Wir sind seit ein paar Tagen in Split. Seit Jahren geistert mir dieses Städtchen durch den Kopf. Ähnlich wie Biarritz war es eines Morgens einfach da und hat sich in meinen Gedanken eingenistet. Leider ist es nicht ganz einfach, hierherzukommen, ohne Umzusteigen, was für meinen Vielflieger ein fast unzumutbares Übel ist und auch mir innerhalb von Europa unnötig erscheint, vor allem, wenn Gepäck mitgeführt wird. Das ist in einer Jahreszeit wie dieser fast unvermeidlich, da kein vernünftiger Mensch sich auf die Wettervorhersagen verlässt, sondern alles vom T-Shirt über die Daunenjacke einpackt. Leider hat bei mir die Hoffnung mal wieder über die Erfahrung gesiegt und so habe ich die Daunenjacke daheim gelassen und schnattere ein bisschen vor mich hin.
Split hat – wie viele andere Städte, die alt sind, aber jüngst Einiges durchgemacht haben – eine ganz besondere Atmosphäre. Sie fühlt sich, zumindest jetzt, außerhalb der Saison, jung an, optimistisch, energiegeladen und vorausblickend. Es gibt wunderwunderschöne Restaurants, fast überall mit Livemusik und extrem freundlichen Bedienungen, die entweder perfekt Englisch oder sogar Deutsch sprechen. Menschen in unserem Alter waren während des Krieges oft in Deutschland, sind dann aber in ihre Heimat zurückgekehrt und haben dort das Beste daraus gemacht, ihre künftigen Gäste und Sprachen kennenzulernen. Ich habe das Gefühl, die meisten sind glücklich, wieder hier zu sein und ich kann sie gut verstehen. Der Chill-Geist liegt der Stadt nämlich seit Jahrhunderten im Blut. Kaiser Diokletian, in dessen Ferienpalast sich auch heute noch das altdstädtische Leben abspielt, war der erste Kaiser, der sich in den Ruhestand zurückgezogen hat.
Auch heute genügt den Splittern (keine Ahnung, wie man sie sonst nennen könnte) ihre herrliche Küste, die Sonne und der dalmatische Wein zum Glücklichsein. Zumindest hat uns dies Danko, unser Reiseführer gestern so gesagt. Und so ist es auch kein Wunder, dass Split – neben vielen Olympioniken – auch das etwas effekthascherische Strandspiel „Picigin“ hervorgebracht hat. Dabei geht es – anders als beim Wasserball, von dem es abstammt – darum, zu fünft einen Ball im seichten Wasser möglichst lange in der Luft zu halten und wenn man ihn einmal nicht erwischt, mit einem möglichst spektakulären Stutz ins Wasser zu fallen. Bei solchen Regeln ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis dieses Spiel auch an den Strand zu Pasquale kommt. Freu mich schon!
Eiskaltes Split, das fühlt sich sicher so an wie eiskaltes Dublin. Als ich vor Jahren um die gleiche Jahreszeit mit meinem Mann in Dublin war, hatte ich wirklich alles, der Jahreszeit entsprechend dabei. Daunenmantel, warme Cordhosen, Stiefelchen, Schal und was man halt so braucht bei gefühlten 5 Grad im nördlichen Ausland. Die Sonne hat geschienen, ich hatte nur keine Ballerinas und ärmellose Sommerkleidchen dabei. Denn diese irren Iren liefen, nur weil die Sonne schien, fast nackt durch Dublin. Nicht genug damit, dass sie mir auch auf dem Bürgersteig auf der falschen Seite entgegenkamen, nein, man wurde als Geld bringender Tourist auch noch verächtlich begafft, nur weil man nicht gefroren hat. Es ist so, auf Reisen ist man immer der Depp, egal wie man es macht.