Faulheit oder Perfektionismus?

Vor einigen Jahren hatte ich ein Erlebnis mit einer Bekannten, das mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist. Heute, frühmorgens, beim Lesen einer meiner Lieblingsrubriken in der SZ hat es sich gelöst. Und zwar nachhaltig. Manchmal ist es nämlich in der Tat so, dass man selbst aus sich heraus eine Sache zwar einschätzen, aber nicht begründen kann. Da ich viel aus dem Bauch heraus mache, passiert das ab und an. Es geht um die kluge Rechtfertigung der Faulheit. Beziehungsweise um die Verteufelung von Nicht-Faulheit, um die eigene Faulheit als das eigentlich Richtige darzustellen.

Diese Bekannte hat mich in Rom besucht und staunend unsere Wohnung begutachtet, dann kam die Frage, ob ich eine Putzhilfe habe, was ich verneint habe und dann die Einlassung ihrerseits, sie würde ja selbst auch gerne oftmals die Fenster putzen/den Boden bohnern/die Ledersofas einlassen, sei aber zu gründlich und täte es deshalb lieber nicht, weil ihre Ansprüche an Sauberkeit zu hoch seien. Mir war zwar schon klar, dass irgendwas an dieser Aussage mich in ein schlechtes und sie in ein gutes Licht stellen sollte, aber so recht dagegen angehen konnte ich nicht. Wollte ich auch nicht. Ich hab es eigentlich auch mit meinen mittelmäßigen Kräften ganz ok bei mir gefunden.

Genau betrachtet war der Satz eine grobe Frechheit und das Aufdensockelstellen von bloßer Faulheit. Denke ich weiter drüber nach, werde ich zornig. In der ‚Gewissensfrage‘ der SZ schreibt nun der Autor sinngemäß, es sei wichtig, öfter das Richtige und weniger oft das Falsche zu tun. Und dass übertriebene Konsequenz und Gründlichkeit oft nur die lahmen und scheinmoralinen Vorwände von Leuten sind, gar nichts zu tun. Mir geht das mit dem Verzehr von Babytieren so. Ich vermeide ihn, wo es geht. Das geht oft. Ich bin aber weder Vegetarier, noch Veganer oder sonst etwas. Wenn ich es aber vermeiden kann, sie zu essen, obwohl mir ein Saltimbocca sehr gut schmecken würde, dann tue ich das. Und ich putze meine Fenster regelmäßig. Nicht so streifenfrei wie Claudia, aber es wird schon einen Grund haben, warum ich nicht bei ihr eingeladen war. Sie sagte immer, sie sei noch nicht zum Putzen gekommen. Sie war eben sehr gründlich.

4 thoughts on “Faulheit oder Perfektionismus?

  1. C. war nicht nur zu faul ihre Wohnung aufzuräumen und zu putzen, nein sie war auch noch zu faul, ein Buch das die sehr verehrte Bloggerin nur für sie geschrieben hat zu lesen. Diese übergewichtige, blöde faule… ach, was rege eigentlich ich mich auf, war sie nicht auch noch Brasilianerin, so eine, wo man sich freut und sie jedem Mann gönnt, der meint das Wort Brasilianerin steht für Knackpopo, Busen und wackelnde Hüften, von der Schönheit und Grazie ganz zu schweigen. Sie war auch noch unattraktiv, übergewichtig und mit beigen Haaren und so eng im Kopf, ich muss aufhören, sonst fahr ich noch nach Rom und suche sie.

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