Salamander auf dem Wertstoffhof

Frauen sind ja manchmal wie Salamander oder Eidechsen, wobei ich nicht sicher bin, wo genau der Unterschied ist, außer bei den Feuersalamandern, die zu meiner Kinderzeit „Lurchi“ hießen und für ein Schuhgeschäft Werbung gemacht haben, in dem ich meine ersten „Kickers“ mit den grünen und roten Punkten bekommen habe. Ebenso wie diese Echsen haben manche Frauen wenig Speicherkapazität für Körperwärme und sind nicht besonders autonom im Temperaturhalten. Zumindest bei mir trifft das im Extremmaß zu: ist es draußen warm, ist mein Körper warm, ist es heiß, ist er heiß und ist es kalt, ist er übergangslos eisig kalt. Das ist ärgerlich, aber nicht zu ändern.

Bei Gefühlszuständen ist das ganz ähnlich. Schreit um mich herum ein Kind ganz fürchterlich, fehlt nicht viel und ich fange auch an zu weinen, weil mir das so durch und durch geht. Bei Sportereignissen, wenn sich jemand fürchterlich geplagt hat und dann einen Sieg errungen hat, könnte ich mich wegwerfen vor Rührung und so geht es mit vielen Situationen. Eben das macht Frauen auch so anfällig für Komplimente. Und wenn es in den guten alten Zeiten noch genügt hat, an einer Baustelle vorüberzuflanieren, wenn man sich seiner Wirkung versichern wollte oder einfach nur einen schlechten Tag hatte, so habe ich nun die ultimative Steigerung dazu herausgefunden: ein Besuch am Samstagmorgen auf dem Wertstoffhof in einem Kleid, mit dem man später in die Stadt gehen möchte.

Die Rahmenbedingungen könnten dann nicht besser sein. Die Mitarbeiter sind an verschwitzte und entnervte Menschen gewöhnt, die ihre Wohnungen und Häuser entrümpeln, sich vorher fürchterlich gestritten haben, ob man nicht doch für Dieses oder Jenes noch Verwendung hätte, sie haben sich durch staubige Keller oder Dachböden gewühlt, gar alte Briefe der Ex des Mannes durch Zufall gefunden (hat er seinen alten Koffer wirklich für sooo ein brillantes Versteck gehalten? Und wieso um Himmels Willen hat sie ihn „Tiger“ genannt??) und sicher keine besonders schönen Stunden vor ihrem Besuch auf dem Wertstoffhof verbracht. Ist man hingegen fröhlich aufgestanden, hat in sein wunderhübsches weißes Kleid gepasst, hat genau den richtigen Braunton an den Beinen und auch genau die richtig geföhnten Haare und lediglich ein Bügelbrett abzugeben, das neckisch aus dem Dach ragt, kann so ein Besuch sehr lohnend sein. Die Komplimente werden dann genauso aufgenommen wie die Wärme sommerlich beschienener Steine auf einer hübschen Mauer in der Toskana von einem Salamander. Oder eben von einer Eidechse. Da bin ich nicht wählerisch.

3 thoughts on “Salamander auf dem Wertstoffhof

  1. Das ist doch wirklich unser aller Glück, wenn wir spüren, sehen, empfinden, dass wir gefallen. Und sage mir niemand, dass Männer nicht haargenauso sind wie wir Frauen. Selbst jetzt in meinem hohen Alter und der Aussage vom Fußballgott zum Trotz – Zaubermaus, mir san oide Leit – ich ziehe mich immer so an, dass mir George Clooney an der Mülltonne begegnen könnte und er mich spontan wegen meiner überirdischen Schönheit in seine Arme reißen würde. So! Das musste ich mal loswerden. Nein, aber nun Spaß beiseite, warum werfen sich die meisten Leute heutzutage nur noch was über, um nicht nackt rumzurennen? Bei vielen Menschen kann man vom Outfit her nicht mehr unterscheiden, gehen die jetzt zur Mülltonne, zu einem Date oder ins Theater, sie sehen beklagenswert nachlässig aus. Auch eine Freundin von mir macht die Aussage, dass sie sich nicht schön anziehen mag, weil ihr das alles zuviel ist, sie keine Lust hat und ganz einfach – Ihre Aussage: eine faule Sau sei! Da werde ich verrückt, wenn jemand Geld hat, gute Figur, Zeit, kerngesund ist, was soll das? Gerade bin ich am Überlegen mir evtl. eine neue Jogginghose für meine Krankengymnastik zu kaufen, um einer etwas arg beleibteren Übersiebzigjährigen zu zeigen wie’s auch sein kann.

  2. So ist’s Recht, liebes Prunkschaf, nicht nachlässig werden! Ich liebe es ja mittlerweile zum Wertstoffhof zu fahren, weil ich einen Sohn habe, der 1,95m groß ist und er immer helfen muss. Also rein theoretisch könnte ich auch in hohen Schuhen und hübschem Kleid dorthin fahren, weil wie gesagt mein süßer Sohn die Drecksarbeit machen muss. Nun habe ich leider hier im Haus mehr Sammler als Jäger und da muss man vorsichtig sein mit dem, was man wegschmeißt. Mir hat mal ein durchaus, wie ich finde, weiser Mann gesagt, dass wenn seine liebe Frau vor ihm dahinscheiden sollte, er durchaus zur Verwahrlosung neigen würde. Also an Schlafanzug und Rotwein kann ich mich noch erinnern und er meinte, weil dann halt alles wurscht wäre. Sind wirklich wir Frauen der Motor für alles? Na ja, ich muss los. mir ist gerade eingefallen, dass ich auch noch so ein Bügelbrett in der Ecke stehen habe !!!!!!

    • Ihr seid so goldige Mädels! Fahrt doch mal mit einer rostigen Beißzwecke hin. Das ist genau genommen auch Altmetall und wiegt nicht und man hat nicht gleich die Brut im Schlepptau. Da bewegt man sich ja dann doch anders (siehe Handtaschenkauf, bzw. Handtaschenschauen in Italien).

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