Leider hat es mich ganz fürchterlich erwischt in Dublin. Ich habe vermutlich die bayerische Grippewelle auf eine Insel eingeschleppt und in deren Folge nur einen Bruchteil dieser zauberhaften Stadt sehen können. Nach einem gehörigen Lagerkoller heute – ja, das Hotel ist schön und ja, es ist nicht schlimm, mal nichts zu tun – hatte ich nach Tagen endlich mal wieder Appetit und zwar auf Pasta. Was halt jeder normale Mensch essen möchte, wenn er die Tage vorher nur so halblebiges Zeugs in sich hineingeschoben hatte. Eine kurze Recherche hat ergeben, dass ‚Il Vicoletto‘ the place to be scheint. Mein Mann hat dem natürlich nicht getraut und erst als der Concierge uns il Vicoletto wärmstens ans Herz gelegt hatte, war die Wahl bestätigt. Nun war es allerdings ein Uhr und dieses kapriziöse kleine Restaurant beseht darauf, erst um drei Uhr zu öffnen. Welches Konzept dahinter steckt? Keine Ahnung. Die Mittagsgäste kann man nicht mehr mitnehmen und für die Abendgäste ist noch etwas früh. Aber ich kann mich auch nicht um alles kümmern.
Jedenfalls waren wir um Schlag drei Uhr dort, schließlich ist heute Muttertag in Irland, da weiß man nie. Es gab genau einen italienischen Kellner im Restaurant. Das war unserer. Warum auch immer, wir sind ins Gespräch gekommen und es stellte sich heraus, dass er aus Latina bei Rom kam, Romanista war (was durchaus nicht selbstverständlich ist, denn die Landbevölkerung um Rom tendiert betrüblicherweise dazu, Lazio anzufeuern), mit dem Motorrad von Irland nach Rom fuhr und auch ansonsten ein grundguter Mensch zu sein schien. Um das Maß voll zu machen, waren wir nach einer dramatischen Pause in seinem Beschäftigungsverhältnisses heute seine ersten Gäste überhaupt. Ein Wahnsinn. Die Pause hat er in Thailand verbracht, hatte alles verkauft, weil er mit zwei Freunden ein Restaurant aufmachen wollte, aber die hatten sich das alles anders vorgestellt und so ist er nun eben wieder zurück. Und hatte uns als Gäste. Er hat das als Zeichen betrachtet. Wir auch. Schließlich war er unser erstes richtiges Essen seit Langem.
Auf dem Rückweg sind wir in der Fußgängerzone wieder an der Band von gestern vorbei gekommen. Hier spielen die Menschen auf der Straße besser als Viele, von denen man CDs kaufen kann. Angeblich ist U2 so entstanden. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Irland und Italien Vieles gemeinsam haben. Nicht nur die Farben in der Fahne. Die resignierte Leidenschaft, das Im-Moment-Leben und das Nicht-an-Morgen-Denken. Sehr eigenartig, dass auch Augsburg diese Farben hat.
Mir ist das Leben in dieser Stadt komplett verschlossen geblieben. Ich hab zwar noch geraucht und hatte dadurch sofort Kontakt zu den Pubbesuchern, ich hab auch Bier getrunken, auch wenn es mir nicht geschmeckt hat, aber darüber hinaus wurde ich nicht froh in dieser Stadt. Es war mir zu kalt, ich hatte immer Hunger, die Lokalöffnungszeiten gingen auch bei uns nicht einher mit dem europäischen Standard. Was tut man in solch einer Stadt. Wir sind stundenlang mit dem Bus über Land gefahren um einen – zugegeben entzückenden Friedhof zu besichtigen. Es gab dort auch Eis in der Waffel und so. Auf dem Friedhof! Tja, da haben wir schon gestaunt wir deutschen Spießer. Aber die Gräber waren zum größten Teil von um die 16.. und 17…hundert. Also Ruhestörung war auch da sicher nicht mehr möglich. Als Reiter hätte ich viellieber diese wundervollen irischen Hunter samt ihren Reitern, das als traumhaft bekannt Gelände dazu gesehen und die Hunde! die irischen Foxhound! Alles Vorfahren und Urahnen unserer Daisy. Ach, aber trotzdem ich fahr nicht mehr nach Dublin, schon weil der Fußballgott da nicht hin will.