Bumerang

Ich war heute Mittag mit einer Bekannten beim Essen. Sie hat keine eigene Familie gegründet, weil ihr ihre Arbeit sehr wichtig ist und ihr – sie ist gläubig – die Ehe und ihre Bedeutung und Wichtigkeit heilig sind. Der Ärger und Aufwand, den sie als Nichtverheiratete mit ihrer angestammten Familie hat, macht jedoch einen arbeitslosen Säufer und fünf Kinder auf der schiefen Ebene wett. Ich komme immer wieder zu der Überzeugung, dass sie adoptiert sein muss oder mit einem schwierigen Karma in ihr Leben gegangen ist. Ihre Schwestern haben Kinder von verschiedenen Männern, ihr Vater ist keine Ahnung wo, ob tot oder nur verschwunden, ich habe es vergessen oder wir haben nie drüber gesprochen. Ihre Mutter ist schwierig. Sie mäandert zwischen ihren Kindern hin und her und geht ihr zwischendurch mächtig auf den Geist.

Nun war eine Lösung in Sicht und auch realisiert. Die Mutter ist zurück in ihre Heimat gegangen, was praktischerweise eine Insel ist. Alle haben aufgeatmet und da zu diesem Zeitpunkt auch noch die Nichte aus ihrer Wohnung ausgezogen war – jeder meint, da sie selbst keine Kinder hat und gut verdient, sei es quasi normal, dass sie sich um die Kinder kümmert, mit ihnen in den Urlaub fährt und ihnen den Führerschein bezahlt – schien einem freien Leben nichts mehr im Wege zu stehen. Heute also treffe ich sie nach langer Zeit wieder, sie war förmlich abgetaucht und was erzählt sie mir als Erstes: Ihre Mutter ist wieder zurück, geflüchtet von der Insel, ihren Verwandten dort und wohnt nun bei ihr. Peng!

Ist das Karma, ihre Bestimmung? Was ist es? Wie soll sie damit umgehen? Sie befindet sich immer wieder in derselben Situation, unter der sie aber doch leidet. Ich hatte vor Schreck gleich gar keinen Rat, konnte nur leicht entsetzt zuhören. Das ist so unwahrscheinlich und absurd alles. Nun sucht sich die Mutter eine Wohnung in Südfrankreich, wo der Bruder lebt, aber meine Bekannte hat – zu Recht, wie ich meine – Angst, dass auch das nicht klappt und alles wieder auf Null geht. Nur um das klar zu stellen: sie mag ihre Mutter und sie tut ihr auch Leid, aber ist das nicht drollig, dass sie immer wieder an denselben Punkt kommt? Auch mit ihren Schwestern, die mit ihr Schlitten fahren. Ja, da gibt es wohl prima Erklärungen, aber puh, kann nicht mal was einfach sein?

2 Gedanken zu „Bumerang“

  1. Ja Wahnsinn! Wie alt ist denn die Bekannte? Wie wir alle wissen, ist es ja nicht immer einfach zwischen Mutter und Tochter, auch ich muss das mit meiner (also meiner Tochter) schon erleben, dass da schon mal ein falsches Wort zu einem Streit führen kann. Nun ist meine Tochter noch in dem Alter wo sie glaubt, wir trennen uns nie und sie wird auch nie von mir weggehen. Eigentlich sehr goldig, aber wir wissen ja alle, dass dies nicht eintreffen wird und das ist auch gut so. Wo ich wieder bei der Bekannten bin. Ohne sie zu kennen, denke ich, hat sie die Opferrolle in der Familie eingenommen, ist immer für alles da und fand das vielleicht bis jetzt auch gut so. Nun muss sie halt mal Stellung beziehen und sagen, was ihr nicht passt, so schwer es auch ist. Und vielleicht mag sie die Rolle ja auch, Retterin in allen Situationen zu sein!

  2. Schon beim Lesen werde ich so böse, dass ich eigentlich nicht weiterlesen mag. Es ist superbequem, Opfer zu sein! Kann ich mitreden! Es ist leichter, die Wünsche anderer zu erfüllen, als eigene zu äußern. Toll, aber irgendwann sollte man schon aufwachen und mal über den putzigen Spruch „jeder ist seines Glückes Schmied“ nachdenken.

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