Das Einzige oder das einzig Schöne

Nur gleich vorweg für alle, die mitgefiebert haben in der Sache Massimo: es ist alles wieder in burro. Wir sind einander wieder gut. Will heißen, wir sind ihm wieder gut, was ja auch abzusehen war, denn so viele Jahre wirft man nicht wegen so einer Lappalie hin. Das wäre ja wie wenn man eine Ehe aufgeben würde, nur weil einer wenn er sagt, er müsse noch was arbeiten, stattdessen die Fußballergebnisse auf dem ipad nachliest. Zu oft sollte es allerdings nicht vorkommen. Aber Massimo liest ja den Blog nicht, der Einigen ja als heimliche Informationsquelle dient. Er muss selbst drauf kommen. Aber da bin ich recht zuversichtlich, denn sensibel ist er. Heute Morgen erreichte mich eine Nachricht von ihm, dass ich die Pflanze, die er mir vor zwei Wochen versprochen hatte, nun haben könnte. Das ist nett von ihm, bringt mich aber in eine Bredouille, weil ich ihren potenziellen Platz gestern für ebenjene Hortensie vergeben habe. Ich mache es mal wie Scarlett O’Hara: Morgen ist auch noch ein Tag, verschieben wir’s auf morgen.

Heute jedenfalls war ich nochmal bei Mauro, dem Mann meines Vertrauens, wenn es um Pflanzen geht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich bereits von und über Mauro berichtet habe. Wenn nicht, er ist ein recht wilder Typ, der zugegebenermaßen nicht ganz übel aussieht und über einen nahezu stoischen Charakter verfügt, was sicher nicht von Schaden ist, wenn man eine Frau wie die Seine hat, die man bestenfalls als etwas verstrahlt bezeichnen könnte. Aber solche Extreme ziehen sich ja gerne an. Mauro also hat mich – ebenfalls – schon das ein oder andere Mal verärgert oder hängen lassen und auch ihm konnte ich vergeben. Weil ich wie gesagt nur wenigen Menschen das Recht einräume, mich über sie aufzuregen oder zu ärgern. Was mich erstaunlicherweise doch ärgern kann, ist das Salbei, das bei allen Menschen, die wirklich überhaupt gar keinen grünen Daumen haben, wächst wie Unkraut und bei mir als einzige Pflanze Jahr für Jahr verendet. Das nehme ich persönlich und ärgere mich jedes Mal. Und muss jedes Mal ein neues kaufen.

So auch gestern. Mehrmaliges Nachfragen (Mauro arrangiert gerne jedes Jahr ein bisschen um und so kann man sich nicht auf die alten Plätze verlassen) haben mich zu einem Stand mit Kräutern geführt, auf dem ein recht verrupftes, aber doch von der Basis her ganz nettes Salbei stand. Ein einziges. Zwei gelbe Blätter und etwas trocken. Ich habe gefragt, ob es noch andere gäbe? Nein, kommen morgen. Also heute. Gut, ich musste nach meinem Geschenk heute sowieso Erde kaufen (allein wohin damit???) und dann konnte ich auch die neuen Salbeis anschauen. Sie waren nichts Besonderes. An der Kasse ließ ich meinen Blick erneut schweifen und da sah ich an der Stelle, an der ich mich gestern zum Warten entschlossen hatte, ein recht ansehnliches Salbeibüschchen stehen. Es war meines von gestern. Frisch gegossen, gelbe Blätter abgeknapst, sehr hübsch und gut gewachsen. Ich hab es genommen. Mauro hat nicht viel dazu gesagt, außer, dass es das von gestern sei. Es war ihm völlig klar, dass es heute eben nicht nur ok war, sondern auch dem Vergleich standhalten konnte und ich nicht gerne ohne Auswahl kaufe. Dann kam noch was, das klang wie „nie einer Frau widersprechen“. Kluger Mann, dieser Mauro.

2 thoughts on “Das Einzige oder das einzig Schöne

  1. Wunderbar! Da wir zu den erfahrenen Blogschreibern gehören, wissen wir sehr genau, was wir unbedingt weglassen sollten. Man will ja letztendlich sein Leben weiter in der Anonymität fortführen. Wenn wir so weitermachen, nicht wahr, meine sehr verehrte Bloggerin, sind wir auf einem guten Weg. Ich überlege jetzt schon, ob man evtl. so nach 5-6 Wochen eine Neuigkeitenbombe platzen lassen sollte. Wäre ja auch mal interessant dann die Reaktionen festzustellen.
    Nun aber ganz schnell zu Massimo, der leider in den beiden letzten Jahren an Gewicht zugenommen hat und sich dabei offensichtlic vorne in der Mitte, einen Zahn ausgebissen hat. Sehr bedauerlich, sah er doch immer ganz manierlich aus. An Mauro kommt er nicht ran. Als ich Mauro vor 18 Jahren erstmals sah, war ich hingerissen. Ein grau melierter Pferdeschwanz zusammen mit einem coolen, drahtigen Typen, ich war gelinde gesagt begeistert. Heute bin ich froh, dass der Zahn der Zeit vergnüglich an jedem nagt. Nicht nur an mir. Mauro ist alt geworden! Und nicht schöner. Nur meinem Fußballgott ist es vergönnt, mit den Jahren noch attraktiver zu werden. Nun zum Salbei, ich finde, wenn in Rom alles wie Unkraut wächst, dann muss man halt mal auf Salbei verzichten. Alleine der Anblick des Urwaldes von Basilikum. Wahnsinn! Unanständig!

  2. Ja, genau so ist das, liebes Prunkschaf! Salbei ist bei mir tatsächlich so groß wie ein Busch, habe ihn gerade zurechtgestutzt, weil er so üppig ist und den anderen Pflanzen das Licht nimmt. Leider gelingt das weder bei Basilikum, den ich mittlerweile nur noch am Küchenfenster stehen habe, noch bei Olenader und ich weiß, wie die Büsche bei der lieben Bloggerin aussehen, also ist das nur ausgleichende Gerechtigkeit. Ich bin sehr froh, dass das mit Massimo geklärt ist und man da nicht nachtragend ist. Diesen Mauro habe ich leider nie kennen gelernt, war wohl immer zur falschen Jahreszeit in Rom. Ich stelle ihn mir aber gerade so vor und glaube, ein Bild von ihm im Kopf zu haben oder das von einem italienischen Mann, das man als deutsche Frau halt so im Kopf hat.

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