Gabrielle und ich

An diesem Traumort, mitten in der Provence, an dem ich gerade bin, wurde mir auch eine SPA-Behandlung angeboten. Da ich in Bangkok und nicht nur dort die übelsten Erfahrungen mit grausamen Masseurinnen gemacht habe, bin ich nicht mehr so sehr dafür zu haben, dass mich jemand anfasst und habe gefragt, ob es auch nur eine Gesichtsbehandlung gäbe. Meine beiden besorgten und goldigen Stammkommentatorinnen werden nun einheitlich aufjaulen, wie man – neben unreflektierten Friseurbesuchen in Ländern, deren Sprache man nicht spricht – auch noch so etwas machen kann. Ich kann sie beruhigen, die Domaine, in der ich bin, ist sozusagen ein Garant dafür, dass einem nichts Böses geschieht.

Und so bin ich also vorhin in meinem Bademäntelchen ins Beautycenter gehoppelt, vorbei an jahrhundertealten Platanen, einladenden Korbsesseln und allem, was halt so dazugehört, wenn man für seine Familie einen Familiensitz sucht, wie es der Besitzer der Domaine de Manville vor vielen Jahren getan hat. Gabrielle hat mich schon erwartet und mich zunächst noch zögerlich gefragt, ob englisch oder französisch und da ich schon meine letztwöchige Maniküre auf französisch gemeistert habe (und nein, ich gehe nicht jede Woche zur Kosmetik oder Maniküre, das ist eine unglückliche Ballung in einer sonstigen Beautywüste), habe ich mich tollkühn für französisch entschieden.

Das hat sie so sehr gefreut, zusätzlich zu dem Umstand, dass sie mich relativ gegenwehrlos wegen meines Gebrauchs von Abschminktüchern ausschelten konnte, dass sie wie ein sehr wilder Wasserfall angefangen hat zu sprechen. Sie hat damit ein Perpetuum Mobile ausgelöst, das wie folgt ging: sie strich mir etwas ins Gesicht, was köstlich geduftet hat, verteilte es mit sanft kreisenden Bewegungen und kaum dass sie zufrieden mit ihrem Werk war, war eine Antwort von mir erforderlich, für die ich mich anstrengen und damit leider auch die Stirn runzeln musste. Die strich sie mir nimmermüde wieder glatt und erläuterte mir dabei, was ich idealerweise zuhause tun (Reinigungsschaum kaufen) und vor allem in keinem Fall tun sollte (Abschminktücher benutzen). Auf diese Art hätten wir – ich zumindest – noch stundenlang weitermachen können, vor allem, weil die Liege durchgängig beheizt war. Aber leider, leider muss ich jetzt zu meinem Gourmetmenu eilen.

3 Gedanken zu „Gabrielle und ich“

  1. Ich bin fassungslos über die Tollkühnheit der lieben Bloggerin. Man bekommt schon irgendwie den Eindruck des Lebens einer Luxuspuppe. Nun ja, es sei ihr gegönnt. Ich finde es super, in Frankreich zur Kosmetikerin zu gehen. Wenn nicht da, wo sonst? Gut, ob man in Polen zum Friseur gehen muss, bleibt für uns vorsichtige Skorpione ein ewiges Geheimnis. Ich hoffe, ich kann die ausgesprochen gepflegte junge Dame noch erkennen.

    1. Hurra, Mare, Glückwunsch!!! Die Jubeltage reihen sich diese Woche aneinander: das war Dein 200. Kommentar! Und ja, man kann mich noch erkennen, ich tue das ja alles nur, um all Eure schönen Skorpiongeburtstage gebührend schön zu feiern!

  2. Das ist sehr klug von der sehr verehrten Bloggerin, sich für unsere Jubeltag aufzurüschen. Ich werde auf so eine Quälerei verzichten, bzw. ich ziehe so etwas schon garnicht in Erwägung. Ich bin ein absoluter Feind von derartigen Quälereien. Das bringt mich zurück n das schönste Hotel, in dem ich je war. Im Spreewald mit der sehr verehrten Bloggerin. Blöderweise mitgebucht waren Kosmetikbehandlungen. Wir lagen beide nebeneinander auf hohen Betten und wurden – ich weiß es nicht mehr – entweder massiert, oder mit Creme im Gesicht behandelt. Um uns herum gab es kaum Menschen in Straßenkleidung, alle liefen vergeistigt in weißen Bademänteln an wunderbar duftenden Gewässern und offenen, brennenden Kaminen vorbei, ein wahres Kerzenmeer brannte in diesen heiligen Hallen. Für mich war das die Vorhölle. Wie glücklich war ich morgens um sechs, als ich völlig alleine im Außenpool meine Bahnen zog und keiner meine lederapfelartige Haut sehen konnte. Schön war es dort, aber ohne Kosmetik noch viel schöner.
    Mare, mein Mitskorpion, morgen denke ich fest an Dich!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert