Der Teufel ist ein Eichhörnchen. Das ist einer meiner liebsten Sprüche, wenn es um die Beschreibung oder Erklärung von besonders unwahrscheinlichen Sachverhalten geht. Wenn zum Beispiel für ‚very unlikely events‘ Vorsorge getroffen wird oder man mit dem Schlimmsten rechnen sollte. Vermutlich kommt er daher, dass man auch bei einem Eichhörnchen (übrigens einem meiner Lieblingstiere, die immer häufiger in Erscheinung treten, wobei mir vielleicht auch meine geschärfte Aufmerksamkeit hier einen Streich spielt) nie genau weiß, auf welchen Ast es als nächstes hüpfen wird. Worauf ich hinaus will?
Wir haben in Augsburg eine traumschöne Straße, in der die letzten Jahrzehnte meist Diejenigen gewohnt haben, die es zu besonderem Ansehen gebracht haben. Sei es durch Arbeit, Erbe oder Glück. Sie liegt an unserem Stadtwald und grenzt an den Botanischen Garten und den Zoo. Sie ist eingewachsen und teils überwuchert von alten Bäumen und an ihr entlang standen einst hübsche Villen der Nachkriegsgeneration. In den letzten Jahren nahm eine Entwicklung Schwung auf, die mir zu denken gegeben hat. Zwei Augsburger Unternehmer / Erben begannen sich einen Wettstreit zu liefern, wer wohl in der Lage sei, das noch größere Monstrum zu platzieren. Hierbei wurden Nachbargrundstücke aufgekauft, dem Botanischen Garten Grund abgeluchst und die Straße über Monate mit Baumaschinen blockiert, alles nur, um keine unliebsamen Nachbarn in Blick- oder gar Hörnähe zu haben. Die anderen Häuser in der Straße, besonders die älteren, nahmen sich wie Pförtnerhäuschen aus, konnten die Sonne kaum mehr sehen und so manches Mal hab ich mir gedacht, es sei nicht richtig, dass in einer solchen Straße nur noch zwei oder drei Häuser Platz haben. Sie sollte mehreren Menschen zugänglich sein. Das war aber nur ein Gefühl, denn das für mich einzig erstrebenswerte Haus ist sowieso unerreichbar in mehrerlei Hinsicht.
Es ist riesengroß, liegt in einem Park, gehörte einer Erbengemeinschaft und wurde von dieser nach langem, zähen Ringen an einen Bauträger verkauft. Dieser wiederum plant die Errichtung einer Reihenhaussiedlung. Das alleine hat schon für einen Aufschrei in der Nachbarschaft gesorgt. Die vielen Menschen, der Lärm! Nun ist ebenjener Bauträger – sozusagen als finanzspritzende Interimslösung – auf den Geldzug aufgesprungen und hat es der Stadt Augsburg zur Verfügung gestellt. Als Flüchtlingsheim.
In dieser Straße und in diesem Haus zu leben war mein Kindertraum. Ich konnte es mir so schön vorstellen, obwohl ich es kaum glauben konnte, dass es so reiche Menschen gibt, die dort wohnen können. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich dieser Eindruck natürlich verändert, aber die Lage und das Aussehen und der Park dieser Villa sind ein Traum. Wenn man dann an rumänische Einbrecherbanden denkt, an das eigene Alter, an das Personal, das man für ein derartiges Anwesen braucht, relativiert sich so ein Traum.
Nun schein der Supergau für die Anlieger einzutreten. Soweit ich mich erinnern kann, schwört jeder Kanzler und Bundespräsident, je nach Einstellung, auf die Bibel oder ohne Bibel, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Das ist nun in Vergessenheit geraten. Uns wird großer Schaden zugefügt. Das Wohnen in so einer Nachbarschaft wird sehr beeinträchtigt, das eigene Haus verliert massiv an Wert. Was bleibt?!