Jubel, Trubel, Ohrenstöpsel

Also diese letzten Tage hatten es echt in sich. Nicht nur, dass ich jeden bis auf einen Tag in den letzten zehn Tagen ein Festessen hatte, viele davon selbst gekocht, es war natürlich auch noch Weihnachten in allen Variationen, Freundetreffen auch in allen Variationen und das Wiedersehen von Familienmitgliedern, die man sonst eher selten sieht. Dafür sind wir ins wunderschöne, komplett schneefreie Südtirol gefahren, haben dort das ehemalige Präsidentenehepaar beim Einkaufen im Supermarkt gesehen und einen träumenden Elefanten bewundert, wir waren im entspannt-mondänen Meran, im weltoffenen Bozen und sind schließlich in mein geheimes Traumziel zwischen den Jahren gefahren, nach Venedig.

Treue Leser erinnern sich, dass ich hier letztes Jahr mein Meeresfrüchtetrauma überwunden habe und meinen Mann im letzten Jahr an den Rand des Ruins gefuttert habe. Und weil das so schön war, geisterte der Gedanke „Venedig“ schon seit einigen Wochen unstet in meinem Kopf herum. Zuerst war er völlig absurd, weil wir ja – wie viele andere – Skifahren gehen wollten. Dann aber, als ich zum Glück unser Hotel storniert hatte, weil das Wetter eher frühlingshaft als schneesicher war, wurde er stärker und stärker und gestern dann, im sonnigen Meran, brach er alle Bahnen und traf mit seiner gewaltigen Flutwelle auch direkt ins Ohr meines lieben Mannes, der sich freudig an die Wonnen in unserem Silvesterrestaurant und die sonnigen Spaziergänge durch winterleere Gassen erinnert hat.

Heute Mittag sind wir also angekommen und wurden zum allerersten Mal seit wir hierher kommen, wahnsinnig positiv beim Hotelbetreten überrascht. Nicht nur trug der Concierge die gleiche Weste wie mein Mann auf der Wiesn, er hat uns auch noch ein Upgrade gemacht und das Zimmer war sogar schon frei. Wir konnten so viel Glück kaum fassen und waren beinahe misstrauisch, was nicht einfach war bei der Schönheit des Foyers. Das Zimmer hat alles übertroffen, was wir jemals in Venedig beschlafen hatten und wir sind im Glücksrausch zur Piazza San Marco getaumelt um dort den ersten Spritz zu trinken. Ein netter Ober hat mir sogar frisch gestärkte Tischdecken gegen die Kälte auf den Stuhl gelegt. Nach weiteren einprägenden Erlebnissen, auf dem Weg zum Restaurant unserer Wahl, hatten wir jedoch das mit Abstand wunderbarste Erlebnis, denn eine winzige Kleinigkeit hatte mein und damit unser Glück bis dato getrübt: ich hatte meine Ohrstöpsel vergessen und die Apotheken waren schon geschlossen. Kurz vor unserem Restaurant kamen wir nun an einer Apotheke vorbei, zwar geschlossen, dafür mit einem Automaten, der alles Wichtige für die Nacht bereit hält. Zwischen all den Kondomen, Tampons und Kopfwehtabletten fanden wir, was zu unserem gemeinsamen Glück noch gefehlt hat: Ohrstöpsel aus weichem Gummi, denn mit denen aus Wachs kann ich nichts anfangen. Die gab es aber auch. Übrigens saßen wir kurz danach neben dem Star aus „Robocop“, aber das war bei Weitem nicht so toll.

3 Gedanken zu „Jubel, Trubel, Ohrenstöpsel“

  1. Neid ist ein zu kleines Wort. Folglich werde ich zu dieser Stadt im Meer nicht viele Worte verlieren. Der Fußballgott und ich werden verschärft Lotto spielen um spätestens zu meinem 75. wieder, gemeinsam mit dem „Übersetzerehepaar“ in die Stadt am/im Meer zu reisen. Wir wollen wieder mit einem Motorboot nur für uns! aus Holz! überall! durch alle Kanäle fahren und zwar morgens, mittags und abends. Und ich will dann endlich meinen Traum wahrmachen und einmal im Leben Gondel fahren. Uns genügt ein Essen pro Tag, etwas Champagner, weil das Wasser in dieser Stadt soll nicht so arg gut sein, ein Bett und dann halt noch ein kleines Frühstück und Sonne, Sonne, Sonne.

    1. Ach, das sollte doch drin sein. Mit dem Boot konnte man gar nicht richtig rumcruisen, weil die Seitenkanäle fast ohne Wasser waren. Möchte man ja gar nicht meinen, dass so einer Meeresstadt mal das Wasser ausgeht. So ganz hab ich es auch noch nicht verstanden!

  2. Ja, was soll ich sagen Neid ist da fast ein bisschen untertrieben, nicht dass ich es dem glücklichen Paar nicht gönne, aber irgendwie wünsch ich mich auch mal an einen besonderen Platz zu Silvester. Werde das mal näher ins Auge fassen und vielleicht klappt das ja mal. Ich wünsche natürlich der lieben Bloggerin schöne Tage und Recht hat sie man muss das Leben genießen!

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