicht. also im Augnblick gebe ich den Kampf verloren und hoffen und bete daß dieser völlig unlustige ZENspruch sich erfüllt, die Schwachen werden die Starken besiegen. Ich bin derzeit die Schwache, falls das irgendwo nicht angekommen sein sollte! Wenn mich in ca. 4 Wochen jemand besuchen will, muß er halt eine Sense, große Gartenschere, einfach nur Rodungsgerät mitbringen! Grüne Grüße von der Stadtmitte ganz oben!

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