Blue Monday? Von wegen!

Heute ist – statistisch gesehen – der Tag für Depressionen, der Blue Monday. Man ist zurück am Arbeitsplatz, hat zu viel gegessen, zugenommen und ein schlechtes Gewissen, bzw. kein Geld mehr wegen der teuren Weihnachtsgeschenke. An genau diesem Blue Monday sind wir bei Neuschnee (endlich) beim Skifahren und ich habe mehr Geld für ein Unterhemdchen ausgegeben als sich mein Mann jemals erträumt hätte. Allerdings für etwas mit viel mehr Stoff, mehr Strech, weniger Spitzen, mehr Technik und anderer Farbe. Ein Desaster. Ich kann Ihnen sagen, für mich als Schwaben war diese Investition eine wahre Herausforderung. 129 Euro für ein weißes Ding mit ausgeschnittenem Busen und lauter grafischen Elementen drauf. Funktionswäsche nennt sich das.

Die Verkäuferin war einer dieser typischen, touristenerprobten österreichischen Profis. Sie hat sich durch meine Skepsis und das dauernde Betonen, dass ich das doch früher auch nicht gebraucht hatte, nicht aus der Ruhe bringen lassen und ist gleichmütig freundlich geblieben. Mein Mann kann ein Lied davon singen, aber andererseits hat er einen großen Anteil an meiner strikten Ablehnung von Funktionswäsche, denn er ist ein absoluter Fan von Sport- und Funktionskleidung jeder Art für jede Sportart. Ich hingegen bin in dem Glauben groß geworden, dass zwar eine Kopfbedeckung lebensrettend sein kann – zumindest vor dem Zorn der eigenen Mutter – aber dass ansonsten auch normale warme Kleidung genügt. Und das hat es bislang auch. Das Blöde ist mein Gedächtnis.

Wir haben letztes Jahr im März, April nach zehn Jahren wieder mit dem Skifahren begonnen und da es ein extrem warmes Frühjahr war, ist mir entglitten, dass Pisten und Wintersport etwas mit Kälte zu tun haben könnten. Dumm von mir. Dafür haben wir etwas wiedergefunden, das ich fast verloren geglaubt hatte: das Skigefühl von früher. Als ich mit meiner Oma bei der Frau Frey in Berwang war. Dieses völlig unaufgeregte Sporterlebnis, bei dem man abends um halb sieben ohne doofes Wellness vorher zum Essen geht, weil man sonst einschläft und dann gerade noch die erste halbe Stunde von einem Film schafft. Übrigens, es ist jetzt zehn vor neun, ich muss schlafen, mein neues Unterhemd und die Piste warten!

6 thoughts on “Blue Monday? Von wegen!

  1. Ich liebe, genau wie der Ehegatte der lieben Bloggerin, auch Funktionswäsche und Sportkleidung jeglicher Art. Wenn es damals als ich noch wirklich Sport getrieben habe, solche Klamotten gegeben hätte, es wäre fantastisch gewesen. Ich war schon immer ein Verfechter dafür, dass das Equipment zu jeder Sportart stimmen muss. Also egal, was ich angefangen habe, das Outfit musste stimmen! Heute beschränkt sich das auf bequeme, wasserdichte Schuhe für den Wald und eine Multifunktionsjacke! Auch als ich fast weinend meine ersten Nordic Walking Stöcke gekauft habe, musste das Markenoutfit aus dem Sportgeschäft sein. Auch meine Yogamatten sind hochpreisige Spezialprodukte, sonst macht es mir einfach keinen Spaß! Nun, wie jeder weiß bin ich nun in dem Alter, wo sich meine sportlichen Betätigungen sehr reduziert haben. Gut ist, ich habe eine sportlich Tochter, haha, und da kam erst gestern die Tüte von H&M voll mit Sportsachen (ja, bei im Wachstum befindlichen Kinder kauft der Schwabe auch mal günstig ein)!

    • Ach, wie ärgerlich, mir fehlt das völlig. Ich fand schon immer die Fahrer am coolsten, die mit Hemd und Pulli unter der Skijacke gefahren sind. Es liegen in diesem Falle Welten zwischen meinem Mann und mir. Nur die Kälte kann sie momentan überbrücken. Aber wer weiß, vielleicht spiele ich heute Abend in Eurer Liga mit?!

  2. Bei diesem wundervollen Artikel kann ich nur sagen, holde Jugend, wohin bist du entschwunden? Wenn ich an meine Skikleidung denke, das war in den Augen meiner Mutter auch irgendwie Funktionskleidung. Schwarze Überfallhosen aus sehr grobem, kratzigen Wollstoff, darunter Baumwollunterhosen, ein Baumwollunterhemd, einen selbstgestrickten Pullover, selbstgestrickte Socken, ein Popelineanorak mit leichtem Futter, selbstgestrickte Fäustlinge und dann lederne Skistiefel mit Lederriemen oben rum. Nach einem Tag im Schnee waren die Skistiefel durch und durch nass und wurden mit Zeitung ausgestopft neben den Holzofen gestellt, darüber wurden die tropfnassen Socken und Fausthandschuhe und die nassen Hosen aufgehängt. Man hatte nur eine Ausrüstung. Gefroren haben wir nie! Wir mussten uns so plagen, alles mit den Skiern ohne Kanten aufsteigen, Lifte gab es nicht und wenn irgendwo einer war, dann fuhr höchstens meine Mutter damit. Mein kleiner Bruder und ich mussten zu Fuß hinauf.
    Damals waren die Winter lang und wirklich sehr kalt. Heute verbringt man die meiste Zeit mit Stehen am Lift, im Lift sitzen und dann schnell ins Tal rasen. Logisch, dass man da friert. Ach, ich bin froh daß meine beiden Hüften und der Rest mir das Skifahren nicht mehr erlauben. Ich habe auf jeden Fall nicht nur das Unterhemd, sondern auch noch Socken und Handschuhe in Funktionstechnik gespart. Obwohl, jetzt so hier im Bett, trotz dicker Biberbettwäsche und Megazudecke und Heizung an, habe ich eiskalte Füsse und Hände. Denke über bettgeeignete Funktionswäsche nach.

    • Hier muss ich korrigierend eingreifen: Wir müssen gar nie anstehen und sind dank neuester Technik so rasend schnell, dass uns der Fahrtwind auskühlt. Das ist Tatsache. Und deshalb habe ich heute auch noch die Hose gekauft. Damit hat sich der Wert meiner Wäscheschublade vermutlich verdoppelt.

    • in der Tat hatte ich vorhin schon eine Freundin gefragt, ob ich sie einlagern könnte. Sie hat keinen. Ob man allerdings einem fröstelndem Prunkschaf trauen kann?? Sehr freundliches Angebot in jedem Fall, vielen Dank.

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