Es werden so viele grausame Witze über Männerschnupfen gemacht. Alles mit der Begründung, dass Männer so schrecklich wehleidig sind. Ich weiß, warum das so ist und dass sie das nur zum Wohl der Frauen, Kinder und Schwachen im Rudel sind. Es ist nämlich so: Am Feuer, wenn man ein Mammut brät oder sich einfach nur wärmt und gruselige Geschichten erzählt oder was schnitzt, sitzen die Frauen und Kinder näher am wärmenden Feuer und damit im Innenkreis, die kühnen Männer sitzen außen zum Beschützen. Und wenn sie dann nicht ausgesprochen sensibel für Piekser oder irgendwelche Angriffe sind, wenn sie sich dann denken, ach, diese Speerspitze in meiner Schulter macht doch nichts, dann ist ruckzuck das gesamte Rudel niedergemetzelt. Sie müssen also empfindlich sein.
Ähnlich ist es bei einem Schnupfen. Weil Männer nicht so oft krank sind, sind sie natürlich völlig überrascht von der Heftigkeit des Angriffs. Dass einen eine Nase und ihre dazugehörigen Organe so flach legen können, dass sie über Tage außer Gefecht gesetzt sind, muss sie überwältigen. Für eine Frau habe ich recht viel Testosteron und ich hatte seit zehn Jahren keinen Schnupfen mehr und ich muss sagen, ich finde es wahrhaftig eine unglaubliche Unverschämtheit, was ein Schnupfen mit einem anrichten kann. Niemals wieder werde ich über einen Mann mit einem echt schlimmen Schnupfen spotten. Ich hatte in den letzten Tagen Phasen, da war ich sicher, dass das etwas anderes als eine Erkältung sein muss. Ein seltenes Virus oder die Kombination von ganz besonders fiesen Bakterien mit Seuchencharakter. Oder so.
Arme Männer. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich niemals in die grausamen Witzeleien meiner Freundinnen eingestimmt. Freundinnen? Wie können so grausame Menschen meine Freundinnen sein?
Ich kenne diesen Ausdruck Männerschnupfen erst seit Kurzem und habe ihn auch noch nicht benutzt. Mein lieber Mann legt sich, wenn er krank ist, ins Bett und aktiviert seine Selbstheilungskräfte, ja und meistens klappt das auch. Das haben Männer uns Voraus. Ich schaff das gar nicht, einfach liegen zu bleiben. Wer geht mit dem Hund, wer macht den Kindern Frühstück, wer Mittagessen, wer wäscht die Wäsche, macht den Einkauf, putzt das Haus usw. Um nun auf die Erkrankung der lieben Bloggerin zurück zu kommen, die ich sehr bedauere, wäre ein Mann vielleicht gar nicht bis nach Dublin in diesem Zustand gekommen. Es ist doch eine Frage der Disziplin und des Durchbeißen und da kann uns Frauen keiner was vormachen.
Völlig richtig meine liebe Mare, keiner hätte es auch nur bis zur Stadtgrenze unseres römischen Feldlagers geschafft. Jetzt ist nur noch wichtig, daß die sehr verehrte Bloggerin wieder heil zurückkommt und zwar ohne Schnupfen. Denn hätte sie in Dublin etwas anderes gemacht als im Bett rumzuliegen, hätte sie ganz wunderbar den Schnupfen auf einer der Friedhofsbesichtigungen im Umland lassen können. Oder auch bei der Besichtigung der Guinness Brauerei hinunterspülen können. Aber offenbar ist der Zustand doch so ernst, daß an derartige Zerstreuungen nicht gedacht werden durfte. Wir wünschen einen gesunden Heimflug! Hier bitte keine Viren ablegen!