Gar nicht oft genug kann ich die Wichtigkeit des Friseurbesuches hervorheben und betonen! Heute, bei einem Spontanbesuch (wir haben hier ca. 10 Knoten Sturm oder welche Maßeinheit man da auch immer verwendet, viel jedenfalls) bei meinem Stammfriseur (sic!) waren alle Zeitschriften vergriffen. Offenbar ist Samstag Friseurtag, meine Oma allerdings ist immer Freitag gegangen, deshalb hatte ich bislang diesen Tag gemieden, werde es nun auf Samstag ausdehnen, allerdings brauche ich – wenn überhaupt – eher am Samstag eine professionelle Haarbehandlung, vor allem das Fönen, denn trotz all der Yogastunden mit Hunden, Kranichen und Krokodilen kann ich die Arme nicht länger als zehn Sekunden über Kopf halten und so sieht meine Friseur dann meist auch aus.
Also zurück zum Thema. Bei diesem außerplanmäßigem Aufenthalt habe ich auch in einer Zeitschrift geblättert, die ich bis dato nicht kannte. Heißt ‚Grazia‘. Drin stand nicht nur viel über – tataaaaa – Streetstyle, sondern auch über einen gütigen chinesischen Dienstleistungsunternehmer, der seinen Mitarbeitern einmal die Woche einen Maskentag spendiert. Samt Maske. Es ist nämlich so, dass die chinesischen Menschen schon von ihrer Kultur her dauernd lächeln müssen, auch wenn ihnen gar nicht danach ist. In einem Dienstleistungsberuf wird das dann natürlich zur obersten Pflicht und das kann auf Dauer ganz schön anstrengend sein. Deshalb und weil wir so ein arbeitnehmerfreundliches Land sind, lächeln in Deutschland auch die allerwenigsten Servicekräfte. Sie überlassen das den verängstigten Kunden, die um ihre Gunst buhlen. Die Chinesen in diesem Unternehmen dürfen also einmal die Woche unter ihrer Maske Grimassen schneiden und wenn sie vorsichtig sind, auch mal die Zunge raus strecken, wenn einer ihrer Kunden oder Kollegen besonders schwierig ist.
Als wir fast fertig waren mit meinen Haaren, habe ich die ‚Grazia‘ noch schnell zu Ende geblättert und dort auf den Haarmodeseiten musste ich feststellen, dass ich beim Betreten des Friseursalons deutlich modischer war als danach. Kein Mensch trägt sein Haar mehr so dass es nach föhnen oder pflegen aussieht. Im Gegenteil: Mittelscheitel, leicht fettig und die typischen Wellen des nicht geföhnten Haares. Was soll man da sagen? Könnte mir jetzt nur noch eine Maske überziehen. Und drunter vor mich hingrummeln.
Die heutige Windstärke habe ich nicht gemessen, und unter uns, ich schätze sie auch nicht, denn meine Augen tropfen, meine Mutter würde bei diesem Wind, ob von vorne oder von hinten, sagen Hergottninifee. Geschrieben sieht das Wort irgendwie drollig aus. Auf jeden Fall waren das deutlich mehr als zehn Knoten. Denn mein Nachbarberg mußte mittags schlagartig durch ein quergestelltes Polizeiauto gesperrt werden, weil an einem Haus, das derzeit entkernt wird, Teile der Fenster und Rahmen nach unten auf Autos gestürzt sind. Wenn das auf mich und meine Rollator gefallen wäre, dann wäre ich wirklich sauer gewesen. Nicht wegen der verdorbenen Haare, nein, wahrscheinlich hätte mich vor Schreck der Schlag getroffen. Außerdem habe ich heute Morgen die Haare gewaschen und plustrigen Festiger hineingequält und sorgsam geföhnt um Göttinnengleich den Tag zu verbringen. Bereits beim ersten Öffnen der Fenster war alles wie in diesem Hochglanzjournal beschrieben. Ich sah aus als hätte ich die Finger in die Steckdose gepackt. Dank Festiger blieb dieser Stand denn auch. Um das Haus zu verlassen um eine Volksblustigung im Römischen Feldlager zu besuchen, habe ich die Haare wieder auf den gewünschten Stand gebracht um sofort beim Verlassen des Hauses alle Haare in den Augen und dem Mund zu haben. Ich hab dann einfach nicht mehr hingelangt, weil sie klebten ja auch noch am Lippenstift, es war ein Horrortrip. Also Wind in dem Ausmaß mag ich auch nicht, Hitze nicht, es bleibt tatsächlich nur der Winter, da kommt dann nämlich eine Mütze drauf.
Mare wo bist Du?!
Bin wieder da!
Ja, da bekomme ich Angst vor morgen, 10:30, da sitze ich nämlich beim Friseur! Ich höre den Friseur meines Vertrauens jetzt schon, ob ich denn keine Haarpackung im Urlaub gemacht hätte und dass, wenn man am Meer Urlaub macht, eben mehr Pflege nötig wäre, damit sie nicht so trocken sind wegen Sonne, Meer und Wind. An der Ostsee weht eigentlich immer der Wind, sodass ich meine Haare eigentlich immer zusammen gebunden hatte und da weiß ich jetzt auch nicht, warum ich aussehe wie ein Besen. Suche sofort die Grazia und zeige meinem Friseur, dass ich nicht ungepflegt bin, sondern voll im Trend !