Oh Mann!

Es könnte einen ja oftmals das Mitgefühl packen, wenn man sich überlegt, ein Mann sein zu müssen. Gerade im Sommer wird es schier übermächtig. Abgesehen von dem Leid, wenn die eigene Mannschaft ungerechtfertigt verliert, kann man sich, wenn alle anderen den strahlenden Sonnenschein genießen, als Mann auch hier nicht vorbehaltlos der Hitze hingeben. Frauen können durchaus im Etuikleid ins Büro oder in Rock und Bluse, in anderen Berufen gar im Flatterkleidchen, aber Männer? Von Flatterkleidchen keine Rede, aber auch nicht von Bermudas oder Shorts. Immer Anzug, langärmeliges Hemd (bitte! wir brauchen hier hoffentlich NICHT über Kurzarmhemden sprechen!) und am Ende noch Krawatte. Und das Allerschlimmste kommt erst noch: nicht mal die Mode können echte Kerle mitmachen. Eine Grundgarderobe mit diversen kleinen Variationen (hellblau, blau-weiß gestreift, grau, mausgrau, hellmausgrau, dunkelblau, mittellbau – verwegen, nachtblau…) muss leider genügen.
Bei einem Mann, der sich zu modisch kleidet, liegt der Schluss nahe, dass er zuviel Wert auf die Meinung Anderer legt oder ihm das Outfit im P&C von einem Herrenmodenverkäufer zusammengestellt wurde („das trägt man jetzt so und dann können Sie den unteren Knopf am Sakkoärmel aufknöpfen“ – OMG). Bitte, welcher Mann sucht sich ein quittengelbes Hemd aus, wenn er keine Haare mehr hat? Ich binde mir doch auch keine Schleife ins Haar, wenn meine Ansätze nicht getönt sind (was sie niemals nicht sind).
Gut, der Schnitt des Anzuges, der Chinos kann sich ändern, der Hemdkragen variiert immer mal wieder, die Krawattenbreite auch, aber mal ganz ehrlich: die Klassiker, die mann trägt, sind immer dieselben. Was uns jetzt zu folgenden Schlussfolgerungen führen muss:
1. Es ist von absoluter Wichtigkeit, dass die Kleidung eines Mannes hochwertigst ist.
2. Sie sollte aus klassischen Farben bestehen (gibt es wirklich Frauen, die Männer in fliederfarbenen Hemden cool finden?)
3. Am Strand kann es mal eine bunte Badehose sein
4. Männer sollten von sich aus wirken und lieber Geld in ihre zauberhaften Gattinnen (egal wie erfolgreich die sind) investieren. Das soll ihr schönster Schmuck sein – umgekehrt übrigens genauso. Und das klappt eben nicht in Pastellfarben oder Ringel-Matrosen-Shirts oder Kapuzenpullis.
Wie ich darauf komme? Ich sitze mal wieder im Zug und bin nach einer Station fast blind, farbenblind, musterblind, was auch immer.
Da ich aus meiner höchstsubjektiven Statistik weiß, dass bei 90% der Männer die Frauen das Sagen bei der Kleiderauswahl haben, viele Männer gar nicht mit zum Einkaufen gehen, muss ich mich wundern, ob sie ihre Männer vielleicht hassen? Oder durch das, was sie ihnen in den Kleiderschrank hängen, vermeiden wollen, dass irgendein atmendes Wesen sie anschaut.
Oder die schlimmste Kategorie: Sie wollen ihre Männer auf einem Level wie ihre 12-jährigen Söhne sehen und stecken sie in Shorts, Kapuzenshirts und Sneakers (schlimmes neuzeitliches Wort) und stülpen ihnen zu guter Letzt ein Baseballcap über die fliehende graue Haarpracht. Derart zum Spielkameraden gemacht, fällt es dem Kleinen vielleicht gar nicht auf, dass Papa eigentlich viel lieber die Zeitung lesen würde, als eine Radtour zu machen.
Sie finden, das klingt alles recht krass? Bitte, fahren Sie doch einfach das nächste Mal mit mir nach Paris. Wir könnten uns anlächeln, ich würde Sie vielleicht unter meine neuen coolen Kopfhörer nehmen und wir könnten uns gemeinsam grausen.

 

Ein Gedanke zu „Oh Mann!“

  1. Sicher, sind die meisten Männer das Opfer ihrer Frauen, nur müssen wir akzeptieren dass 97 % der Bevölkerung keinen Geschmack haben. Die 3% können nicht oder nur kaum auffallen. In Ballungsgebieten, ja, dort sind überproportional schöne und gepflegte Menschen. Schon der Anblick eines Hochglanzjournals genügt. Man muß nicht lesen, nur schauen, die deutschen Frauen: bieder, harmlos, grau und zum Verzweifeln schlecht gekleidet, oder, noch schlimmer, billig. Die Schuhe!!!! Warum sind meine immer so teuer? Es geht auch billig, bequem und hässlich. Heute erliegen die meisten Menschen dem Irrglauben, man könne, dürfe, sollte immer bequem gekleidet sein. Welch ein Unsinn. Leider war es mir noch nie bequem, vielleicht im Bett, aber wer sieht mich da schon. Es geht nichts über das gute Gefühl, schön, korrekt, edel und im Stehkleid mit Sitzschuhen der Menschheit zu zeigen, so geht es auch! So, nun werde ich das beim besten Willen farblich nicht passende T-Shirt gegen nackte Haut tauschen und mal hoffen dass jemand vorbeischaut, am Bett.

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