Riesending WM

Wie schön sind solche Ereignisse. Wie herrlich, dass die meisten Menschen einfach gerne und gut zusammen an etwas Großem und Wichtigem arbeiten möchten. Zum Beispiel an der Rettung dieses Höhlenforschers aus der Riesending – Höhle. Hier ist ein kleiner Exkurs angebracht: Wenn man so ein Riesending entdeckt, ist es klar, dass einem nicht gleich ein passender Name dafür einfällt. Man ist also sicherlich zunächst mal überwältigt von der schieren Größe. Alles schön und recht, aber muss dieser Name dann bleiben? Hat nicht die größte oder tiefste Höhle Deutschland das Recht auf einen hübschen und vielleicht gar intelligenten Namen? Und stellen wir uns dann vor,  was für Namen sie noch alles haben könnte, immer gesetzt, sie wurde nach dem überraschten Ausruf des Entdeckers benannt. Da das in Bayern war, hätte es ihr genauso gut passieren können, dass sie jetzt „Sacklzement-Höhle“ oder gar „Da leckst mi am Arsch-Höhle“ oder „Da legstdi nieder-Höhle“ geheißen hätte. Der Schluss liegt nahe, sie wurde von Norddeutschen gefunden. Gut so. Und dennoch wäre ich noch diesen einen Schritt weitergegangen und hätte mir was Ordentliches, Ehrfurchtgebietendes und Gscheits ausgedacht. Wohin diese Kurzsichtigkeit führt, kann man dieser Tage sehen: Jetzt ist das Ding weltweit in aller Munde und jeder kichert beim Googeln vor sich hin: so, so, die Deutschen, das Volk der Dichter und Denker, naja, DIE Zeiten sind ja nun offenbar vorbei.

Genauso wie bei der WM. Da möchten auch alle was Großes und Tolles leisten und erleben und genauso hier kann unbedachte Wortwahl fatale Konsequenzen haben. Einen ganzen Spielstil in einer ernsten Angelegenheit wie dem Fußball nach einem spanischen Klick-Klack-Kugel-Spiel (ich bitte Sie, was soll denn das?) zu benennen, das kann doch einfach zu nichts führen und darf maximal als blumige Momentaufnahme eines Journalisten im Kommentarmodus durchgehen, dem die Worte ausgegangen sind. Bela Rethy kann von solchen Problemen zu unser aller Leidwesen ein Lied singen. Und die armen Spanier erst!

Ich fahre jetzt nach München, ein bisschen Grilligrilli machen, bin mal gespannt, wann ich davon in deutschen Kochbüchern lese.

5 Gedanken zu „Riesending WM“

  1. Um gleich beim Artikel zu bleiben, gestern habe ich gegen 19.00 die Antwort weggeschickt und sie ist weg!! Wahrscheinlich in die Riesenpitzipuz Höhle gefallen. Gut, dass diese jetzt gesperrt wird. Seit Jahren ist es für mich ein Ärgernis, zu beobachten wie unsere deutsche Sprache systematisch verhunzt wird. Spanien ist draußen, gut. Als ich las, dass Tikitaka Land ausgeschieden ist, dachte ich, ach gut, hab ich nicht aufgepasst, die Schweden sind auch da. Weil ich sofort die Querverbindung zu Pipi Langstrumpf gehabt habe. Jeder noch so kleine Wicht will sich in den Medien durch eine originelle Wortwahl hervortun. Geht garnicht, ist dumm, und kurzsichtig, denn der Bericht von soeben ist, sobald gelesen, auch schon vergessen. Wir werden mit Superlativen überschüttet und es ist uns egal geworden. Außerdem wird gerne vergessen, dass die lesenden Verbraucher insgesamt alle älter werden, denn die Jungen verkommen vor den TV Privatsendern. Was soll’s, ich geh jetzt ins Heia!

  2. Wohl wahr. Wir haben ja auch keinen Regen oder kein Sommergewitter mehr, sondern eine „Unwetterwarnung“ mit Starkregen und Überschwemmungsgefahr. Und dazu einen Liveticker.

  3. Und noch was, wo kämen wir denn dahin, wenn jeder die Dinge, die er neu entdeckt mit eigenen Namen bedenkt. Wir hätte im Bad Wapfe, im Wohnzerle würden wir es uns bequem machen, mit Lokobiven in Urlaub fahren und würden dazu Lobbile tragen. Also immer schön vernünftige Namen wählen.

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