Also, so langsam bekomme ich schwere Komplexe und Angstzustände. Soviel wie in den letzten Tagen habe ich noch nie verschmutzt, verschüttet, versuckelt. Pullis, Hosen, Kleider und heute noch einen Rock und eine Tischdecke. Ich war bei einer Freundin zum Geburtstag, sie hat den Tisch reizend gedeckt, ich habe Prosecco mitgebracht, sie hat mir einen Espresso gemacht, wir setzen uns an den Tisch, den ich zum Glück noch fotografiert hatte, ich greife nach der Tasse und keine Ahnung wie, habe sie komplett umgeworfen. Zu meinem und ihrem Glück nicht auf ihre nagelneue rosa Hose und ihren nagelneuen rosa Kaschmirpulli mit Herzen, den sie sich zum Geburtstag gegönnt hatte. Puh. Sondern auf meinen dunkelblauen robusten Rock.
Den habe ich mir umgehend vom Leib gerissen und bin damit unters Waschbecken. Es lief braun aus dem Rock und ich war grimmig zufrieden. Bin dann wieder in die kalte Sommerluft und habe mich auf die nackte Bank ohne Kissen gesetzt, weil ich es schon vorher ganz nass gemacht hatte. Während unseres Gespräches bildete sich unter mir eine kleine braune Lache und ich bin dann relativ bald gegangen. Ist einem ja dann doch peinlich. Von der Tischdecke möchte ich gar nicht sprechen.
Aber ist das nicht oft so im Leben, dass man so Phasen hat? Dass etwas häufiger als sonst geschieht und man dann beginnt, sich darauf zu fixieren? Ich muss SOFORT damit aufhören, mich aufs Versauen von Kleidungsstücken zu konzentrieren. Sonst habe ich bald nichts mehr und werde auch niemals mehr eingeladen. Ich werde mich im Gegenteil jetzt darauf konzentrieren, Geld auf der Straße zu finden (wie es einem Bekannten von uns auf dem Flughafen passiert ist), großartige neue Aufträge zu bekommen und trotz täglichen Pastakonsums nicht zuzunehmen. Wenn das nur annähernd so gut klappt, kann ich ganz zufrieden sein.
Da muss man nachts um eins noch in die Tastatur greifen, um sofort zuzuschlagen. Das glaube ich nicht, was ich da gelesen habe. Hatte ich nicht die Empfehlung ausgesprochen, nur noch Farbloses zu sich zu nehmen? Aber wie immer halt, auf die Altvorderen hört man nicht. Jetzt weiß ich erst, wie schlau ich war, der sehr verehrten Bloggerin am Nachmittag nichts, aber rein garnichts anzubieten. Ich habe immerhin einen hochempfindlichen Teppichboden, das Wetter ließ einen Empfang der suckelnden Bloggerin auf dem Dachgarten, nicht zu, also war ich so klug, so zu tun, als wäre meine Gastgeberpflicht mit einem Sessel ausgeschöpft. Ich neige mittlerweile dazu, die sehr verehrte Bloggerin in leichter Gummischürze zuhause auf dem Balkon einzusperren, Wasser rauszureichen, Brot, Zwieback und so, da dürfte meines Erachtens nichts schief gehen. Ach was, habe ich Bedenken, wenn dann heute einige Termine abgearbeitet werden müssen. Was soll die sehr verehrte Bloggerin anziehen, wieviel Ersatzkleidung ist angemessen. Es macht ja keinen guten Eindruck, wenn man zu einem kleinen Gespräch mit einem Köfferchen und einem Kleidersack über dem Arm kommt. Ach, will jemand meine Sorgen haben? Eigentlich ist tröpfeln, suckeln, bröseln die Aufgabe des reiferen, tattrigen Menschen, aber irgendwie habe ich das bis jetzt verhindern können. Mal sehen, wie lange!
Genau, man muss das, was man will, fokosieren und das, was man nicht will, ausblenden. Sagen das nicht die schlauen Bücher über Zielerreichung und beruflichen Erfolg? Nun ja, das hat die liebe Bloggerin sicherlich in ihrem Studium mal gehört und als Marketing-Ass weiß sie das. Vielleicht ist sie aber nur erschöpft und ihre Aufmersamkeit richtet sich auf unterbewusst ablaufende Gedanken und Wünsche und Träume und Ängste, mei und dann passiert einem immer mal was ja und?! Also wenn ich über irgendetwas nachdenke, das mich sehr beschäftigt, dann fallen mir aus dem Küchenschrank schon morgens die Müslischüsseln entgegen und ich schneide mich beim Einsammeln und da weiß ich, dass ich aufpassen muss, weil ich heute, nett gesagt, keinen so guter Tag habe. Natürlich darf man den Aspekt des Alters nicht außer acht lassen, aber ich vergaß, sie ist ja wahnsinnig jung, also ist das Quatsch. Und außerdem ärgere ich mich gerade über genau diese Ungeschicklichkeit meiner Tochter und wir wissen ja, wie alt die ist. Eigentlich zu alt, um zu kleckern wie ein kleines Kind. Dann habe ich festgestellt, dass sie das wohl in den Genen hat, weil genau dann, wenn sie am Tisch einen Anschiss bekommt, sie solle doch besser aufpassen, kleckere ich mit der Soße über den ganzen Tisch. Was soll ich sagen? Man hat mal gute Zeiten und mal schlechte und solange nichts schlimmeres passiert, einfach mal die Nerven behalten!