Lunch for one

Natürlich kann man seinen Mann nicht auf eine Geschäftsreise begleiten und dann gram sein, weil er auch tatsächlich Geschäfte machen muss. Das heißt, man könnte schon, aber es brächte nicht viel außer Verdruss für beide. Da ist es doch viel klüger, nach einer verregneten und damit sehr stimmungsvollen Sightseeing-Bus-Tour alleine in das Restaurant zu gehen, in das man an sich zu zweit wollte. Disziplinierte Frauen würden diesen Umstand zwar für ein Lunch (und Dinner) Cancelling nutzen, aber das kann wirklich kaum einer von mir verlangen. Und so war ich heute Mittag sehr glamourös alleine beim Mittagessen. Und ich muss gestehen: Ich LIEBE einsame Mittagessen. Abends würde ich das niemals tun, aber mittags. Es hat – und jetzt lachen Sie bitte nicht – zumindest für mich den Hauch des Verwegenen. Ich möchte nicht so weit gehen und sagen des Emanzipierten (denn natürlich bin ich hoch emanzipiert, quasi die Speerspitze der Emanzipation, sollte es so etwas geben), aber ich fühle mich bei einem Mittagessen alleine nur noch einen Schritt davon entfernt, wie la Belle du Jour durch den Tag zu schweben.
Geschäftsbedingte alleinige Mittagessen sind natürlich überhaupt kein geltender Vergleich. Das macht man, weil man Hunger hat, man stöbert Unterlagen durch, bereitet sich auf Präsentationen vor und / oder erholt sich von solchen. Das sind Nutz- und Zweckessen. Aber solche Luxusessen, vielleicht noch in einer fremden Stadt, wie herrlich frei lassen sie einen fühlen. Wie erwachsen (ja, jaha, ich weiß es). Die Ober begegnen einem ganz anders und ich habe es nicht mal im überfülltesten Restaurant erlebt, dass ich keinen Platz bekomme. Eines meiner markantesten alleinigen Mittagessen (nicht, dass Sie jetzt denken, mein Mann vernachlässige mich, im Gegenteil, er füttert mich unentwegt und ich könnte aus lauter Solidarität mit ihm prima auch auf ein Mittagessen verzichten) fand in der Brasserie Lipp in St. Germain statt. Der sonst recht emotionslose und tendenziell schroffe Maitre d‘ ging sogar soweit, mich mit den Worten „Bonjour Mademoiselle“ zu begrüßen und als ich mir dann noch ein Glas Champagner bestellt habe, war es um ihn (in der Folge auch um mich) geschehen.
Ähnlich war es heute in London. Zwar ein italienisches Restaurant (habe von Naomi Campbell gelernt!), aber in einer schönen Gegend und alleinessende Damen werden von italienischen Kellnern qua natura ganz besonders liebevoll umsorgt. Ich konnte gar nicht so schnell trinken, wie das Pellegrino nachgeschenkt wurde. Einfach ganz wunderbar. Am allerwunderbarsten ist ein Mittagessen allerdings mit meinem Mann. Das muss hier mal gesagt sein.

Ein Gedanke zu „Lunch for one“

  1. Alleine essen wird völlig überbewertet! Vor allem bei den „Geschäftsessen“ die ich gerade absolviere. Immer alleine, weil ja sozusagen unterwegs, alleine, weil in diesem Ambiente keiner, auch nicht auf Einladung sich opfern würde mit mir zu essen. Die Getränkeauswahl ist beklagenswert schmal, Wasser mit oder ohne Hüpf, Tee. Also das einzige was ich wissen will, diese Nudeln, wann werden die hier serviert? Mit einer frischen buffalo Mozarella und frischem, 24 Monate gereiftem, Parmesan. Da allerdings, würde ich gerne alleine essen!

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