Der irische Frühling

Jetzt bin ich also in Irland. In Dublin. Und ich muss sagen, der irische Frühling erstrahlt im vollen Ornat. Obwohl Freitag, der Dreizehnte ist, scheint die Sonne, ist die Luft – für die Iren zumindest – lau und es blühen schon vereinzelt die Bäume. Einfach herrlich. Überhaupt scheint Dublin eine behagliche Stadt. Ich finde, man spürt bei einer Stadt wie bei einer Wohnung oder einem Haus, welche Stimmung sie verbreitet. Dublin mag zwar nicht so schön sein wie andere Städte, aber es versprüht Wohlsein und Freundlichkeit. Wie Köln. Paris ist schön, aber dass es einladend wirkt, kann man nun wirklich beim allerbesten Willen nicht behaupten. Ehrfurchtgebietend ja, aber nicht einladend.

Dass die Iren haltlose und furchtlose Optimisten, ja gar Idealisten sein müssen, sieht man an einem Tag wie diesen. Während wir Festlandsbewohner mit Daunenjacken und Fellstiefeln rumlaufen, sieht man bei den irischen Frauen durchaus schon Riemchensandalen und Kleidchen. Ob das alles am Alkohol liegt? In den irischen Souvenirgeschäften hängen sicherlich nicht umsonst T-Shirts, auf denen steht: I might not be Irish, but I can drink as one. Hm. Alkohol scheint eine gewisse Rolle zu spielen und als wir gestern in einem Pub mit Teppichboden waren (sehr gemütlich), ist uns aufgefallen, dass wir das beide schon lange nicht mehr irgendwo erlebt hatten: so ein fröhliches, lautes Geschnatter über Bier- und Whiskeygläsern – es war sieben Uhr abends und eigentlich mitten unter der Woche.

Und doch meint es das Glück nicht immer gut mit den Iren. Heute ist in der Wochenendbeilage der irischen Zeitung ein Bericht über junge Menschen um die Zwanzig. Fast alle müssen ihr Land verlassen, um Arbeit zu finden. Sie gehen nach Kanada und Australien, verlassen Familie und Freunde, um arbeiten zu können. Oder gehen in eines der zahlreichen Callcenter. Liest man dann in einer deutschen Tageszeitung über Affluenza, die Diagnose des ‚Von allem zuviel‘ bei Jugendlichen, die mit irdischen Reichtümern überhäuft werden, fragt man sich, was schlimmer ist.

 

 

One thought on “Der irische Frühling

  1. Was soll ich dazu sagen? Als ich in Dublin war im Jahr 2003 auch am 13. aber April, war es so eisigkalt, ich lief mit Daunenmantel, Cordhosen, Stiefeln und die Irin ganz lässig wie von der sehr verehrten, erkälteten Bloggerin beschrieben, in leichten Kleidchen. Was mich am meisten irritiert hat war der Fußgängerverkehr. Nicht genug damit, daß sie auf der falschen Seite Autofahren, nein, sie laufen auch noch super beharrlich auf der falschen Gehwegseite. Entsetzlich, sie meinen sie wären im Recht und weichen erst kurz vor der Kollision aus. Und dann halt das Essen, ach Gott, ich glaub ich hab in drei Tagen vier Pfund abgenommen. Wer mag denn schon Irish Stew. Der Hammel schmeckt vor! Es war so schlimm, weil wir beide die vollen Teller stehen ließen. Peinlich war es. Durch trinken konnten wir dort nichts ausgleichen, weil ich mag Whisky nicht und mein Mann hat nichts getrunken. Und ganz ehrlich, das irische Bier, also Guinness……hm.
    Und dann noch das Debakel mit James Joyce. Ich dachte vor der Reise liest du mal schnell Ulysses worüber alle so stöhnen, ja bis heute nicht. Ja so ein Wahnsinn.

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