Das hat schon einen Grund, warum ich nur einmal im Jahr zur Maniküre gehe. Alles wird wahnsinnig mühsam danach. Man mag ja gar nicht glauben, was man ununterbrochen mit den Händen tut. Und wie einen die Maniküristin (sagt man so?) anschaut, wenn man eben nur einmal im Jahr kommt. Was sie für Gerätschaften herbeischafft und auch skrupellos benutzt. Wahnsinn! Da ich unmöglich auch noch warten konnte, bis – nach vielen Schichten Unter-, Farb- und Überllack – all das bombenfest getrocknet ist, habe ich mir das Geld aus der Tasche ziehen lassen, weil ich das nicht mehr selbst tun konnte, den Mantel wie eine Dreijährige zuknöpfen lasen und bin mit wedelnden Händen mit meiner Freundin Betty zur Metro geeilt.
Metrofahren war laut Gladys aus dem Studio um diese Zeit ok, weil nicht viel los ist. Ich vermute, ansonsten hätte ich laufen müssen. Wäre nicht schlimm gewesen, nur dass ich eben keine Anweisungen vom Telefon bekommen hätte (weil ich es nicht aus der Manteltasche hätte holen können) und irgendwann zwar mit schönen Nägeln, aber erfroren in der Nähe des Boulevard Malherbes gefunden worden wäre. Aber, wie gesagt, Metro war ok. Nun ist es ein ungeschriebenes Gesetz dass die Metrotickets zwar eh nur dann durch die Maschine gehen, wenn sie möchten, jedes zweite ungefähr muss man bei der Information umtauschen, weil es trotz Jungfräulichkeit die Tore nicht öffnet, aber natürlich speziell, wenn man keine Hände hat, überhaupt nicht funktionieren. Das ist das umgekehrte Phänomen zum Zigaretten-Bus-Lippenstift-Ampel-Wunder aus vorhergehenden Beiträgen.
Betty hatte mir das Ticket extra schon rausgekramt, als wir noch im Nagelsalon waren, aber das hat alles nichts geholfen. Sie ist mit ihrem Navigopass durch die Barriere gestürmt und ich musste hilflos zusehen, weil mein Ticket nicht ging. In die Tasche konnte ich nach einer so kurzen Strecke noch nicht greifen. Geld konnte ich auch keines herausholen, also musste ich mich wohl oder übel mit erhobenen, albern wedelnden Händen über die Brüstung und zwischen diesen mörderischen Schwing-Klapp-Türen hindurch zu Betty beugen. Sie hat verzweifelt in meiner Tasche und meinen Manteltaschen genestelt, aber nichts außer alten Einkaufszetteln gefunden. Da kam eine Dame von hinten, das Drama ahnend, vermutlich wegen meiner emporgestreckten Hände, hielt ihren Navigopass ans Gerät und scheuchte mich durch, Allez-y, allez-y. Ich war sehr gerührt und habe beschlossen, viel, viel öfter zur Maniküre zu gehen. Nebenbei haben wir auch ein petit Restaurant entdeckt, das die weltbesten kleinen Club-Sandwiches und ein traumhaftes Pannacotta macht. Rote Nägel haben eigentlich nur Vorteile. Echt jetzt.
Nach dieser Geschichte gehe ich davon aus, dass die sehr verehrte Bloggerin in diesem entzückenden Restaurant gefüttert wurde, da die Nägel immer noch nicht trocken waren. Ich finde nun derartige Dramen wesentlich erfrischender und beglückender als all das, was in den vergangenen Tagen zu lesen war. Wir sollten uns wieder auf den täglichen Wahnsinn um uns herum konzentrieren. Bei mir, meine politische Richtung ist in meiner Familie hinlänglich bekannt, war heute der Heizungsableser. Schon mal dass ich wieder die Letzte war. d.h. ich habe von 16.00 bis 19.00 Uhr gewartet, nochmal nachgeschaut, ob alles sauber und in Ordnung ist, die Heizkörper, wie gewünscht, frei zugänglich sind, die Luft angenehm duftet und ich nicht wie 72 aussehe. Gut er kam, war zauberhaft und sehr charmant und dann hatte ich noch den Auftrag, die Nachbarwohnung zugänglich zu machen. Wahnsinn. Bin ich froh, dass meine Nägel nicht lackiert waren, so konnte ich sie schrubben anschließend. Und was erzählt mir dann dieser entzückende ca. 40jährige Türke, er schildert mir Wohnungen von bildschönen jungen Frauen, von Richtern, die als Messis leben, von Restaurants, die er nach der Heizkostenablesung nie mehr betreten wird. Und zu guter Letzt sagt er dann, dass er sich aufs nächste Jahr freut, wenn er wieder bei mir ablesen kann, denn dann kennen wir uns ja schon! Ist doch auch schön.
Ach ja, und wie ich mich erst freue, dass all die schweren Beiträge für’s Erste wieder zur Seite gestellt werden können – hoffentlich. Aber man kann in der Tat nicht darüber hinweg gehen, weil es auch in einen hinein geht. Es muss dann aber auch wieder aus einem heraus gehen, weil ich leider sowie so Schwammtendenzen habe, die mir überhaupt nicht gut tun. Auch das ist eine Erfahrung des Alters, dass Ablenkung immer hilft und auch erforderlich ist. Konnte man sich früher ja nicht vorstellen, aber in den letzten beiden Jahren habe ich den Sinn erkannt. Das mit dem Heizungsableser macht mich stolz auf das immer wohl duftende Prunkschaf und seinen reinlichen, gemütlichen Stall, andererseits können sie nächste Jahr um die Zeit ganz arg viel in Paris anstellen, ich werde in jedem Fall zur Heizungsablesung in Augsburg präsent sein.
P.S. Habe natürlich vorher gegessen, bin ja nicht soooo unerfahren! Und Essensplanung hab ich IMMER im Griff.
Also nochmal neu. Leider wollte mich das System nicht meinen Kommentar abschicken lassen und jetzt ist er weg. Zum Thema Nägel ist zu sagen, dass diese vom Profi gemacht werden müssen. Wenn man diese Billigläden besucht, die Leibeigene halten, die einem auch thailändische Massagen hinter irgend einem Vorhang machen, ist abzuraten. Ich kenne jemanden, die sich dort Nägel machen lässt. Schrecklich wie bei einer …….! Nach dem Bild zu urteilen, scheint es ja gelungen zu sein und ich hoffe, die liebe Bloggerin wird das nur als Ausnahme gemacht haben. Für die Fehler entschuldige ich mich. Ich trage Kontaktlinsen und sehe nicht, was ich schreibe, echt super, aber was tut man nicht alles für die Schönheit nicht war?!