Lässige Haare, lässige Bahn, einfach lästig

Offenbar kreisen Gedanken wirklich universell durch die Welt. Wenn ich nur lange genug in meinem Kopf krame, fällt mir auch wieder ein, wie das heißt. Issue-Management. Es bezeichnet – sehr plakativ verkürzt – das unternehmerische Management auftauchenden Themen und Interessen zu ähnlicher Zeit an verschiedenen Stellen der Welt und Gesellschaft. Sensibilität könnte man es wohl auch nennen. So werden oftmals Erfindungen gleichzeitig an mehreren Orten gemacht und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, wer als Erster fertig ist. Das Telefon wird wohl diesbezüglich ein ewiger Streitpunkt sein. Was ich sagen möchte ist, es erstaunt mich jedes Mal wieder, wenn ich meine, einen einzigartigen Gedanken zu haben und ihn dann fast zeitgleich woanders lese. Zum Beispiel heute in der SZ. Dort geht es in einem Artikel um die Lässigkeit und dass ja immer alles lässig und unaufgeregt, gar zufällig sein soll. Nichts darf teuer sein oder offensichtliche Sorgfalt beinhalten. Wie eben beim Kochen. Oder beim Anziehen. Oder bei den Haaren. Ist doch jetzt der französische Haarstil highly en vogue, bei dem es chic ist, das Haar mit Mittelscheitel in Wellen zu tragen. Halt genauso wie ich aussehe, wenn ich es nicht föhne. Eigentlich schön, dass das jetzt endlich in Mode kommt. Ist dann wohl der Streetstyle.

Apropos Streets: Ich möchte an dieser Stelle auch sehr gerne meine Meinung zum aktuellen Bahnstreik und dem Krisenmanagement der Bahn loswerden: ES IST EINE UNVERSCHÄMTHEIT! Auf der Bahn.de-Seite steht vollmundig, man könne Live-Auskünfte ab 12 Stunden vor Fahrtantritt erhalten. Und wenn jemand um halb sechs in Paris losfährt und einen Anschlusszug in Stuttgart braucht, dann wäre jetzt um 17.45 doch wohl eigentlich genau der richtige Zeitpunkt für eine zuverlässige Auskunft. Aber nein, darüber können laut Bahn noch längst keine Auskünfte getroffen werden. Das scheint so ähnlich wie mit der Wettervorhersage: wenn ich aus dem Fenster sehe und aufs Thermometer, kann ich prima damit rumprotzen und die aktuelle Lage im Internet veröffentlichen und das dann Wetterbericht – nicht -prognose – nennen. Wenn also der Zug in den Bahnhof einfährt, weiß man auch, dass er kommt. Ob er fährt, weiß man dann aber immer noch nicht. Damit Sie nun auch wirklich live dabei sind und zumindest von mir eine Liveauskunft erhalten: dieser Anschlusszug ist zumindest in Berlin losgefahren, bis wohin ich ihn in meinem wachsenden Zorn verfolgt habe.

Ob es auch auf oben angesprochenes Phänomen mit der Gleichzeitigkeit von Gedanken und Aktionen zurückzuführen ist, dass ab morgen die Kita-Mitarbeiter streiken werden, ist nicht ganz klar. Aber vielleicht haben sie sich auch einfach gedacht: sind wir denn hier die Deppen? Alle streiken und wir, die wir den ganzen Tag Kindern das Essen mit Messern und Gabeln beibringen, sie bespaßen und uns mit ihren Eltern rumschlagen, bekommen einen Lohn an der untersten Grenze der Fahnenstange. Selbstverständlich sind die Folgen für Alleinerziehende so kurz vor den Pfingstferien fürchterlich. Urlaub nehmen, wenn Urlaub schon geplant und gebucht ist, Kinder zu fremden Menschen geben, all das, aber es ist auch nicht vertretbar, dass Kita-Mitarbeiter so schlecht bezahlt sind, dass sie Zweitjobs annehmen müssen. Ich finde, hier sollte die Lässigkeit ein Ende haben.

3 Gedanken zu „Lässige Haare, lässige Bahn, einfach lästig“

  1. Da bin ich so unsagbar froh, dass ich nicht mit der Bahn reisen muss und keine kleinen Kinder mehr in irgendwelchen Kitas unterbringen muss. Es ist eine himmelschreiende Unverschämtheit, was dieses Gewerkschaftsvolk sich da erlaubt. Das waren noch goldenen Zeiten, als Firmeninhaber beim Bekanntwerden der Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft sofort diese Leute aus der Firma entfernen konnten. Das darf man ja leider heute alles nicht mehr. Was macht denn eine allein erziehende Mutter mit zwei Kindern, die endlich einen Job gefunden hat und dann streikt die Kita. Das ist unvorstellbar schlimm. Darüber mag ich nicht nachdenken, mir langt mein Ärger mit der Telekom, das ist eine ähnliche Institution, der ich ebenfalls hilflos ausgeliefert bin. Dankbar bin ich, dass sie wenigstens mein Geld nehmen! Die schämen sich auch nicht! Am Schönsten wäre es, wenn wir diese Dinge alle nicht bräuchten und in kleinen Enklaven und Familienverbänden in Ruhe vor uns hin leben könnten. Eigentlich braucht man diese ganzen aufgeblasenen, überflüssigen Dinge nicht. Ich kann mich noch daran erinnern, wie es war ohne Telefon. Es gibt noch Schuhkartons voll Briefwechsel mit meinem jüngeren Bruder, als er im Internat war. Wunderschöne Dokumente! Mit Telefon gäbe es das alles nicht.

    1. Zug war so pünktlich, dass ich meinen Mann nicht mehr erwischt habe und so ist er mit dem Taxi gefahren und ich bin mit meinem Auto hinterher gefahren. Aber das passt schon, die Taxler haben schon genug Einbußen durch diese blödsinnige Streicherei.

  2. Ja, wer hier so alles seine Machtspiele austragen darf, ist schon faszinierend, wobei ich für die Mädels in den Kitas irgendwie Verständnis habe. Ich glaub, die verdienen wirklich nicht so viel und das find schlimm! Der Trend geht ja zum Zweitjob. nicht nur in dieser Branche. Ein Job kann schon genug stressen und dann noch nach 8 Stunden noch mal eben für 5 Stunden putzen gehen oder bedienen, um seine Familie durch zu bringen ist schon unglaublich. Das hätte zu unserer Zeit keiner gemacht, aber die Politik hat ja mit ihren tollen Minijobs Tür und Tor geöffnet! Die armen Frauen, und da kommen wir wieder zu der ungerechten Bezahlung zwischen Mann und Frau, warum gibt es denn kaum Erzieher? Weil sie für so wenig Geld nicht arbeiten würden.

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