Gesundheitschecks

Nun sollen Piloten verstärkt auf psychische Gesundheit überprüft werden. Aber hier muss man ähnlich wie bei der Erstellung eines Fragebogens selbst Fragen gefallen lassen: Was passiert mit dem Ergebnis? Wem dient es? Reiner Neugier? Sind wir willens oder überhaupt in der Lage, etwas mit dem Ergebnis anzufangen? Ziehen wir Konsequenzen? Was passiert, wenn psychische Auffälligkeiten festgestellt werden? Wird der Pilot frei gestellt? Zum Psychiater geschickt? Und was passiert dann? Er darf vielleicht nicht mehr fliegen. Und dann kommt die Amerikanisierung der Gesellschaft ins Spiel: Er wird klagen wegen Diskriminierung. Und auf Wiedereinstellung oder was auch immer. Und dann trauen sich Gutachter nicht mehr, ‚echte‘ Diagnosen zu treffen. Und dann ist alles wie vorher.

Das ist dann ähnlich wie bei den Taschenkontrollen in den Pariser Kaufhäusern. Da wird schnell in die (riesige) Handtasche hineingeschaut, in der sich nicht mal die Besitzerin zurechtfindet und in der sie durchaus nach einigen Wochen ein müffelndes belegtes Baguette oder eine tote Katze finden könnte, ohne dass es vorher bemerkt wurde und wenn die Security das getan hat – natürlich ohne die Kunden zu verärgern – sind alle beruhigt. Das Kaufhaus kann sagen, dass es die Sicherheitskontrollen verstärkt hat, die Kunden können sich total sicher fühlen und wer tatsächlich Übles im Schilde führt, kann das genauso beruhigt durchziehen wie vorher.

Glaubt allen Ernstes jemand, dass die Flüssigkeitskontrollen an den Flughäfen irgendwas gebracht haben außer Umsatzzuwächse bei Zipper-Beuteln? Ich nicht. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es sich hier um reinste Statistik handelt. Autofahrer, die sich entscheiden, falsch auf die Autobahn aufzufahren, Amokläufer, die von den Nachbarskindern gehänselt wurden und in Kinos oder an Schulen um sich schießen, Selbstmordattentäter, deren es Leben sich erst lohnt, wenn sie hundert Jungfrauen im Jenseits kriegen, alles Menschen, die nicht steuerbar, nicht vorhersehbar und selten greifbar sind. Wie eben das gesamte Leben.

2 thoughts on “Gesundheitschecks

  1. Genau, bin ganz der Meinung der Bloggerin! Wir leben nicht in einer Welt, in der wir alles absichern können. Ich hätte das auch gerne. Alles läuft, wie man möchte, jedes Risiko wird ausgeschlossen, jeder schafft, ,was er sich vorgenommen hat und alle bleiben gesund und sterben zufrieden mit 87 und alle sagen er / sie hatten ein schönes Leben. Mein Sohn erklärte heute in der Kirche, dass er sicher ist, dass Probleme zum Leben gehören, sonst wäre es langweilig. Überhaupt war ich heute sehr überrascht, dass 21 Jugendliche sich durchaus Gedanken um das Leben machen und um Gott und wie alles zusammen passen kann. Ich wünsche meinem Sohn ein Leben mit vielen Herausforderungen und Problemen, die er lösen kann, dass er die Liebe findet, den Glauben nicht verliert und immer in der Hoffnung lebt, das Leben sei lebenswert.

  2. Die sehr verehrte Bloggerin hat völlig recht. Denn wer einmal bei einem Psychiater oder in einer Gesprächstherapie war, kennt ganz genau die Fragestellung, die entsprechenden Antworten, die den Fragenden beglücken und zufrieden machen und jeder noch so „Kranke“ kann sich mit den entsprechenden Kenntnissen gesund reden. Wir erleben es doch einige Male im Jahr, dass als normal eingestufte Vergewaltiger Freigang bekommen oder Haftverkürzung und im nächsten Moment wieder die gleiche Tat begehen. Diese Dinge sind nicht verhinderbar. Nichts ist verhinderbar. Es soll so passieren und nicht anders. Selbst wenn man das eine Unglück zufällig überlebt, ist man dann halt beim nächsten dabei. Ich habe in diesem Fall eine sehr fatalistische Einstellung, denn mein langes Leben hat mir gezeigt, bei der Vermeidung des einen Fehlers macht man halt andere! Es ist so dramatisch und schlimm und trotzdem bleibt uns allen nur die Trauer und die Gewissheit, dass wir nichts, garnichts verhindern können, wenn es für uns bestimmt ist, trifft es uns.

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