Karl, der Käfer

Das Gehirn ist schon eine phänomenale Angelegenheit. Wird man dement, bleiben diejenigen Erinnerungen bis zuletzt, die emotional am bedeutendsten waren oder man sieht sofort ein Bild vor sich, riecht man einen bestimmten Geruch. Am Wochenende zum Beispiel war ich in einem Berggasthof und es roch exakt genauso wie in demjenigen, in dem wir die wildesten Törggele-Ausflüge zu Studentenzeiten verbracht haben. Und wenn das Gehirn einen ganz besonders foppen möchte, dann kramt es zur Unzeit ein Lied hervor und belässt es für unbestimmte Zeit im Ohr, im Kopf, wo auch immer. Das hab ich seit ein paar Tagen.

Wäre es wenigstens ein normales Lied, ich könnte damit leben, aber es ist ein Lied, das ich bewusst höchstens einmal gehört habe und ich kann hier an dieser Stelle auf die Bibel schwören, dass es mir nicht mal gefällt. Denn wem gefällt schon ein Lied, das ‚Karl, der Käfer‘ heißt?! Es ist entwürdigend, so etwas mit sich herumzutragen. Es springt mich an beim Kaffeekochen, beim Gemüseschneiden oder auch gestern während eines Termins. Unmöglich. Und das Üble ist, ich bekomme es nicht los. Ich kenne es doch nicht mal wirklich! Wie gemein!!! Mein Papa hat so eine Art, wenn ich ihn frage, ob er einen Cappuccino möchte, ein dazu passendes Lied zu summen, da möchte ich ihn dann auch am liebsten würgen, weil ich dann auch über Stunden nicht los kriege, aber da weiß ich dann wenigstens, woher ich’s habe.

Meine nächsten Stunden sind also entweder der weiteren Spurensuche gewidmet oder ich ergebe mich. Ich schau jetzt mal bei Youtube nach, dann kenn ich wenigstens den ganzen Text und wenn ich es nur lang genug mitsinge, vielleicht gefällt es mir ja dann auch mal irgendwann.

3 thoughts on “Karl, der Käfer

  1. Unter uns, ich hab noch nie von diesem Lied gehört, aber jetzt. Auch ich habe es auf Youtube angehört, schrecklich, das würde ich garnicht ins Ohr hineinkriegen und dieser hässliche Sänger, oh Gott. Aber man wird mit solchen Dingen gestraft und kann nichts dagegen tun, wenn ich jetzt nicht aufpasse, bleibt das Lied auch in meinem Kopf. Die Denk- und Merkfähigkeit ist sowieso sehr drollig angelegt, so dass ich des Öfteren sehr überrascht bin, was ich mir alles gemerkt habe. Löschen geht ja nicht, ich lösche nur ungewollt Dinge, die ich mir extra merken wollte, z.B. lege ich etwas bereit, um es ja nicht zu vergessen und dann suche ich es eine halbe Stunde. Hätte ich es da gelassen, wo es hingehört, wäre das alles nicht passiert. Gestern habe ich beschlossen, zukünftig effektiver zu handeln. Hoffentlich vergesse ich es nicht. Aber Karl der Käfer ist weg, ist ja auch zu blöde das Lied.

    • Das ist ja eben der ganze Ärger. Ich rase zum Auto, stürme in den Supermarkt und kaufe irgendwas, komme heim und habe keinen Thunfisch. Aber jetzt. Ich habe dieses schreckliche Lied noch niemals bewusst gehört. Es ist eine Folter.

  2. Karl, der Käfer, nicht mal meine kleine Tochter kennt das. Ich leider schon und fange an, mir über den Text Gedanken zu machen. Toll!

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