Kettenkarussell

Heute waren wir auf dem Augsburger Plärrer. Ich habe es mir gewünscht und mein Mann, zufrieden, eine zwar wortgewandte dafür kochwillige Frau zu haben, hat mir diesen Wunsch zunächst brummelig und dann immer froher erfüllt. Mit dem Plärrer ist es nämlich wie mit dem Joggen oder dem früh aufstehen. Man graust sich ein bisschen davor und dann ist es doch immer wieder schön. Unser Plärrer ist natürlich nicht zu vergleichen mit dem Münchner Oktoberfest, aber auch hier haben neue (schreckliche) Fahrgeschäfte Einzug gehalten und ich könnte stundenlang davor stehen und zuschauen, wie sich Menschen einen ‚Kick‘ verschaffen. Sie lassen sich unvorhersehbar drehen, schwenken, beschleunigen und quietschen und lachen vor Schreck oder Freude.

Mich freut nur das Kettenkarussell und selbst da ist mir heute mein weiblicher Instinkt zum aktiven Sparen fast zum Verhängnis geworden. Was bei Brezen oder Kaschmirschals vielleicht nur auf die Hüften oder an den Geldbeutel geht, war hier beinahe schon gesundheitsschädlich: eine Fahrt 3,-, vier Fahrten 10,-. Euphorisch, endlich da zu sein und das Vergnügen in so greifbarer Nähe zu haben, habe ich gekräht, nimm vier, nimm vier, ich fahr auch alleine. Ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellen, dass ich jemals keinen Spaß am Kettenkarussellfahren haben sollte. Leider wird mein Mann im Karussell wieder wie er sicherlich mit 16 war und hat mich von hinten festgehalten oder geschubst. Deshalb musste ich mich oft umdrehen und ihn schimpfen und deshalb war mir sehr rasch speiübel.

Und so mussten wir nach der ersten Fahrt eine Pause machen und, weil ich im Rummelrausch war, eine Caprisonne trinken. Dann noch Pommes, die nicht knusprig-zart, sondern fettig-kross waren und schon war mir noch übler. Dann haben wir bei Leopardenspur und Hexenrad zugeschaut, was ich früher stundenlang vorwärts und rückwärts gefahren bin und dann wollten wir die zweite Fahrt einlösen. Das Unvermeidliche trat ein und mir war tatsächlich zum Ende der zweiten Fahrt so schwindlig, dass ich mir das Ende herbeigewünscht habe. Ich werde das gleich auf der Wiesn wieder machen, denn es wäre zu schrecklich, wenn ich kein Kettenkarussell mehr fahren könnte. Ich werde berichten.

4 Gedanken zu „Kettenkarussell“

  1. Meine arme, sehr verehrte Bloggerin, das ist der Anfang vom Ende. Der Alptraum schlechthin, wenn man in einer Sache, ob das Kettenkarussell oder Riesenrad heißt, gefangen ist und dann leicht panisch wird, weil man jetzt und auf der Stelle raus will oder, noch schlimmer, raus muss und nicht kann. Wahnsinn. Deshalb mach ich das nicht mehr, dieses sich eingesperrt und gefangen fühlen und dann habe ich ja auch noch die Visionen, wie sich ein Sessel trotz TÜV ausklinkt, technisches Versagen und über den Plärrer fliegt, nein danke. Nie mehr und Kettenkarussell war auch meine Leidenschaft. Sehr schade, dass es keine Schiffschaukel und keine Schiffschaukel mit Überschlag mehr gibt. Da standen dann immer richtige Kraftprotze davor und dann auch manchmal drin beim Überschlag. Mit ganz dicken Ledergürteln an Ketten an der Taille festgebunden und haben den staunenden Mädels mal gezeigt, was in ihnen steckt. Oder das Ding genannt „Hau den Lukas“. Das ist harmlos, da kann man nach drei grottenschlechten Schlägen den Hammer hinlegen und hoffen, dass man in der Menschenmenge untertauchen kann und nicht als Versager gebrandmarkt ist. Der absolute Niedergang ist erreicht, wenn man wie ich heute 0,4 Liter Apfelsasftschorle zum Frühschoppen trinkt, weil das fällt nicht so auf wie Cola! Poah und dazu Radi, Wahnsinn.

    1. Also ich muss sagen, nach der Kombination Apfelschorle und Radi wäre mir vielleicht auch so schlecht wie nach Caprisonne, Pommes und Kettenkarussell. Der Plärrer macht seinem Namen offenbar alle Ehre….

  2. Caprisonne, Pommes, Kettenkarussell!!!! Ich bin dann doch sprachlos angesichts dieser neuen Beichten der lieben Bloggerin. Ich liebte den Plärrer nur deshalb, weil man rumlaufen konnte und anderen bei ihren wahnsinnigen Fahrten zuschauen konnte, habe mich selten zu einer Fahrt überreden lassen. Ja, ich bin da ein Spielverderber, gebe aber dem Prunkschaf recht, dass trotz TÜV usw. die Angst in mir steckt, mit irgend einem Wagen durch die Gegend zu fliegen. Ich liebte die Schokofrüchte und Zuckerwatte, was sicherlich genauso schlimm ist wie Pommes und Caprisonne. Als meine kleine Tochter hier auf der Kirmes in solch einem ich Hüpfmalhoch und Drehmich auch noch mitfuhr, hab ich fast zu heulen angefangen vor lauter Angst. Das liegt aber allerdings an meinem Alter glaub ich. Man wird ja irgendwie feige! Hier bei uns gibt es Pützchens Markt, vergleichbar mit dem Oktoberfest, allerdings wird da ein kompletter Ort dafür gesperrt eben Pützchen. Ich weiß nicht, ob wir mit den Kindern dieses Jahr hingehen. Wer soll mit ihnen fahren?
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    1. Ich glaube, die Kinder wären froh, wenn sie zusammen alleine fahren dürften, ohne dass ihre Mama vor Angst an ihrer Seite schluchzt und sich an sie klammert….Ich kann das gut verstehen, bei allen anderen Geräten hab ich das auch, nur nicht bei Kettenkarussell. Allerdings fühle ich mich nun sehr, sehr mutig und kühn dank meiner lieben Kommentatoren!!! Geradezu verwegen.

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