Friert denn hier keiner?

Bei dem Wort „Insel“ neigt der gemeine Europäer ja dazu, Worte wie „warm“, „Palmen“ und natürlich „Meer“ zu assoziieren. Da braucht er aber nur mal nach England fahren, bzw. nach London. Schon weiß er, dass es auch „kühl“, „regnerisch“ und „grau“ bedeuten kann. Aber, und das macht es interessant, die Londoner selbst halten sich nicht mit einem derartigen Realitätscheck auf. Sie tragen unbekümmert T-Shirts und Shorts, wahlweise Flatterkleidchen (not very flattering – if I may say that) und FlipFlops, während man selbst die Daunenjacke verschämt aus der Tasche kramt und sie sich über den Kaschmirpulli stülpt. Wenn nicht beim Straße-Überqueren, wo man fast von so einem rüpeligen roten Riesenbus oder einem kleineren schwarzen, dafür nicht weniger rüpeligen Taxi überrollt wird, enttarnt man sich dadurch als Kontinentaleuropäer.
Aber die Insel führt einen noch in vielen anderen Dingen des Lebens in die Irre. Lassen Kleidung und die Masse der italienischen Restaurants (hier zitiere ich gerne Naomi Campbell: „Ich liebe England, besonders das Essen. Ich liebe nichts mehr als eine herrliche Schüssel Pasta“. Für diesen unsinnigen Spruch hat die gebürtige Londonerin übrigens völlig zu Recht auch einen Preis verliehen bekommen) auf einen mediterran-affinen Lebensstil schließen, schließen die Geschäfte ganz britisch dafür schon um 18 Uhr. Vermutlich damit möglichst alle schnell in einen Pub mit farbigem Tiernamen sausen können (und die Flatterkleidchen zeigen können).
Viele weitere Gedanken konnte ich mir noch nicht machen, aber ich bleibe dran.

Ein Gedanke zu „Friert denn hier keiner?“

  1. Unsere bedauernswerte Europakorrespondentin nimmt für aktuelle Berichte wirklich jede Unbill in Kauf. Did you kiss George in the meanwhile? Also, ich war letztmalig vor 50 Jahren auf der Insel und vermisse nichts! Diese Menschen haben schon damals mein fast perfektes Schulenglisch nicht verstanden, zu trinken gab es nur Tea and so, auch damals war es angeblich summer in the city und die Bevölkerug stand für Eintrittskarten der Beatles um Häuserblocks an. Zu essen gab es nur asiatisch, für einen Baiern ungenießbar. Nach London kam man nur seekrank mit dem Schiff und der Kurs für das engl.Pfund war 12,– DM. Mir genügt es zu wissen daß diese Insel immer noch bewohnt im Meer dümpelt. We should bring Sandra home! Obwohl, warm ist es hier auch nicht.

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