Offiziell erkläre ich diese Woche zur Woche der bad-parisian-vibes. So geht einem das auch manchmal in der Ehe oder in Freundschaften mit Herz-und-Seele-Freundinnen und eben auch mit Städten und allem, was dazu gehört. Dann läuft nichts richtig, alles fühlt sich gegen den Strich an und rau. Versöhnungsversuche, egal, wie gut gemeint, scheitern kläglich. Ich kann mir nicht vorwerfen, es nicht von ganzem Herzen versucht zu haben. Kaum hatte ich den Artikel gestern über das Essen bei Franzosen zu Hause gelesen, bin ich losgezogen, um eventuell für einen Artikel Material zu sammeln. Vom ältesten Lebensmittelmarkt von Paris war darin die Rede und einer jungen Frau, die ganz verliebt in diesen Markt ist. Man dürfe ihn in seiner Einzigartigkeit keinesfalls versäumen. Das Wetter war schön, alles Andere – auch das Bügeln – konnte warten und so bin ich also zu Fuß losgezogen, um unterwegs noch möglichst viele Pariser Schönheiten mit Foto und Herzen einzufangen.
Ah, da ist also die Börse. Sehr schön. Wunderbar im Gegenlicht. Ein Traum. Gleich ein paar Fotos gemacht. Auch der konvexe Säulengang im milden Frühlingslicht – herrlich. Noch ein Schritt zurück, damit ich alles drauf bekomme. Huch! Was ist das?? Oh, ein Zelt. Und daneben ein Mann ohne Schuhe. Und gleich daneben noch eines. Und noch eines. Und hier ein Haus aus Kartons. Und noch eines. Und überall nackte, verhornte Füße und Schlafsäcke. Weiter, nicht entmutigen lassen. Das Gute, das Helle, das Schöne sehen. Fokussieren.
Auf dem Weg sehe ich ein Schaufenster mit herrlichen bunten, fröhlichen Hemdchen und Jacken. Nichts wie hinein, genau das Richtige, Shoppingtherapie und auch noch tolle Preise. Bonjour Madame, ah oui le petit jacket de la vitrine. Ob M reicht? Sieht klein aus. Leider ist auch die Kabine klein. Attention Madame! Aber da war ich schon mit dem Kopf an der Vorhangstange der Kabine (die übrigens so groß ist wie unser alter Kühlschrank). Komme zwar in die Jacke rein, aber nicht mehr aus der Kabine, weil ich den Arm nicht weit genug von mir strecken kann, um den Vorhang zur Seite zu ziehen. Gut. Die zu allem entschlossene Verkäuferin bringt mir unablässig das, was sie für mich als passend erachtet. Farbe und Design scheint keine Rolle mehr zu spielen, ihr Ehrgeiz ist entfacht, mir ein passendes Teil aus ihrem Sortiment zu offerieren. Madame, ca pourrait aller. Ja, ja, schon recht, aber ich bin ja obenrum nicht nackt, ich muss ja nicht auf Teufel komm raus ein Oberteil haben. Natürlich ist sie beleidigt. Warum ich nichts kaufe? Es würde doch passen, wenn ich nur mal reinschlüpfen würde. Bevor ich jedoch etwas Senfgelbes mit Flatterärmeln überwerfe, muss noch sehr viel Wasser die Seine hinunter fließen. Ein letztes Mal stoße ich mir den Kopf und gehe. Anmerken möchte ich für Leser, die mich nicht kennen (damit muss man ja im Internet immer rechnen), ich habe eine völlig normale Figur, bin allerdings etwas höher als die meisten Franzosen, also durchaus kein Elefant oder so.
Aber weiter zum Markt. Nach 2,9 Kilometern (iphone) bin ich da. Aber warum nur?? Das soll der Markt sein? Eine Ansammlung von Restaurants und ein paar versprengte Obststände. Nun ist aber genug. Ich gehe durchs Marais zurück und hake diese Woche ab.
Nachtrag: Abends mit Blick auf den Eiffelturm Champagner getrunken. Ok, ok, hat auch ganz nette Seiten diese Stadt.
Zuerst die Beantwortung warum ich lieber lange Texte mit der Tastatur schreibe. In der Steinzeit meiner Jugend habe ich das Tippen mit zehn Fingern gelernt und das geht nun mal, mir zumindest, mit Tastatur schneller von der Hand. Außerdem macht diese Bildschirmgeschichte so viele Auslasser und dann irrwitzige Korrekturen, dass es für mich einfach besser ist, denn jetzt kann ich so rasend schnell, wie meine Gedanken kommen, reinhauen! So, die Gummibärle sind die Wucht. Die Franzosen nicht zu mögen, ist die edelste Aufgabe unseres Volkes, sozusagen eine Erbsünde. Das kommt, wie man jetzt unschwer erkennen kann, von den verschiedenen Auffassungen, was gute Küche ist, was Freundlichkeit und und und ist. Und den alten Grenzstreitigkeiten in den vergangenen Jahrhunderten. Das Saarland haben sie uns ja auch erst in den Fünfziger Jahren zurückgegeben! Wenn ihr wollt, mache ich mich mal ganz klug und halte dann einen Abriss wenn wir uns mal wieder sehen, hier in unserem römischen Feldlager.
Und meine liebe Bloggerin hat sich doch tatsächlich von einer nicht so verantwortungsbewussten Schreiberin wie sie selbst, in die Irre führen lassen. Diese sehr gut recherchierten Gänge der sehr verehrten Bloggerin durch die Metropolen Europas kann jeder nachvollziehen, ohne giftig zu werden. Es wird wahrheitsgemäß berichtet.
So, ich eile jetzt Gummibärle zählen und werde mich dann zurückziehen.
Aha, denke ernsthaft über eine Tastatur nach, werde ich gleich als Wunsch meinen M… Nein, heute nicht. Zusammentreffen am Morgen mit ihm war nicht so nett, warte damit bis nach der Konfirmation, Situation ist angespannt. Ich weiß nicht, ich denke immer mehr, dass wir zwar alle Europäer sind, aber dann gibt’s halt auch die Franzosen! Da steigern wir uns nicht rein und solange wir solch interessanten und lustigen Geschichten erzählt bekommen bin ich froh, dass es sie gibt. An alle Leser, die die Liebe Bloggerin nicht persönlich kennen: Sie ist eine bezaubernde Frau, die beim Shoppen zu Höchstform aufläuft ohne Kompromisse, ich liebe es!