Der Oscar für Leo

Ich bin kein großer Cineast und auch den Fernseher habe ich eher nebenbei laufen, weil ich in den Werbungen meist so abgelenkt bin mit Küche aufräumen, was zum Essen holen, Bett aufdecken, telefonieren, schnell was im Internet suchen, Emails schreiben, Blogs schreiben, ach, was man halt so tut, während günstige Urlaubsreisen und scheußliche Autos angeboten werden. Meist habe ich dann den Anschluss verpasst und vielleicht war es bei einer dieser Werbepausen, dass ich die erste Filmkritik zum „Revenant“ gelesen habe. Dem Film, der Leonardo di Caprio heute Nacht endlich zum Oscar verholfen hat. An sich handelte der Artikel vom Regisseur, von Alejandro González Iñárritu, der als erbarmungs- und kompromisslos gilt in der Branche und von Schauspielern wohl geliebt und gefürchtet wird.

Was mir an der Beschreibung des Films von Vornherein gefallen hat, war, dass er so gedreht wurde, wie ich mir das wünsche. Handlungschronologisch und ohne künstliches Licht. Das finde ich so viel authentischer als Anfangs- und Schlussszene an einem Tag zu drehen, bloß, weil sie am selben Ort stattfindet oder ein Schauspieler nur an diesem Tag kann. Ich fühle mich als Zuschauer, der zwischen den Szenen vielleicht fürchterlich leidet, verhohnepipelt, wenn an sich schon alles feststeht. So hintereinander gefällt es mir besser. Ein Abbild der Realität quasi. Ein Happy End sollte es aber dennoch geben, denn wer plagt sich schon gerne durch einen Film und steht dann vor einem offenen Ende oder gar einem schlechten?

Leonardo di Caprio hat für seine meiner Meinung nach unfassbar authentische Darstellung zu Recht den Preis bekommen. Ich finde sowieso, dass er all seine Rollen gut wählt und sich dabei keinesfalls schont, was speziell bei diesem Film so Manchen schockt. In meinem Bekanntenkreis gibt es eine reizende Herrenrunde, allesamt gstandne Mannsbilder von beeindruckendem Format, die allerdings fast schluchzend aus dem Film gegangen sind, was ich mir nur so erklären kann, dass sie sich als Männer eben sehr mit dem Helden identifiziert haben, wie das eben auch bei Superman oder James Bond der Fall ist und das hat ihnen nicht gut getan. Langer Rede, kurzer Sinn: Herzlichen Glückwunsch, Leo! Und auch herzlichen Glückwunsch zur Oscarrede, in der er nicht einem einzigen Menschen gedankt hat, sondern sich völlig auf sein Anliegen, die Klimaerwärmung, konzentriert hat. Allein das finde ich einen Oscar wert.

2 Gedanken zu „Der Oscar für Leo“

  1. Auch ich freue mich über den Oscar von Herrn di Caprio obwohl er nicht der Mann ist, nach dem ich mich umdrehen würde. Und daß er seine Dankesrede derart gehalten hat, glaubt man kaum im doch so schnelllebigen Amerika.
    Viel mehr rege ich mich über diese Proteste der Schwarzen auf. Wenn da ein Schauspieler Hervorragendes geleistet hätte, hätte man ihn auch nominiert. Ich weiß nicht, was das Gejammere soll. In der Relation gibt es halt doch mehr weiße als schwarze Schauspieler und dann ist das halt so.

  2. Ich habe mich auch gefreut, weiß nicht warum, bin auch kein so großer Fan. Vielleicht war es, weil er mein Leben mit seinen doch sehr vielfältigen Filmen begleitet und weil er halt schon mehr als 22 Jahre drauf gewartet hat. Vielleicht ist es aber auch Mitleid, weil es halt immer wieder gesagt wurde, dass er ihn verdient hätte. Nun gut, ich bin keine Fachfrau! Diesen neuen Film weiß ich nicht, ob ich den anschaue bevor er nicht im Free TV läuft und dann entscheide ich, wie gut er für mich war. Aber eins ist klar: „Titanic“ ist und bleibt sein bester Film 😉

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