Abzocker und Ämter

Heute ist es soweit: ich sortiere die Belege eines ganzen Jahres und mache eine Erfahrung nach der anderen, stoße auf Kostenfallen, darf mit Menschen und Ämtern sprechen, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt, zum Beispiel mit dem Hauptzollamt, das aber sicherheitshalber sein Zentraltelefon so lange auf ‚Bitte warten‘ legt, dass man irgendwann nur noch das Besetztzeichen hört oder mit einem wahnsinnig netten Herrn Meier von der Bundeskasse Weiden oder – bei zwei Anrufen im Abstand von eineinhalb Stunden – mit ein und derselben Frau bei der Zulassungsstelle, die dann auch einräumt, sie sei halt die Einzige, die ans Telefon geht, aber ihr täten die Kunden so leid (immerhin).

Ich habe gelernt, dass Kreditkartenunternehmen ihr Geld nicht nur mit Jahresbeiträgen machen, sondern auch mit der Schusseligkeit ihrer Kunden. Sie verlangen SIEBEN Euro pro Rechnung, wenn sie weiter als ein Jahr zurück liegt, was eine Frechheit ist, denn früher gab es die per Post und damit hatte man sie einfach. Die Gebühren sind ja auch nicht kleiner geworden, also ist eine EinsA-Abzocke, sonst gar nichts. Bei der Bahn müsste man sich stundenlang in die gebührenpflichtige Hotline einwählen, um ähnliche Belege anzufordern, diese werden nämlich nur elf Monate aufbewahrt. Und so weiter und so fort.

Alles in allem ist es wie Tagebuchlesen (was ich nie geführt habe), wenn man so in der letztjährigen Vergangenheit stöbert und ganz tief in mir drin steckt ja auch ein sehr ordentlicher Mensch, der alles abheftet und sortiert und manchmal auch so logisch ablegt, dass es fast schon Angst macht. Betrüblich ist daran nur, dass ich manchmal vergesse, dass ich an sich so ordentlich bin und so habe ich jetzt eine halbe Ewigkeit damit verbracht, diese mistigen Kreditkartenrechnungen zu suchen, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass ich sie nicht haben soll. Ich bin mir sicher, wenn ich die 28 Euro bezahlt habe, tauchen sie an genau der richtigen Stelle auf. Bloß wo mag das sein?

5 thoughts on “Abzocker und Ämter

  1. Ich habe immer schon befürchtet, dass ich mir in Punkto Ordnung die Konkurrenz im Hause gezogen habe. In den jungen Jahren war das weder bei mir noch bei der sehr verehrten Bloggerin auszumachen. Des Weiteren habe ich festgestellt, dass Unterlagen, die ich dort abgelegt habe, wo sie eigentlich, ich sage bewusst eigentlich, hingehören für immer verschwunden sind oder dann tatsächlich auftauchen, wenn man horrende Gebühren oder einige Kniefälle getätigt hat, um einen Ersatz zu bekommen. Es gibt Unterlagen, bei denen ich mir nicht so sicher bin, wohin damit und die lege ich dann einfach im Jahresordner vorne drin, nach Datum sortiert, ab. Vorne drin ist jedes Jahr dicker als der Rest! Wenn ich dann anfange zu suchen, suche ich zuerst dort, wo es eigentlich hingehört! ach und wenn ich dann nicht mehr weiß, in welchem Jahr etc. …Es ist grausam.

    • Ich sage besonders geheime Plätze meistens meiner Mutter, die notiert es sich dann und sagt es mir bei Bedarf. Oder sie findet den Zettel nicht mehr, weil er in einem anderen Jahresordner oder unter ‚Sandra‘ oder an einem noch logischeren Ort abgelegt ist. Ich habe alles, was ich heute reklamiert oder bestellt habe oder wo ich Stornierungen angemahnt habe, unter ‚Steuerberater‘ abgelegt. Vielleicht kann sich das jemand merken und mir sagen, wenn ich verzweifle. Man hat als Kommentator mit inzwischen intimen Kenntnissen ja auch eine gewisse Verantwortung für den Blogger.

  2. Ja und da dachte ich, ich habe eine Buchhalterseele! Anscheinend nicht, denn das, was ich da lese, ist ja für mich vollkommen überraschend. Natürlich weiß ich, dass die liebe Bloggerin sehr ordentlich ist, das wurde ihr natürlich in die Wiege gelegt, sehr verehrtes Prunkschaf. Der Apfel fällt schließlich nicht weit vom Stamm! Nun bin ich ja jemand, der ohne eine gewisse Ordnung nicht gut leben kann, daher hab ich diese im Kopf, was die Sache im Alter leider nicht leichter macht. Ich ordne meine Sachen immer sofort an den richtigen Ort und wechsele diesen seit Jahrzehnten nicht! Ich habe auch seit oh Gott über 30 Jahren einen roten Ordner mit der Aufschrift „wichtige Sachen“. Ich dachte schon oft, ich müsste einen neuen hübscheren Ordner anlegen. Nein, das mach ich nicht, weil dann die Gefahr besteht, dass meine Ordnung durcheinander kommt. Das kann ich mir in meinem Alter nicht mehr leisten. Habe genug damit zu tun, mir die alltäglichen Sachen zu merken.

  3. Mare, sehr klug, das nicht zu tun, denn immer, wenn man was besonders gut aufräumt, findet man es nie mehr. Behalte den roten Ordner, ich hab es mir jetzt auch gemerkt, dann frag halt bei mir an. Ich habe drei! wichtige Ordner, das macht mir manchmal Probleme. Muss mal schauen, ob ich nicht auch alles wirklich Wichtige in einen rein bringe.

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