Das spar ich mir

Heute Morgen – Montagmorgen bin ich meist sehr früh aktiv – habe ich etwas Faszinierendes gelesen und zwar in der Art, dass ich einfach noch gar nie davon gehört habe und es sich nicht um Kernphysik oder Astronomie oder sonstwas Schreckliches handelt, sondern um etwas, das mir als Schwaben doch eigentlich im Blut liegen müsste. Ich habe über Sparklubs und Sparkneipen gelesen. Tatsächlich gab es Anfang letzten Jahrhunderts bis weit in die Mitte ebendieses hinein Sparklubs in Kneipen. Der Wirt hatte dazu einen Sparschrank für seine Kunden, in den sie wöchentlich einbezahlen sollten oder mussten. Taten sie es nicht, wurden sie teils auch mit einem Strafzins belegt. Der Wirt hat das Geld dann eingesammelt und zur Bank getragen, wo es verwaltet und verzinst und so weiter wurde. Für Seeleute wurden diese Kneipensparclubs einst in Hafenstädten angelegt, damit die ihren Sold beim ersten Landgang nicht komplett hirnlos versoffen. Man hat sie quasi dort abgeholt, wo ihre Schritte sie als Erstes hingeführt haben.

Nun hat jede Münze bekanntlich zwei Seiten und so birgt auch der Kneipensparclub mit den besten Absichten Gefahren, die auf der Hand liegen. Wenn nämlich beim Gang zum Sparschwein dreimal so viel ausgegeben wird als ohne Sparabsicht. In Kneipen ist die Gefahr natürlich besonders groß. In Outlets oder beim Schlussverkauf aber auch. Das ist durchaus kontraproduktiv. Zumindest für den Sparwilligen. Unerschütterliche Optimisten würden nun argumentieren: Saufen tut er eh und so spart er wenigstens ein bisschen was, aber Schnäppchenjäger aus unseren Tagen wissen, dass das nicht so ist. Die Spar-und Schnäppchenkultur unserer Tage kann einen da nämlich auch ziemlich ins Trudeln bringen. Schon mein Vater fragte mich mit hochgezogener Augenbraue, wenn ich ihm meine sagenhaften Einsparungen bei Schuhen und Mänteln vorgerechnet habe, ob ich nun Waren oder Reduzierungen gekauft hätte. Hm. Ein bisschen beides.

Das Sparen, das Schlauersein als andere liegt Frauen oft im Blut. Sie kaufen sich nicht nur ein Paar mördercoole Schuhe, sondern auch noch ein blütenreines Gewissen, das sie ja nicht hätten, würden sie die Schuhe nicht kaufen. Denn die Theorie, wer gar nichts kaufe, spare am meisten, hinkt ja gewaltig. Dann wäre ja Derjenige der beste Mensch, der nicht aufsteht und nie was tut, weil er dann auch nicht Falsches oder Böses tut und gut und richtig handeln kann man ja nur, wenn man überhaupt erst in die Situation kommt und vor der Entscheidung steht. Sonst könnte ich mich bereits jetzt zurücklegen und erleichtert sagen, ich war gerade auf einer Seite für Luxusyachten und habe 1,25 Mio gespart, weil ich keine gekauft habe. Schwachsinn. Nur für Feiglinge. Sparen ist und bleibt eine hohe Kunst und man muss sich bei jeder Spargelegenheit ehrlich und ernsthaft fragen: würde ich es auch für den Normalpreis kaufen? Bei mir eindeutig: nein. Es gibt fast gar nichts, das ich so gerne möchte und nicht darauf warten kann. Wird es nicht reduziert, spar ich es mir. Außer bei Handtaschen. Oder Schuhen. Das ist was Anderes.

3 Gedanken zu „Das spar ich mir“

  1. An diese Spardosen an Wänden mit Nummern drauf kann ich mich noch gut erinnern. Als ich Kind und Jugendlicher war, fand ich diese Idee sehr verwegen. Schon der Gedanke, zum Sparen in eine Wirtschaft zu gehen. Wahnsinn. Auch ich habe bereits im zarten Alter von vielleicht 10 bis 12 Jahren die Idee des Sparens in unser Kinderzimmer getragen. Wir gründeten den „Zehnerclub“. Ich war der Buchführer und Verwalter, mein kleiner Bruder der Sparer. Wir sparten immer mal 10 Pfennige und notierten das in einem kleinen Vokabelheft. Nun habe ich, warum auch immer, ständig mehr Geld ausgegeben als gespart und mich sehr über meinen Bruder geärgert, der immer mal Geld angelegt hat. Selbiger hat zu allem Überfluss auch noch eine derart glückliche Hand und hat ständig auf dem Boden, im Wald oder sonstwo Münzgeld gefunden. Ich nie. Ich hätte mein Leben gegeben für so einen Fund. Aber mir war das nicht vergönnt. Da ich 4 Jahre älter bin, waren meine Ansprüche damals teurer. Bevor wir Reichtümer anhäufen konnten, wurde der Zehnerclub ersatzlos aufgelöst, die Einlagen verteilt und unsere Spargemeinschaft war Geschichte.

  2. Diese Kultur (kann man das so nennen? Wurscht!) des Sparens habe ich jetzt erst in meinem hohen Alter kennen gelernt. Ich arbeite ja stundenweise auch das hört dich komisch an – auch Wurscht – in einen kleinen Örtchen und dort in der Dorfkneipe hängen diese Kästen. Der Vater meiner Chefin ist fürs Leeren und Einzahlen zuständig und wenn er das viele Geld im Haus hat, holt er sich immer ihren Hund, der dann Wache halten muss. Ich glaube, das sind keine kleinen Summen! Ich kannte das überhaupt nicht und hänge einfach mal auch einen Kasten für mich hin, vielleicht wirft ja jemand etwas rein. Ich danke der Bloggerin für den Beitrag, endlich kann ich meinem Mann sagen, dass er ein Feigling ist. Der meint auch immer, diesen blöden Spruch ablassen zu müssen, dass wenn man nichts kauft, man am meisten spart. Werde ihm gleich beim Frühstück sagen, dass ich die Yacht nicht kaufen werde und wie viel wir gespart haben.

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