Ebenso wie ich bei meiner Mutter, hat auch der Paketbote eine Lichtschranke an meiner Türe angebracht und stürmt zielsicher ca. fünf Minuten nachdem ich das Haus verlassen habe, zur Türe. Es sind in unseren bewegten Zeiten leider nicht mehr immer dieselben Paketboten, denen man früher auch mal einen Kaffee angeboten hat (ich nie, zu ängstlich) oder ein Schwätzchen mit ihnen gehalten hat (auch nie, konnte mich nicht verständigen). Deshalb auch der Verbleib des Paketes unterschiedlich: mal befindet es sich in meiner Wohnung, wenn es die Nachbarn angenommen haben, oder irgendwo im Haus oder – wie heute – kilometerweit weg in einer Poststation.
Nun wird das Praktische am Lieferservice durch eine derartige Abholung etwas konterkariert. Sowieso liegt der Nutzen rein in der Bestellung und der Vorfreude. Ab dann wird es unpraktisch. Gut, man kann alles daheim anprobieren, keiner sagt einem, dass man das Teil auch mal zu Jeans oder mit einem weißen T-Shirt tragen könnte oder gar mit einem Gürtel, was mein persönlicher Alptraum ist. Aber ab dem Moment des Anprobierens geht der Ärger dann weiter. Retourenzettel erstellen, zukleben, keine Klebeband mehr haben, Filiale suchen, erfahren, dass das neue Gerät einen Pin braucht, den man leider nicht hat, lernen, dass der Teeladen an der Ecke, der jetzt auch DHL annimmt, leider eine ausgiebige Mittagspause macht (wovon??) und so weiter und so fort. Mir ist es gar einmal passiert, dass mir ein Unternehmen gesagt hat, ich hätte noch nicht für ein Paar Stiefel bezahlt. Die waren aber im Paket und nur weil ich bei der Aufklärungssendung über die ausgebeuteten Amazon-Mitarbeiter gut aufgepasst hatte, denn ich bin indirekt ja auch ein großer Ausbeuter, konnte ich auf der Herausgabe der Gewichtsangaben beim Verlassen und beim Wiedereintreffen des Paketes bestehen und der Fall hat sich gelöst.
Heute nun wurde ich mit der gemeinsten aller Varianten konfrontiert: Ein nach Stückzahl bezahlter DHL-Fahrer hat mein Paket sozusagen verschleppt. Er hat es sage und schreibe 2,4 Kilometer weiter in einer Postfiliale abgegeben, extra noch händisch die viel nähere Filiale aufgekreuzt und die von ihm präferierte draufgeschrieben. Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich bestelle im hohen Alter, gerade weil ich kein Auto habe, Schuhe oder sonst was Schweres und muss dann mit der Bahn dorthin und alles wieder heim wuchten, also das finde ich geradezu grotesk. Immerhin hatte ich diesbezüglich einen sehr innigen Plausch mit den Postdamen, die völlig meiner Meinung waren. Werde sicherheitshalber einen Schuhvorrat anlegen.
Etwas im Internet bestellen ist das Spannendste in meinem Alter. Gut, das mit den Büchern bei Amazon ist harmlos. Ein einziges Mal wollte ich eines zurückschicken, das ich falsch – in Englisch – bestellt hatte und diese lieben Menschen bei Amazon haben mich gebeten, das Buch zu behalten! Wahrscheinlich ist der Aufwand des Wiedereinsortierens größer als der Verlust von € 9,80. Ich habe das Glück, dass ich seit Jahren den gleichen Paketboten sowie die selbe Postbotin habe. Beide werden von mir je nach gehäufter Zustellung mit Fünfeuroscheinen gefüttert und ich glaube, das erleichtert mein Leben kolossal. Auch ich musste schon zum Hauptbahnhof, um etwas abzuholen, wo ich doch in 300 Meter Entfernung ein Postamt habe. Ich möchte hier und heute und zukünftig nicht über die Post, Telekom, Asylanten etc. plaudern, denn das würde mir den Abend nachhaltig verderben! Und genauso ärgerlich ist der Zugriff auf die Seite der sehr verehrten Bloggerin. Ich komm und komm nicht rein. Ich werde noch des Wahnsinns fette Beute.
Ich lebe ja, wie bekannt, in einem kleinen beschaulichen Dorf. Ja, ich denke es ist ein Dorf. Schrecklich, wenn einem das bewusst wird. Na ja! Dies hat den Vorteil, dass ich mittlerweile eine sehr enge Beziehung zu meinem Postboten habe, der bereits meinen Tagesablauf kennt und weiß, wann ich mit dem Hund unterwegs bin oder einkaufen usw. Er kommt dann gerne noch mal auf der Rückfahrt seiner Tour bei mir vorbei und schaut, ob ich da bin. Ich würde ihn niemals zum Kaffee einladen oder hereinbitten, um Gottes Willen, auch schon deshalb, weil er mir immer auf den Busen schaut! Nun ja, also da kann ich mich nicht beschweren! Was die Bloggerin berichtet und das sehr geehrte Prunkschaf ist schon unglaublich. In welcher Zeit leben wir denn?! Bei uns steht jetzt auf dem Aldi-Parkplatz eine Paketstation. Ich weiß nicht, was man da machen kann? Pakete aufgeben oder abholen? Ich habe Angst davor hinzugehen und nachzuschauen. Vielleicht frag ich mal meinen netten Postboten. Man soll ja die Augen nicht zu machen bei neuen Dingen und Veränderungen, sondern beherzt an die Sache rangehen. Leicht ist das in unserer heutigen Zeit nicht!