Tauben auf Tisch und Gauner in der Buchhandlung

In diesem Blogbeitrag werden die Empörungen nur so aus mir heraussprudeln. Wem das zu viel ist, der möge bitte auf den nächsten warten oder in den alten Beiträgen stöbern. Wobei es durchaus sein könnte, dass er in einem der älteren Beiträge auf eben den stößt, der mit meiner aktuellen Empörung zu tun hat! Angefangen hat alles am Samstag, dem meist doch allerschönsten Tag der Woche. Zumindest für mich. Dann beginnt gerade erst das Wochenende, mein Mann ist da und meistens ist Samstag Abend auch noch irgendwas Nettes in der Planung. Dieser Samstag begann damit, dass ich zwecks Temperaturtest (mein Mann und ich können über die Fliege an der Wand streiten, wenn uns nur der Sinn danach steht. Worüber wir uns immer trefflich die Köpfe einrennen können, ist die Temperatur. Ich kann es einfach nicht begreifen, wieso er so stur auf seiner Überzeugung beharrt, es sei warm. Seine unerschütterliche Uneinsichtigkeit macht mich ärgerlich und wenn ich ihm dann doch einen Pullover einpacke, weil er sonst kränkelt, dann zieht er ihn in der Stadt „nur an, damit Du Ruhe gibst“, was ich eine bodenlose Frechheit finde, denn er hat dann meist schon blaue Finger. Ich könnte mich – so bemerke ich gerade – durchaus in einem ganzen eigenen Blogbeitrag darüber auslassen!!!) auf den Balkon getreten bin.

Nun wissen treue Leser, dass mein Balkon schon oft Schauplatz wahrer Tragödien war. Bereits verhüllt, verflucht, verwünscht und vor allem verdreckt von meinen unseligen Haustauben Karl und Gertrud. Ich bin ja dran gewöhnt, dass sie sich unter der Markise verstecken und inzwischen sogar schon mal einen Freund eingeladen haben, was ich zum Glück noch rechttzeitig bemerkt hatte und ich glaube auch nicht, dass der wiederkommt, er befindet sich vermutlich in einer Rehaklinik für Tauben-Herzinfarkte. Was ich aber an diesem verheißungsvollen Samstagmorgen auf meinem eben frisch herbstlich dekorierten Tisch entdeckt hatte, hat mir das Blut in den Adern gefrieren lassen: Fußspuren auf meiner Felldecke. Gehts noch??? Über den Tisch laufen? Wo sind wir denn???? Das kann jedoch bestenfalls als Ouvertüre, als Präludium zum Folgenden gewertet werden.

Um mich möglichst schnell abzulenken und aus der Gefahrenzone zu bugsieren, drängte mein Mann zum Aufbruch. Es sei ihm auch zu heiß mit all dem, was ich kleidungstechnisch angemessen fand. Wir sind Richtung Altstadt gegangen und dort ging der Ärger nahtlos weiter. Eine meiner Lieblingsbuchhandlungen schließt und alle Bücher sind günstiger. Da schnobert man natürlich gerne ein wenig durch auch unbekanntes Terrain. Und auf einmal kräht mein Mann fröhlich: Schau mal, den kennst Du doch! Das sagte er mit Blick auf ein Buchcover, das von einer Reise von Paris nach Berlin ohne Geld berichtet. Und tatsächlich prangte auf dem Cover das Foto von diesem Menschen, der mir in Paris am Bahnhof Geld mit einem miesen Trick abgeluchst hat. Und es gleich vier Tage später mit demselben Trick erneut versucht hat. Ich hatte das damals beschrieben, weil ich es schändlich finde, die Hilfsbereitschaft von Menschen auszunutzen. Weil daraus eine Kettenreaktion wird und wirklich Bedürftige dann auch keine Hilfe mehr erfahren. Das Übelste ist: er war im Sommer in Augsburg, um mit seinem Buch rumzuprahlen. Ich war zu Lesung eingeladen und bin nicht hin. Und Karl und Gertrud hab ich auch nicht erwischt. Wie schön und befreiend müsste es doch sein, wenigstens einem Delinquenten mal die Flügel oder Hammelbeine lang zu ziehen. Ich bin rachsüchtig, ich weiß.

2 Gedanken zu „Tauben auf Tisch und Gauner in der Buchhandlung“

  1. Vielleicht sollte die sehr verehrte Bloggerin das Buch kaufen und dann in Paris am Bahnhof signieren lassen? Ein paar passende Worte dazu und fertig. Und diese armen kleinen Täubchen, ja wo sollen sie denn laufen, wenn man kalte Füße hat, freut man sich über Fell. Dumm sind sie nicht. Im Gegenteil, beharrlich abwartend und die Veränderungen gerne annehmend. Und zum Kälteempfinden der Männer, was soll man da sagen. Mein Fußballgott ist ein wandelnder Heizofen, der auch bei 20 Grad minus noch warme Hände hat und mich immer zwingt Strümpfe, Schals, Pullis, Handschuhe, Stiefelchen etc. anzuziehen. Mei, ich mach’s dann und meistens ist es auch gut und richtig. Unsre Männer wissen schon, was für uns gut ist. Denken sie!

  2. Das ist ja das Schlimmste. Muss mich wirklich aufregen. Da kümmert man sich um das Wohlergehen der einem angetrauten Männer und dann muss man sich auch noch blöd anreden lassen. Schlimm genug, dass wir meinen, ihnen sagen zu müssen, was sie anziehen sollen. Wenn wir es nicht einkaufen würden, hätten sie gar nichts. Nun ja, ich erinnere mich, dass ich mal im Zuge der Kindererziehung gelernt habe, dass wenn ein Kind keine Jacke im Winter anziehen möchte, dann soll man es durchaus auch mal bei Minusgraden ohne vor die Tür schicken. Ich habe das dann an meinem lieben Sohn und auch an meiner bezaubernden Tochter durchgezogen. Ich bin auch noch mal länger draussen geblieben, damit es ihnen wirklich kalt ist, mei, was soll ich sagen, es hat geklappt! Männer sind ja manchmal auch unsere Kinder, auch wenn wir ihnen das nie sagen dürfen. Und Gertrud und Herbert, denen gehört mal ordentlich eins über die Rübe gebraten. Mein Angebot steht, ich komme mit der Steinschleuder.

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