Graue Sonntage

Schon öfter habe ich mich geoutet. Und zwar als ziemlich fauler Sofasitzer. Wobei, das stimmt nicht. Ich mag nur die Option, auf dem Sofa sitzen zu können, das eigentliche Sitzen muss dann gar nicht mehr sein, es genügt, es zu können und dann irgendwas zu tun. Am liebsten ist das bei mir kochen oder backen. Und am oberallerliebsten mit dem, was ich noch zuhause habe oder finde. Dann muss man sich nicht viele Gedanken machen, hat ein gutes Gewissen und ist überrascht, zu welch kreativer Höchstform man auflaufen kann. Ich kann mich an ein Weihnachten in Rom erinnern, an dem wir nach diesem Motto unfassbare Kalorienbomben fabriziert und eigentlich ununterbrochen gekocht haben.

Das Beste aus dem machen, was da ist, ist wohl das Motto der Stunde. Oder wie der Mann meiner Mutter so schön auf hessisch sagte: Mer kann nur mit de Medsche tanze, die da sin. Bringt ja auch nichts. Klar, sollte man immer nach Verbesserung und Emporklimmen streben, das tun schon Elektronen auf den Energieebenen. Mein Mann hat mir das mal bei unserem ersten gemeinsamen Frühstück in Dresden nahe der Elbwiesen, auf denen übrigens seine Mutter als Kind und Flüchtling gerastet hatte, erklärt. Und mich, nur weil ich nach siebzehn Jahren nachgefragt habe, wie es nun genau war und ob es Atome oder sonstwas waren, gebeten, doch ein anderes Beispiel zu wählen. Tu ich aber nicht. Welche Frau merkt sich bitte so einen absurden Schmarrn über so viele Jahre? Das hätte er mal sehen und honorieren sollen. Also wirklich.

Heute interessiert ihn vornehmlich, was ich aus drei Birnen und nur einem Ei gemacht habe. Dass ich – für seinen Geschmack – grässlich viel Gemüse im Kühlschrank habe, das noch verarbeitet werden muss, weiß und fürchtet er. Aber, wie gesagt, wir machen das Beste draus. Am besten kann man das natürlich, wenn man einen Menschen an seiner Seite hat, der einem Sicherheit und Liebe gibt und alles gerne isst, solange es nur selbst gemacht ist. Wenn man das nicht hat, ist alles schwierig und kratzig. Und grau. Nicht nur an so einem schönen grauen Sonntag wie heute.

3 thoughts on “Graue Sonntage

  1. Ich finde das Nachdenken über sogen. ruhige Wochenenden auch ganz nett, nur die Umsetzung dann etwas mühsam. Mich macht das kaputt, den ganzen Tag nichts vorhaben und tun und abends bin ich dann meistens so aufgeladen, dass ich auch keine Freude mehr für mein Umfeld bin. Ich muss schon die Möglichkeit haben, mich müde zu laufen und nicht nur „schön faul“ daheim rumzugeistern. Beständig bin ich auf der Suche nach sinnlosen Arbeiten, weil was Wirkliches tun bringt dann wieder meinen Fußballgott auf den Plan und dann artet das in Arbeit aus. Also nächstes Wochenende wird nicht mehr gefaulenzt sondern gelaufen!

  2. Ich schwanke zwischen faulenzen und rumlaufen. Ich glaube, ich brauch die Mischung, nichts vorzuhaben an einem grauen Sonntag freut mich nur, wenn ich genug zu lesen habe und natürlich zu essen. Nachdem unser alter Apfelbaum dieses Jahr wahnsinnig leckere Äpfel hat, habe ich die besten ganz oben von meinem riesigen Sohn pflücken lassen (der hatte sich den Sonntag anders vorgestellt) und hab gebacken. Ich freu mich immer, wenn in meinem perfekten Haushalt 😉 alle Zutaten dafür vorhanden sind.

    • Oh wie schön! Ich habe in meinem mittelperfekten Haushalt so viel Obst und Gemüse übrig, dass ich mit Mango, Papaya, Tomaten und Basilikum in der Handtasche im Zug nach Paris gesessen bin. Aber bei den Preisen hier lohnt sich ein Import immer!

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