Erziehung in Theorie und Praxis

Auf der Suche nach Ablenkung von einem zähen Artikel (also für mich als nicht so sehr Sportbegeisterte ist er schwierig, für andere wäre er sicherlich ein guter Leitfaden fürs ganze Jahr) habe ich ein wenig im Internet rumgestöbert und bin auf einen bizarren Beitrag in unserer doch wirklich schon genügend absurden modernen Welt gestoßen Ein Fünfjähriger wird zu einer Geburtstagsfeier  mit allem Vor und Zurück eingeladen. Auf einer Skipiste wollte sein kleiner Freund feiern, was auch aus meiner geringen Erfahrung ein neues Highlight im immerwährenden Konkurrenzkampf der Mütter um die aberwitzigste Location für die Geburtstagsfeier ihres Dreikäsehochs ist. Alle Daten waren drauf, aber dann fiel den Eltern ein, dass das Kind just an diesem Tag die Großeltern besuchen sollte.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt, jedoch wage ich die Unterstellung, dass es den Eltern erstens zu riskant, zweitens zu teuer oder drittens einfach nicht mehr in den Kram gepasst hat. Den anderen Eltern hat wiederum nicht gefallen, dass das Kind einfach nicht erschienen ist. Ohne abzusagen, ohne irgendwas. Dass sie sich da wundern, wundert mich allerdings. Ist es doch heute gang und gäbe, dass man wenn überhaupt eher vage Zusagen bekommt, weil sich ja immer noch etwas Besseres ergeben könnte. Dass der Vater des kleinen Skifahrers allerdings gleich gar eine offizielle Rechnung über den ausgelegten Skipass-Betrag oder was auch immer stellt, ist ebenfalls skurril. Was treibt Menschen, einander vom Hof zu klagen, Fünfjährigen Rechnungen zu schreiben oder Kassiererinnen im Bio-Basic-Hier-ist-alles-verschrumpelt-Markt anzufahren?

Wäre es nicht viel, viel besser, wenn sie diese zuhause erzögen und andere Menschen mit ihrem theoretischen Pädagogikwissen verschonten? Oder sich einfach mal selbst so benähmen, wie sie es ihren Kindern leider nicht beibringen? Das wäre so so wunderschön und für alle eine Riesenerleichterung. Ich bin jedenfalls in besagtem Schrumpel-Bio-Markt, den ich – ich schwöre es – nur aus Neugierde besucht habe, weil alle Mütter um mich herum fast ohnmächtig werden, wenn ich „normal“ einkaufe, beinahe in den Kindersitz meines Einkaufswagens gekrabbelt, als die Frau hinter mir die recht lange Schlange entlang blaffte: Könnten Sie bitte dafür sorgen, dass eine zweite Kasse aufgemacht wird?! Danke! Nicht den ersten Satz fand ich beleidigend, das Danke war es erstaunlicherweise, das ohne Pause und sehr selbstverständlich-hanseatisch nachgeschoben wurde. Fast hätte ich sie vorgelassen, aber echt auch nur fast, ich habe meine Zeit nämlich auch nicht gestohlen und muss diesen Artikel nieder ringen.

One thought on “Erziehung in Theorie und Praxis

  1. Es ist schon was dran an der vielfachn Klage dieser armen, verängstigten Männer, dass die Frauen zunehmend agressiver werden, ob im Auto oder auf dem Boden. Ja, auch ich stelle das fest. Es sind immer häufiger weibliche Rambos und Machos, die einen von der Straße drängen wollen, knapp auffahren, bösartig blinken, den Weg nicht freigeben, um jeden Meter kämpfen. Warum? Sind diese Mädels alle so gebeutelt durch diese armen, hilflosen Männer, die nur noch wie Männer aussehen und schon lange den Mut und den Willen und die Kraft verloren haben, gegen Frauen zu argumentieren? Aus den meisten Frauen springt ein derartiger Frust über jegliche Tagessituation, so dass man es kaum glauben kann, dass das Leben so grausam zu diesen Geschöpfen sein soll, was sie dazu treibt, das sofort weiterzugeben. Heute wird keine Frau mehr unterdrückt. Alles, was sie quält, tun sie sich selbst an. Sie wollen perfekt sein, die Kinder sollen perfekt sein, die schönsten, die gescheitesten. Wir alle jagen uns sebst. Wir stecken uns zu viele hohe Ziele.
    Der Wettstreit um die tollste Geburtstagsfeier, absurd, diese Abendeinladung mit immer exotischeren Menuefolgen, alles überflüssiger Unsinn. Wenn dann jemand den Mut aufbringt und beim Kindergeburtstag wieder Topfschlagen oder blinde Kuh spielen lässt, hat er sicher die Kinderherzen auf seiner Seite. Genauso wie die hochnoblen Gastgeber der sogenannten Highsociety, die den Mut haben zum einfachen Würstelessen einzuladen.
    Und zu der Dame mit der zweiten Kasse, die ist doch geschlagen genug, lebt fern von ihrer Heimat, wahrscheinlich mag sie nichtmal ihr Mann und dann hat sie auch noch so einen Dialekt, der egal was sie sagt, immer wie eine Rüge oder Kritik klingt. Ein armes Mädchen halt.

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