Reisen mit Mona

Schon einmal in diesem Jahr hatte ich in der zweiten Klasse, die selten wesentlich günstiger als die erste ist, reizende Reisebegleiter und auch dieses Mal tat sich eine ungewöhnliche und charmante Begleiterin auf. Bereits auf dem Weg zum allerletzten Wagon, der so weit nach Paris hineinragte, dass der Bahnsteig schon ganz schmal und spitz war, glaubte ich, ein Miauen zu hören. Jetzt könnte es ja durchaus sein, dass irgendwo auf dem Bahngleis eine Straßenkatze wohnt und sich von den blöden Tauben am Bahnhof (leider verirren sich Karl und Gertrud nicht hierher) oder von angenagten Baguettes ernährt. Oder dass ich Halluzinationen habe. Als wir dann unsere ziemlich engen Plätze eingenommen haben, kam das Maunzen mir nach. Und setzte sich neben mich. Es gehört Mona, einer achtmonatigen Perserkatze, die viel zu heiß hat.

Nach vielen vergeblichen Versuchen, Mona zu beruhigen, habe ich sie zu mir in meine Handtasche inklusive Kaschmirschal eingeladen, sie aber wollte lieber auf meinen Computer. Von dort aus ist sie aufseufzend vor Wonne auf die Lamellen der Klimaanlage gekrabbelt und da liegt sie nun und starrt abwechselnd mich und ihr Frauchen an. Sie liegt zufrieden auf diesen unbequemen, scharfkantigen Stäben, aber nachdem ich sie anegfasst hatte, wusste ich, warum ihr so heiß und unbehaglich war. Sie besteht zum überwiegenden Teil aus Fell, drunter ist quasi ein kleiner Vogel von der Struktur her. Nichts Griffiges, nur zarter Plüsch und Knöchelchen. Und empörte Augen. Armes kleines Ding. So ein mobiles Leben – und wenn es nur zwischen Paris und Straßburg ist – ist für eine Katze nicht das wahre Leben.

Für mich übrigens auch nicht, aber ebenso wie für Mona gehört es für mich zum Alltag. Für meinen Mann sowieso, aber dem macht es nicht so viel aus. In der ayurvedischen Lehre und auch in anderen Versuchen, Menschen zu typisieren, gibt es diejenigen, die immer in Bewegung sein müssen, überall zu hause sind und die Stabilität im Wandel finden. Zu denen gehöre ich sicher schon mal nicht. Ich finde es zwar schön, mal hier, mal dort zu sein, habe mich auch zu einem großen Teil daran gewöhnt, aber bereits wenn ich ein Hotelzimmer betrete, packe ich alles aus, arrangiere die halbe Einrichtung um und stopfe alle Prospekte und Briefmappen und Bibeln in Schubladen, denn bei mir daheim habe ich das alles auch nicht herum liegen. Mona scheint mir eine vernünftige und liebenswerte Reisegefährtin, sie liegt jetzt ganz ruhig da und sieht meinen lackierten Fingern zu, wie sie über die Tasten sausen.

4 Gedanken zu „Reisen mit Mona“

  1. Eine Katze im Zug! Ja sag mal ich bin empört! Da kommen wir wieder mal dorthin, zu fragen: darf man heutzutage alles machen? Ich überlege schon zehnmal, ob ich meinen süßen Hund mit in die Stadt nehme, weil er vielleicht zu viel Stress haben könnte. Ja, gut nach dem letzten Besuch der lieben Bloggerin hat sich das geändert, man braucht halt manchmal einen Anstoß! Aber eine Katze im Zug, also das finde ich schon Tierquälerei. Andrerseits kann sowas auch nur der lieben Bloggerin passieren; über was hätte sie sonst schreiben können?

  2. Mare, ich hatte die gleichen Überlegungen. Gerade diese hyperempfindlichen Damen im Ausland und dann noch Katze. Alle Katzenallergiker der Welt würden aufheulen, wenn das in deren Zug-Abteilen der Fall gewesen wäre. Diese Katze ist allerliebst, nur ich hätte Angst, dass sie erschrickt und nicht mehr einzufangen ist. Ein Hund ist vergleichsweise wie ein Schaf so harmlos. Aber Mare, Du siehst, man muss alles nur mit einem souveränen Selbstverständnis machen und es wird akzeptiert.

    1. Ihr zwei seid ja so süß, ich hab es normal gefunden, mit soviel Fell konnte sie ja gar nicht im Hausele bleiben. Wäre ja verkocht, das arme Ding.

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