Betrachtungen von der Weide

Treue Blogleser erfreuen sich beinahe täglich – wenn nicht, ist das natürlich auf Verzug meinerseits zurückzuführen – an den weisen Kommentaren des Prunkschafs. Ich schätze mich glücklich, auch abseits des Blogs von den Perlen dieser Erfahrung zu profitieren und wenn ich das ein oder andere Mal geplättet davon verstumme, stellen wir, das Prunkschaf und ich, gemeinsam fest, dass all das vom langen Stehen auf der Weide des Lebens kommt. Und welche äußere Gleichmut man dabei erlernt! Und weil das so ist, scheint es mir nur recht und billig, eine eigene Kategorie für diese Betrachtungen zu eröffnen.

In der Tat bemerke ich auch jetzt schon, dass Erfahrung ein herrliches Federkissen ist. Man regt sich weniger auf, kann milde bleiben und sich denken ‚this too shall pass‘, das wird auch vorbei gehen, denn genauso wird es sein. Blöderweise gilt das auch für die ganz besonders schönen Dinge im Leben. Ich finde sowieso, der Herbst ist eine ganz wunderbare Zeit für philosophische Betrachtungen. Ein paar davon werde ich – so zumindest meine Hoffnung – auch heute Abend, wenn wir zum Geburtstag einer jungen, 40-jährigen Freundin eingeladen sind, nutzen oder gar sammeln können.

‚What I always wanted to be‘ lautet nämlich – wie wir jetzt präzisiert bekommen haben – das Motto. Es prangte zwar auf der Einladungskarte, aber ich war, wie ca. 90% der anderen Gäste, davon ausgegangen, dass sie im Kreise ihrer betagteren Freunde schlichtweg auch eine vier vor dem Alter haben wollte und das schon immer. Aber nein, wir sollen als das kommen, was wir schon immer gerne sein wollten. Und wenn man das genau nimmt, kann man so lange und ausgiebig drüber nachdenken, dass man vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt und gar nicht mehr in Partystimmung ist. Mit diesen Gedanken verderben sich jedoch die wenigsten das Fest und so vermute ich, dass wir auf viele leicht bekleidete Damen treffen werden und da, ganz ehrlich, kann man sich dann schon mal fragen….

4 Gedanken zu „Betrachtungen von der Weide“

  1. Das allerschlimmste sind Mottoveranstaltungen. Ich lasse nur Geburtstag, Weihnachten und Ostern gelten, Nikolaustag auch noch. Was ich immer schon sein wollte? Ja was, zwischen 8 und 10 Jahren wollte ich unbedingt Cowboy sein! Dann kam die Phase der Prinzessin, nun habe ich so gar nichts prinzessiges an mir, folglich machte meine Mutter in ihrer grenzenlosen Güte einen Chinesen im Fasching aus mir. Seit dem wird mich kein Mensch mehr mit gelben Kleidungsstücken sehen. Dann, so mit 16 bis 20 Jahren wollte ich unbedingt blond und lockig und klein sein, weil ich da halt schon schwarzhaarig und 1,76 cm groß war. Alle diese Wünsche waren ein Schuß in den Ofen. Dann habe ich aufgehört jemand anderer sein zu wollen, manchmal wollte ich unsichtbar oder bärenstark, je nach der äußerer Situation sein. Aber auf so ein Fest ging ich immer als Prunkschaf! So wie man mich gewöhnt ist.

  2. Ja so ist das, wenn man junge Freunde hat. Ich gebe dem weisen Prunkschaf Recht. Was will man denn sein? Größer, schlanker, schlauer, reicher, Schauspieler! Ich weiß, mit 40 war ich anders und dachte anders und war innerlich immer zerrissen, was ich noch alles will. Jetzt mit fast 50 (oh mein Gott) will ich nur noch lange leben, schöne Momente haben, das wirklich Wichtige im Leben genießen. Die Liebe, die Freundschaft, die Familie, das Leben und zwar als die, die ich bin!

  3. Meine liebe Mare, das ist die beste Einstellung, die man haben kann, einfach das Leben und die Dinge genießen und bloß um Himmels willen niemanden beneiden! Das kann arg ins Auge gehen. Wir müssen nun abwarten, was unsere geliebte Bloggerin von diesem Event berichtet, dann werden wir uns erneut darüber austauschen.

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