Sommer in Prozent

Heute war bei uns Sommer. Nicht so ein strahlender Tag mit Cumuluswolken, aber immerhin Sommer. In München war sogar noch viel mehr Sommer als in Augsburg. Mindestens fünf Grad wärmer. Spontan bin ich vom Flughafen in die Stadt gefahren, eine Freundin treffen, die schon seit Stunden in einem schönen Restaurant auf der Terrasse festsaß. Völlig zurecht hatten die beiden Mädels – sie war auch mit einer Freundin da – beschlossen, diesen Sommertag zu nutzen. Schließlich weiß kein Mensch, welchen Prozentsatz Sommer wir heute hatten. Kann eines sein, können aber auch fünf sein und da rechne ich die Spätsommer/Altweibersommertage im Oktober praktisch noch mit.

Streift man so durch München, bekommt man tatsächlich den Eindruck, auf der Insel der Glückseligen gelandet zu sein. Alle schön, alle fröhlich, keine alte Handtasche weit und breit, niemand mit abgelaufenen Schuhen. In Paris oder Rom gibt es auch ‚gute‘ Straßen oder teure Ecken, aber so geballt wie in München habe ich es in noch keiner Stadt erlebt. Höchstens vielleicht mal in einem Ressort irgendwo auf der Welt. Schon erstaunlich, dass es so homogene Orte gibt in einer so großen Stadt. Bald kommt es einem so vor, die ganze Stadt wäre so. Aber natürlich ist es nicht so. Als ich so da saß und gedankenverloren den zauberhaften Hund der Freundin von meiner Freundin gekrault habe, konnte ich ein Gespräch am Nebentisch belauschen. Ging nur um die Pläne für die nächsten Wochen und wenn ich jemals gedacht habe, ich müsse viel reisen, bin ich nun dankbar für mein quasi angepflocktes Dasein.

Kurz und gut, es war schön, einfach mal unter Menschen zu sitzen, die fröhlich und zufrieden schienen, die nicht über Krankheiten gesprochen haben oder über andere grässliche Themen. Das Maximum an Missmutsäußerungen waren Bemerkungen über Ehemänner oder Kinder und auch die wurden freundlich gemacht und eigentlich nur, um das eigene Leben nicht im allzu goldenen Glanz erstrahlen zu lassen. Ich muss zugeben, ab und an ist das einfach herrlich. Wie es halt auch mit Sommertagen ist. Immer Sommer fände ich fad.

2 Gedanken zu „Sommer in Prozent“

  1. Immer Sommer, das kann uns hier in Deutschland nicht passieren. Ich habe festgestellt, dass meine Sommerkleider eine beklagenswerte, extrem lange Haltbarkeit haben. Jedes – gut ich habe viele – wird einmal in der Saison getragen. Wie soll es sich da abnutzen, auch der Blick darauf nutzt sich nicht ab. Ich schaue sie mir so gerne an, um dann festzustellen, kein Anlaß, doch nicht heiß genug oder zu heiß, mittlerweile zu alt und faltig, was soll ich sagen, seit gefühlten fünfundzwanzig Jahren schleppe ich jedes Frühjahr die gleiche Kollektion von oben ins Sommerquartier. Da hängen sie dann, sortiert und voll Erwartungsfreude betrachtet und dann regnet es! Toll, was tut man, man holt das, was man in Deutschland das ganze Jahr über tut, man holt diese ultrapraktischen farblich gedeckten Übergangsmodelle und Schuhe, Sandalen? trage ich so gut wie nie, entweder ist es heiß und meine Beine sind noch kalkweiß oder die Beine sind wunderschön zum Anbeissen braun, dann ist bereits Oktober und wer trägt da noch Sandalen? Also, ein wenig hadere ich mit den Jahreszeiten. Heute allerdings wurde im Radio wortwörtlich das Gewitter für den Abend ABGESAGT. Wer hat denn sowas schon mal gehört?! Naja, der Himmel ist beige! Morgen früh um acht habe ich einen Termin, möchte aussehen wie eine Göttin, das Wetter macht mir sicher einen Strich durch die Rechnung und ich trage wie der Himmel ebenfalls beige.

  2. Ich finde es im Moment toll. Morgens trage ich beige, mittags schon etwas Bunteres und am Nachmittag dann meine Sommerkleider, über die ich mich immer sehr freue. Sie sind übersichtlich, jedes für sich nett. Mir ist immer Wurscht, ob es dem Anlass entspricht. Das hab ich mir bei unserem Sommer abgewöhnt. Hauptsache einmal getragen und dann sich noch erinnern, für welches man am meisten Komplimente bekommen hat und sich freuen. Das dauert dann genau 6 Wochen und es ist vorbei. Ist doch super. Da denkt man im nächsten Jahr wieder, was für schöne Kleider! und freut sich, sie anzuziehen, weil man sie halt nicht so oft sieht. Nach dem Winter kommt mein Lieblingspulli meist in die Altkleidersammlung, weil er so abgetragen ist. Das ist der Unterschied.

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