Wolken im Paradies

Wie ärgerlich, Recht zu haben! Seit Jahr und Tag schwelt ein Krieg zwischen meinem Mann, Massimo und mir was die richtige Bewässerung meiner Pflanzen betrifft. Wobei mein Mann eine Pendelrolle einnimmt und sich meist auf die Seite des Schwächeren wirft, allerdings nicht immer auf die der Pflanzen – will heißen auf meine -, die ja erklärtermaßen die absolut Allerschwächsten überhaupt sind. Komme ich nach Rom zurück, gibt es in der Regel zwei Herangehensweisen: Entweder ich quetsche mich unter dem hochgehenden Rollladen hindurch auf die Terrasse und bekämpfe meine schlimmsten Albträume von qualvoll verendeten und verdorrten Pflanzen, wie es durchaus auch schon vorgekommen ist oder ich drücke mich und packe erst mal aus. Das entspricht so gar nicht meine Art und wenn meine Heimkehr so ist, bin ich entweder supermegatiefenentspannt, was kaum je vorkommt oder fürchterlich desillusioniert, was auch selten der Fall ist.

Fast nie gibt es die Situation, dass ich mit dem, was ich vorfinde, zufrieden bin. Weil ich ja nicht doof bin und längst erkannt habe, dass in letzter Minute Wasser in meine Untertöpfe geschüttet wurde und die Pflanzen per Hand nachgewässert worden sind. Das ist superärgerlich, weil so keine reale Situation besteht und wir nicht wissen, ob die Bewässerung richtig eingestellt ist. Auch wird einem der Wind ziemlich aus den Segeln genommen, wenn Pflanzen welk sind und verzweifelte Nottriebe aus ihnen sprießen (mein Mann hat sich bei dem Wort kaputtlachen wollen, aber so ist sie, die Natur, in Momenten höchster Not denkt sie noch an den Arterhalt) und die Untertöpfe voller Wasser sind. Heute Früh war das anders. Da wusste ich es ganz genau, dass diese Töpfe schon lange kein Wasser mehr gesehen haben. Natürlich hat mein Mann mir widersprochen und mich auf neun Uhr vertröstet.

Und pünktlich um neun Uhr, als auch die Anlage losgehen sollte, kam auch mein Massimo und erbleichte vor Schreck als er uns sah. Wir hatten – warum auch immer – nicht gesagt, dass wir kommen, keiner hat dran gedacht, ich hatte es zwar beim letzten Mal angekündigt, aber es war eben doch eine Überraschung. Er war völlig überrumpelt und entsetzt und hat versucht, Schadensbekämpfung zu betreiben, die Pflanzen alle noch schnell zu gießen und so weiter. Es gab vielleicht einen Grund die Anlage auszuschalten, aber mit all den modernen Medien, hätte man sich ja kurz abstimmen können. Finde ich. Ist doch total blöd, wenn man nach so vielen Jahren bei sowas erwischt wird. Wobei wir wieder bei der Lektion sind, dass fast alles raus kommt (warum es dann so viele ungelöste Morde gibt, ist unbegreiflich). Ich bin einerseits froh, dass ich ein gutes Gespür für meine Pflanzen habe, aber ich hätte lieber nicht Recht gehabt. Habe auf den Schreck hin gleich eine neue blaue Hortensie gekauft und eingetopft.

2 thoughts on “Wolken im Paradies

  1. In den Zeiten der Feudalherrschaft durfte man Personal, das sich nicht folgsam verhalten hat, prügeln, hungern lassen, richtig schimpfen usw. Getan haben das die Wenigsten, weil es immer schon Probleme mit den Angestellten gab. Es gab zu wenige, es gab viele Diebische, viele Ungeschickte und was auch immer. Aber der Massimo ist einfach ein ungeschickter Wicht! Das kann er sich doch denken, dass bei einer deutschen Herrschaft so etwas aufkommt. Für ihn ist es sehr schlimm, vor allem, wenn er nicht gerügt wird, er weiß nämlich, dass er großen Mist gebaut hat. Aber unsere detektivische, sehr verehrte Bloggerin kommt doch jedem auf die Spur. Lügen bringt nichts, gleich die Wahrheit auf den Tisch und wusch ist man mit dem Leben davon gekommen.

  2. Ja, Lügen haben kurze Beine sagt man und nachdem der Italiener ja eh eher klein gewachsen ist, wie soll man dann drauf kommen?! Also an seiner Stelle hätte ich auch ein schlechtes Gewissen. Enttäuschend ist, dass man sich auf niemandem mehr verlassen kann.

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