Einen Tag danach

Bei unseren Reiseaktivitäten, obwohl meine ja sehr eingeschränkt sind in letzter Zeit, ist es ein Fall reiner Statistik, bis man – bei der zunehmenden Häufigkeit der Anschläge – am Tag nach einem solchen fliegt. Weil man nie wissen kann, welche Folgen und zusätzliche Kontrollen zu erwarten sind, lohnt ein Anruf am Flughafen. Das habe ich gestern getan. Die Auskunft war wie zu erwarten cool und unverbindlich. Nein, es sei nicht viel mehr los, vielleicht würden auf den Straßen zum Flughafen Personenkontrollen gemacht, die dann in der Folge zu Staus führen können. Also gut, dann eben kein Yoga mehr, früher zum Flughafen. Wäre ja ärgerlich, in Stress zu geraten, weil man vorher entspannen wollte.

Der Weg zum Flughafen war bis auf ein paar versprengte Osterreisende leer und rasch zu bewältigen, am Flughafen selbst war rein gar nichts los und bei der Sicherheitskontrolle wurde ich verständnislos angeschaut, als ich meine Stiefeletten von mir werfen wollte. Kamera und Objektiv wurden gerne angeschaut, sonst aber nichts. Nun gut. Die Frau hinter mir wurde gefragt, ob sie ein Messer dabei hätte, was mich dann doch zum Umschauen veranlasst hat – oh, so schaut sie gar nicht aus! Sie hat es dann aber auch gar nicht gefunden, es hatte sich in einer Seitentasche verschlüpft. Tausendmal hat sie sich entschuldigt, das wäre aber überflüssig gewesen, sie durfte es behalten und musste nur ihre zwei Liter Flasche Limonade abgeben. Was soll man da noch sagen? Eben habe ich im Internet bei den Tipps für Reisende nachgelesen, dass man bitteschön die Koffer noch genauer packen, früher anreisen und um Himmels Willen keine blöden Scherze machen solle. Außer mir hält sich keiner dran. Zu den Tönen der Lautsprecheransage, der Besitzer des alleinstehenden Koffers vor dem Duty Free solle bitte SOFORT zu diesem zurückkehren, bin ich zu meinem Terminal gegangen.

Da ich mich gute 140 Minuten am Flughafen herumtreiben konnte, hatte ich dort, vor allem in Ermangelung von Shoppingalternativen (falsches Terminal), genügend Gelegenheit, in den Flughafenalltag einzutauchen. Folgendes habe ich festgestellt: Flugreisende mit Ziel Oslo sind nicht superhübsch und überhaupt nicht pünktlich. Die fürchterlichen gestrigen Ereignisse in Brüssel haben sich nicht direkt auf die Sicherheitsbedenken am Terminal ausgewirkt. Zwei Fluggäste, die schon wahnsinnig zu spät waren, durften sogar ohne dass sie eingecheckt waren mitfliegen. Die blonde Dame beim Boarding hat sich zwar granatenmäßig echauffiert, aber sie dann doch durchgewinkt. Ich war wirklich baff, was man sich alles erlauben darf. Ich wollte noch meine arme Mutter nötigen, am Flughafen zu warten, falls meine Handtasche zu groß für die Handgepäckbestimmungen gewesen wäre. Frechheit siegt und Feiglinge müssen Koffer und sich selbst einchecken. Werde künftig viel forscher sein beim Fliegen. Und nicht nur dort. Hoffentlich werde ich nicht verhaftet.

2 thoughts on “Einen Tag danach

  1. Verhaftet wird die sehr verehrte Bloggerin sicher nicht, aber ein strenger Rüffel der liebenden Mutter ist gewiss. Ich finde, wir haben gestern alles richtig gemacht, halt typisch deutsch. Superkorrekt und überpünktlich, weil, wenn wir es lässig gehandhabt hätten, wäre sicher was dazwischen gekommen. Außerdem, ich finde diese Aktivitäten nach dem etwas passiert ist, auch drollig. Man muss vorher wachsam sein. Aber diese Pommesfrittesesser da drüben in Belgien haben schon eine kritisierenswerte Art mit ihren Kriminellen umzugehen. Nicht nur in Deutschland werden zu milde Strafen verhängt und niemand achtet scheinbar darauf, ob Gefängnisstrafen auch abgesessen werden. Wir sind so pingelig und kaufen Zweicent Briefmarken, um ja nichts falsch zu machen und der Rest der Menschheit kümmert sich einen feuchten Staub um Gesetze und Vorschriften. Leider kann man auch hier wieder mal nicht das sagen, was man will. Das werde ich dann von Mund zu Ohr machen. Also wirklich.

  2. Mir ging es genauso, ich war ja auf der Hinreise nach Amsterdam so leichtsinnig, auf meinen Mann zu hören, der meinte der spätere Bus würde auch reichen. Ja Pfeiferdeckel, wir haben es gerade so in den Zug geschafft, 2 Minuten später ist er abgefahren, ich hatte echt Herzrhythmusstörungen. Wir also vernünftig, da ja auf der Rückfahrt wohl größere Probleme auftauchen könnten, waren wir uns einig, gleich zum Bahnhof zu fahren, erst dort noch einen Cappuccino zu trinken und lieber früher da zu sein. Mei Frauen halt! Ja und trotzdem dass am Abend vorher dort bei einer Festnahme geschossen worden sein soll, war weit und breit keine Polizei zu sehen. Das muss man sich mal vorstellen. Also die Holländer sind nicht besser als die Belgier, wohnen ja auch gleich nebeneinander. Erst, als wir in Köln am Hauptbahnhof einfuhren, war ein Polizeiaufkommen, das man meinte, die Königin von Belgien sei zu Besuch!

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