Weihnachten reloaded

Traditionell ist der zweite Feiertag der Tag, an dem man wieder etwas zur Besinnung kommt und sich vornimmt, nie mehr etwas zu essen. Dann stöbert man wieder durchs Internet, bestellt sich normale Dinge wie Haarschampoo und zermartert sich das Hirn, wie möglichst alles, was nicht gegessen wurde, zu einem sinnvollen Ganzen zusammengestellt werden kann und dann auch noch schmeckt. Ich habe dieses Jahr gut gehaushaltet und kann mit Fug und Recht sagen, dass von allem genau so viel da war, wie gegessen wurde, mit einer kleinen Extraportion, die man lieben Verwandten dann aufdrängen kann. Der Hirsch, der sich im Vorfeld ziemlich aufgespielt hat, hat nach einem langen Rotweinbad ein Einsehen gehabt und war so zart wie ihn sich Frau Hirsch zu Lebzeiten sicherlich oft gewünscht hätte.

Der zweite Feiertag ist auch der Tag, an dem Zeit ist, sich Büchern zuzuwenden und sich zu freuen, wie gut einen Menschen kennen, neue Kosmetik auszuprobieren, was in dem Stadium von Alkohol- und Fleischgenuss sicherlich auch nicht schlecht ist und einfach so auf dem Sofa rumzuwellern. Kurzum, der zweite Feiertag ist an sich ein Weihnachten reloaded nur ohne Erwartung und Aufregung, sondern mit dem wohligen Gefühl, dass alles schön und gut war. Das Einzige, das dieses Jahr irritierend und auch problematisch war, ist das Wetter. Denn diejenigen unter uns, die nicht mit hoteltauglichen Kühlschränken gesegnet sind, haben einen wichtigen Lagerort an die frühlingshaften Temperaturen verloren: den Balkon. Und so musste ich dieses Jahr im Tagesverlauf immer wieder auf den Balkon und Lebensmittel dem Sonnenverlauf entsprechend umlagern. Dass das gut gegangen ist, habe ich heute Morgen bestätigt gesehen, als ich nämlich mit all meinen Gästen der letzten Tage telefoniert hatte.

Überhaupt macht man sich vermutlich viel zu viele Gedanken über die Kocherei, denn bei meinem Streifzug durchs Netz habe ich erfahren, dass die wenigsten jungen Frauen heute noch kochen können und dass sie damit mit den jungen Männern gleichziehen. Wie schade. Was tut man denn dann die ganze Zeit? Ich – und die meisten meiner Freundinnen ebenso – kann mich ganz wunderbar beim Kochen entspannen und finde nichts schöner, als wenn ein Konzept aufgeht, was sich meist erst am Tisch zeigt und die Sache spannend macht. Wofür nutzen Menschen, die ihre Tage nicht mehr auf dem Feld arbeiten müssen, Autos haben und eine Waschmaschine – oder gar Zugehfrau – ihre Zeit? Die Armen schauen wahrscheinlich schlimme Filme oder spielen irgendwas oder sehen sich Kochshows an.

3 Gedanken zu „Weihnachten reloaded“

  1. Da wir bei der Verteilung des Resteessens vom 1. Feiertag die A….Karte gezogen hatten, mussten wir heute mit einem Topf voll Sauerkraut mit Leberknödel und Geselchtem Vorlieb nehmen. War auch gut, da ganz alleine vom Fußballgott gezaubert, aber der Hirsch……..wir haben ihm wahrlich nachgeweint. Wir haben heute zum Ausgleich und Vertreiben der schweren Gedanken über den Verlust des Hirsches einen wundervollen Frühlingsspaziergang gemacht. Abends nun gedachte ich dem Fußballgott eine Freude zu machen und mit ihm zusammen fernzusehen. Ha! Ein Schuß in den Ofen. Zumindest von 19 – 20 Uhr. Habe sehr schnell die Flinte ins Korn geworfen und mich zu den wundervollen Büchern, die mir Weihnachten wiederum beschert hat ins Bett verabschiedet und bin hier nur glücklich. Lesen ist für mich das Erfüllenste und Allerschönste geworden, das ich mir vorstellen kann. Wenn ich, was eigentlich nicht passiert, mal überhaupt nichts zum Lesen dabei habe, bin ich in meiner Not bereit das Telefonbuch zu lesen oder irgendwelche herumliegende Zettel, die völlig ohne Aussage sind. Aber so, es war Geburtstag und es war Weihnachten und ich habe noch Bücher zu lesen bis, ich schätze mal Mitte Februar. Und dann??

    1. Dann fangen wir halt an, Valentinstag zu feiern. Wenn ich eins gelernt habe, dann die Feste zu feiern, wie sie fallen. Meine liebe Mare weiß, was ich meine, denn wir hatten einen herrlichen Resteabend, der weit mehr Reste produziert hat, als ich vorher hatte und von denen profitiert nun das Prunkschaf und der Fußballgott. Getreu dem Weihnachtsmotto: Adeste Fideles, Freut Euch!

  2. Diese wirklich ausgezeichneten sogenannten Reste waren wirklich hervorragend! Vielen Dank! Ganz ehrlich ich hätte nicht gedacht, daas ich noch soviel essen kann! Ich habe aber das Leuchten in den Augen der lieben Bloggerin gesehen, das still sagte: sie schaffen es nicht alles aufzuessen und sie war zufrieden! Auch ich möchte Danke sagen für die wunderbaren Geschichten und freue mich, daran Teil zu haben. Ich wünsche nun der lieben Bloggerin und dem verehrten Prunkschaf einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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