Sommer in Rom

Gestern bin ich in Rom angekommen. Und das unterscheidet mich von einer Vielzahl von Römern. Denn die werden spätestens morgen abreisen. Nicht nur mein Fischhändler, sondern auch die meisten Ladenbesitzer in unserer wilden Gegend sperren für einen Monat ihre Geschäfte zu und ziehen in Scharen ‚al mare‘ oder ‚in montagna‘. Diese unterschiedlichen Gelüste – Hitze oder Kühle – entzweien ganze Familien. Gefühlt machen nur wir hier Ferien. Ich liebe das. Die Stadt ist heiß und verlassen, die wenigen, die geblieben sind, rotten sich wie auf einer Insel zusammen, in der glühenden, beißenden Hitze kommt schnell ein Gefangenensyndrom auf, das der Unausweichlichkeit und schweißt einen mit Menschen zusammen, die man sonst niemals kennenlernen würde. Il caldo ist immer ein Thema. Wenn das nicht geht, dann l’umidità.

Heute Morgen, als ich meine Einkaufsrunde gedreht habe und wehmütig eine riesige Spigola in Ivanos Auslagen liegen lassen musste, weil unser Besuch erst in einer Woche kommt und Ivano dann schon zu hat, herrschte schon ein wenig Endzeitstimmung. Morgen sind die meisten noch auf, aber dann ist Schluss. In diesen kargen Wochen habe ich in den letzten Jahren neue Geschäfte entdeckt, entdecken müssen, denen ich danach auch die Treue gehalten habe. Denn wer im August offen lässt, hat ein Herz für seine (wenigen) Kunden und das muss belohnt werden. Sowieso stehen uns große Veränderungen bevor, unser Supermarkt schließt. Gut, es ist nicht einen Tag zu früh, er war schon recht verkommen, aber halt auch irgendwie nett. Mal sehen, welche anonyme Großkette Einzug hält. Ob dann auch am Donnerstag mit Kleinstmünzen bezahlt werden kann? Das war nämlich der Tag, an dem die Volksgruppe, für die ich keinen politisch korrekten Namen mehr kenne, denn wie das gleichnamige Schnitzel darf man sie nicht mehr nennen und ich meine jetzt weder die Wiener noch die Jäger, offenbar gesammelt zum Einkaufen geht.

Wer aber nun denkt, im August würde gar alles ruhen, der liegt vollkommen falsch. Das offizielle Leben ruht dann, was aber erblüht, sind längst fällige Schwarzarbeiten, illegale Baumaßnahmen oder Restauranterweiterungen, die dann nicht mehr rückgängig gemacht werden können, weil sie schon ein Dach und Fenster haben. Alles in allem ist der August in Rom eine hochspannende Zeit. Ich bin vor allem sehr gespannt, ob wir bei Pasquqale am Meer dieses Mal einen festen Platz in der ersten Reihe bekommen. Ich werde berichten.

2 thoughts on “Sommer in Rom

  1. Wenn die liebe Bloggerin ihren ganzen Charme zeigt, klappt das bestimmt. Wenn es jemand schafft, dann sie. Erwarte genauen Bericht und vielleicht wenn der Signore ihm ein Scheinchen zusteckt, während die Bella Signora ihn bezirzt, dann geht was. Hallo! ihr seid in Italien!

  2. Durch scharfes Nachdenken bin ich drauf gekommen, die sehr verehrte Bloggerin meinte Champignonschnitzel! Dass man das auch nicht mehr sagen darf, erstaunlich, ich dachte eigentlich ist es nur verboten Fliegenpilzschnitzel zu machen. Aber gut, nächstes Thema.
    Genau, wie Mare glaube ich sicher daran, dass die sehr verehrte Bloggerin einen wunderbaren Platz in der ersten Reihe bekommt, vor allem dann, wenn sie oberschlau jetzt die erste Woche obwohl alleine, oder gerade weil alleine, zu Pasquale geht! dann ist er völlig hilflos dieser bella Donna ausgeliefert und wird wie am Schnürchen den Sand um ihren Stuhl rechen! Viel Vergnügen, wir, Mare und ich erwarten Bilder aus der ersten Reihe.

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