Allein unter Bauern

Heute habe ich das ungewöhnlich warme Wetter genutzt und mich mit meiner Mutter in der Stadt getroffen. Wir haben einen Pürierstab im Geschäft meines Vertrauens gekauft und sind dann noch zum Essen gegangen. Es gibt da ein Restaurant auf unserer Prunkmeile, das einen Großteil seines Ruhmes zwei Faktoren verdankt: einem exzellenten Koch und seiner Kleinheit. Der Sohn des Besitzers meint leider, der Ruhm sei seinem Charme zu verdanken und verteilt ihn in alle Richtungen. Das soll womöglich den schwierigen Service wieder gut machen. Wo sich sein Charme heute gar nicht verfangen hat, waren die drei Damen hinter uns, die einen Cappuccino, einen Caffe Latte und ein Wasser bestellt hatten. Nein, nichts zu essen.

Als es wirklich sehr lange gedauert hat, haben sie ihm mit den Fingern geschnippt und salopp gerufen „Sie, kommen Sie mal her“, was sich bei einer hochsensiblen italienischen Gastronomenseele nicht gut verfängt. Unverständnis bis hin zur Patzigkeit war die zu erwartende Reaktion. Aber erwarten hätte ein aufmerksamer Kellner das schon, denn schließlich sind heute über zweieinhalb Tausend Bauern aus ganz Bayern nach Augsburg gekommen, um zu demonstrieren. Sie möchten in einem Restaurant bedient werden und sie möchten höhere Milchpreise und gerechtere Bezahlung, denn schließlich sorgen sie für unser Essen wie meine Mutter zu Recht festgestellt hat. Ich finde, die Kosten für Lebensmittel sind sowieso lächerlich niedrig und die für Fleisch nachgerade ein Skandal.

Fleisch und Tierprodukte müssen meiner Meinung nach wieder so hoch werden, wie vor fünfzig, sechzig oder mehr Jahren. Es ist abartig, dass ein Schnitzel 1,29 kostet und ein Billignagellack 2,99. Das ist ein Skandal und man kann gar nicht genug dagegen demonstrieren. Sobald die Preise sich ändern und zwar nach oben, ändert sich auch das Essverhalten und damit die Gesundheit der Menschen, davon bin ich überzeugt. Ich habe mal gelernt, dass das, das nichts kostet, auch nichts wert ist und das ist leider auch bei einem Tierleben, bzw. Fleisch so. Insofern konnte man heute mal wieder über Vieles nachdenken, nicht nur über die Divenhaftigkeit italienischer Kellner. Ich hatte dazu genügend Zeit, ich habe inmitten aller Traktoren und aufgebrachter Landwirte recht lange festgesteckt.

Ein Gedanke zu „Allein unter Bauern“

  1. Sandra featuring PRUNKSCHAF:

    Es war in der Tat so wie von der sehr verehrten Bloggerin beschrieben. Eigentlich ganz nett. Anfang der Woche haben wir wegen einer Präsentation von gefühlten hundert weißer BMWs in der Prachtstrasse des römischen Feldlagers keinen Parkplatz bekommen und heute wegen der Traktoren, die z.Teil mit Langholz und Bierkästen und Lautsprechern beladen waren. Wir hatten dann zwar einen Parkplatz, konnten dann aber nicht mehr rausfahren, wegen der Demo. Ich schon, mein Rollator ist halt doch was ganz anderes, auch Allrad übrigens! Aber das will ja niemand wissen. Ich bin auch der Meinung, dass die Preise für Milch und Fleisch unbedingt in die Höhe müssen, erstens würde die Gesundheit durch weniger Fleischkonsum geschützt werden und die Landwirte hätten bessere Möglichkeiten, ihre Tiere fair aufzuziehen. Das Problem bei allen Dingen, mit denen sich die Politik beschäftigt und die von oben „reguliert“ werden ist, dass die Politiker keine Ahnung haben, worüber sie reden! Keiner kommt, bei welchem Ressort auch immer, aus der Praxis. Hier muss ich aufhören, sonst schweife ich ab und der Artikel kann nicht erscheinen wegen Aufmüpfigkeit.

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