Anarchie auf meiner Terrasse

Heute ist der Vorabreisetag und man kann ihn entweder wehmütig, alles ausschöpfend oder alles aufräumend verbringen. Ich entscheide mich meist für Letzteres und irgendwie auch einen Mix aus allem und habe den Tag genutzt, um auf der Terrasse Klar-Schiff zu machen. Dabei ist mir – ich weiß, ich wiederhole mich – aufgefallen, dass Hausbesetzungen nur dann stattfinden können, wenn die Bewohner nicht da sind und das über einen längeren Zeitraum. Bei uns haben diese Hausbesetzer Flügel und plärren recht unanständig rum. Sie laufen ungeniert über die Fliesen, baden hintereinander oder auch laut schreiend, prustend und plätschernd zusammen in den Untertöpfen, am liebsten übrigens im Untertopf der Agave, Ayurveda? und rufen einander Ungebührliches aus den Spalieren zu. Kurzum, sie scheinen sich zu hause zu fühlen.

Warum auch nicht? Keine Katzen, keine Menschen, frisches Wasser. Alles da. Ich freue mich ja wirklich über soviel Artenvielfalt, aber wenn ich auf meine eigene Terrasse gehe, dann möchte ich nicht von einem Grünfink umgerannt und dann auch noch angepöbelt werden, wenn er wieder durchstarten muss, weil eben ich da bin. Auch wenn ich das Tschirpen nicht verstehe, so erschließt sich mir doch der Sinn der schrillen Schreie, die wohl heißen sollen: Mann, Mann, Mann, jetzt ist die schon wieder da. Nie lernt sie es, dass wir da nicht möchten. Gehe ich über die Terrasse in den hinteren Bereich ist da ein Baum, auf dem offenbar ein Dichter und Denker seine Wirkungsstätte hat. Oder ein Vogelmann, der von seiner Frau rausgeworfen worden ist. Oder eine Vogelfrau, die mal eine Pause von ihrem Vogelmann oder ihren Kindern braucht. Jedenfalls sind auf dem Boden lauter Spuren von einem langen und wiederholten Aufenthalt. Das stimmt mich nicht viel gnädiger gegenüber diesen Tieren.

Was ich ihnen nämlich wirklich und wahrhaftig verüble und biologisch gesehen sind sie vielleicht gar nicht dafür verantwortlich, sondern die Insekten, wer weiß das schon so genau?, ist dass sie meine urdeutsche Pflanze, die die ein jeder Deutscher als Erstes anschafft, setzt er einen Fuß nach Italien mit dem Willen zu bleiben, meinen Zitronenbaum unbrauchbar gemacht haben. Versaut, verdorben, alles. Vor drei Jahren begann es. Da war die Hälfte auf einmal voller Mandarinen, dann zwei Drittel und jetzt habe ich einen Zitronenbaum mit sauren Mandarinen. Und ganz ehrlich, jetzt bin ich sauer. Weil der Baum nämlich – Ehre, wem Ehre gebührt – im teuersten (leider auch leicht konischen) Topf steckt und damit quasi unumtopfbar ist. Ich muss dieses entartete Ding also behalten. Derweil war eine meiner größten Freuden, mir meine Zitronen fürs Essen am eigenen Baum zu pflücken. Und dass das nicht mehr geht, verüble ich den Tieren. Also diesen Vögeln, denn auch wenn sie nicht direkt dafür verantwortlich sein sollten, haben sie auch rein gar nichts getan, um es zu verhindern, oder?

5 thoughts on “Anarchie auf meiner Terrasse

  1. Das mit den Piepslein kann ich so arg gut verstehen, aber eher von der Vogelseite her. Denn genau betrachtet, der Mensch ist schon ein arger Störenfried. Gerade jetzt in dieser Jahreszeit, wo alles auf Werden und Gestalten gerichtet ist, Familienplanung nennt man das sicher auch in Vogelkreisen. Und dann läuft da so ein riesiger störender Mensch über dieses Paradies, Garten Eden sozusagen, denn wirklich frei von Eindringlingen und Feinden ist dieses grüne Fleckchen in der Tat. Zum Zitronenbaum kann ich nur sagen, echt blöde gelaufen. Bereits im Januar war ich bereit einen gesunden Konkurrenten zu finanzieren. Angeblich falscher Zeitpunkt. Naja, der Sommer kommt hoffentlich noch. Auf meinem Dachgarten wächst derzeit nur das Unkraut, das aber gewaltig.

  2. Ok, also diesmal weiß ich wirklich, von was die liebe Bloggerin schreibt. Jetzt nicht von dem Zitronenbaum, solche Probleme hat man hier in Deutschland nicht. Würde mir im Traum nicht einfallen, einen zu kaufen. Ich weiß gar nicht, was wir uns hier einbilden bei diesem Klima. Wundere mich jedes Jahr im Gartencenter, wer so was kauft. Bereue es seit Jahren, mir einen Olenader gekauft zu haben, das ist schon Herausforderung genug. Nun ja, ich meine die Vögel, diese Drecksviecher, die es sich bei mir im Dachgiebel gemütlich machen. Erst haben sie mir die rechte Seite der Terasse vollgeschissen und dieses Jahr, die Krönung, die linke. Zu allem Übel habe ich da bereits neue Kräuter eingepflanzt und was soll ich sagen, alles voll. Musste sie nun weiter weg vom Haus stellen, was natürlich super aussieht. Gott sei dank regnet es hier mal wieder und ich muss nicht raus um das Elend anzusehen. Habe meinen Kinder vorgeschlagen, mit einer Steinschleuder die Mistviecher runter zu holen, aber brav wie sie sind, waren sie natürlich entsetzt von meinem Vorschlag.

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