Wiesn 1 & 2

So, die Wiesn hat begonnen. Viele Überlegungen im Vorfeld, Grübeleien mit Freunden, ob es in Ordnung ist, zu feiern, während am Bahnhof derselben Stadt Menschen, die mit knapper Not entkommen sind, ankommen, Sorgen, wie das beim Aufeinandertreffen am Bahnhof sein wird und natürlich die immerwährende Sorge durch unseren stetigen Medienterrorismus: Wird es jetzt, gerade jetzt, wenn wir da sind, den lang prophezeiten Anschlag geben? Auf alles, was für verwerfliche westliche Kultur steht? Zwar unsere, aber schon längst eine, die der Zensur Anderer unterliegt? Schweinshaxe, Bier und halbnackte Frauen? Einer Freundin aus Hamburg, die mich gefragt hatte, ob ich es nicht abstrus fände, zu feiern, wenn andere leiden, habe ich meine Meinung dazu gesagt: Elend, Massentierhaltung, Hunger und verschmutzte Weltmeere gibt es immer und überall, ich finde es scheinheilig, mein Leben nicht weiter zu leben, nur weil ich sie jetzt sehen kann.

Tatsache ist, München ist bestens organisiert, alles ist wie immer und deshalb keineswegs schlechter. Das Einzige, was vielleicht noch schlimmer ist als früher, ist die Dirndlmode. Diese ersetzt jegliche Terrorangst. Alles blinkt, glitzert und ist – nun – nackt. Aus der Arbeitskleidung von Mägden ist ein Pornodress geworden. Erschütternd. Als ich mir unlängst ein neues Dirndl zulegen wollte, gab’s beim Münchner Hoflieferanten nur noch Dirndl von Frauen mit drolligen Namen und noch drolligerer Fantasie. Und ich hätte sicherlich einen dicken Janker drüber werfen müssen, um mich wohlzufühlen. Mitfühlenden Leserinnen soll an dieser Stelle jedoch gesagt sein, ich habe ein recht langes Waschdirndl gefunden, für dessen Beschaffenheit sich die Verkäuferin beim Augsburger Hoflieferanten vorab entschuldigt hatte und sehr verblüfft war, dass ich es genommen habe.

Auf der Theresienwiese selbst geht, wie gesagt, alles seinen normalen Festgang. Nur Menschen, die seit vielen, vielen, vielen Jahren kommen, bedauern immer mehr den Erfolg der Marketingmaßnahmen. Es geht jetzt alles in Schichten, auch die Musik. Früher haben wir immer über die in den Boxen gelacht, heute sind wir einfach zu alt, um ab neun Uhr vor einem Zelt zu kampieren und eben zu sehr bekleidet, um ohne Reservierung reinzukommen. Die meisten Zelte haben drei Reservierungszeiten. Die Musik richtet sich danach, denn so wird das Geld im Zelt gemacht. Es ist ein Riesenbusiness und wie jedes unterliegt es strengen Regeln und wird geschützt. Nur manchmal springt noch der Funke über. Und dann ist es einfach wunderbar.

2 Gedanken zu „Wiesn 1 & 2“

  1. Um es auf einen Nenner zu bringen: die Medien haben die Wiesn kaputt gemacht. Und die unsägliche Geldgier der Veranstalter. Ich habe gelesen, die Münchner bleiben fern! Ja bravo, warum sollte man auch in Bierzelt gehen, um dann umgeben von hysterischen, schlecht gekleideten Preußen sein gutes Geld ausgeben. Das ist nicht mehr mein Okoberfest.

  2. Mei, simma doch mal ehrlich: unsere Welt wird von den Medien manipuliert. Gestern habe ich eine Reportage über Essen und die Angst vor Gluten, Milch, usw. gesehen. Fazit war dort: wenn wir uns soviel mit Essen beschäftigen, liegt es daran, es geht uns einfach zu gut. Wir haben alles im Überfluss, schmeißen Essen weg. Nach dem Krieg hätten sie uns für eine Portion Kaffee überfallen. Jetzt produzieren wir veganes Essen, das aussieht wie Fleisch und auch so schmecken soll. Irgendwelche Verdickungsmitteln helfen dabei, Analogkäse jagte uns noch Angst ein, heute heißt er halt veganer Käse! Alles wird schön geredet, um uns unser Geld aus den Taschen zu ziehen, da bleiben wir lieber bei unserer basischen Leberkässemmel und sind zufrieden. So, um nun als Thema zurück zu kommen. Brot und Spiele sag ich da nur. Natürlich geht man auf die Wiesn, das lenkt ab, man ist ein paar Stunden fröhlich und denkt nicht an seine Sorgen und Entschuldigung, auch mal nicht an Flüchtlinge! Dass Preußen, Italiener usw. die Wiesn bevölkern, ist vielleicht deshalb so, weil nur wir Bayern wissen, wie man zünftig feiern kann hihi!

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