Der In’cent’ive

Gestern auf dem Weg zum Markt habe ich einen Cent, einen Glückspfennig, auf der Straße blitzen sehen. Natürlich hab ich ihn aufgehoben, das tut man einfach. Aber immer häufiger betrachte ich in Geschäften ein Phänomen: Kunden lassen sich kein Kleingeld mehr herausgeben, sie möchten es nicht in bereitgestellte Schweine stecken, sondern nehmen es nicht mal mehr in die Hand und gehen einfach. Das sind durchaus keine reichen Leute oder welche, die rein Gutes tun möchten, ihnen ist einfach die Mühe des Handaufhaltens und in den Geldbeutelsteckens zu viel. Eigenartig. Liegt das an der Zinspolitik, die Geldbesitz bestraft? Oder daran, dass man fürs Münzeneinzahlen bei Banken künftig bezahlen muss?

Sind die Sparschweinzeiten endgültig vorbei? Wie bringt man Kindern das Sparen bei, wenn dem kleinen Hartgeld so gar keine Sympathie mehr entgegen gebracht wird? Was wird aus dem Spruch ‚Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert‘? Leben auf Pump und großem Fuß und das Kleine gering achten? Was kommt als Nächstes? Sagt dann keiner mehr ‚danke‘, weil der Gefallen vom Anderen ja schon erbracht wurde und das jetzt echt zu viel Mühe macht? Ich finde, man redet sich seine eigene Bequemlichkeit da ziemlich schön, wenn einem das schon zu viel ist, sein Wechselgeld zu nehmen und auch von der Gegenseite könnte es durchaus als herablassende Geste aufgefasst werden, was es im Grunde genommen ja auch ist. Trinkgeld für freundlichen Service ist natürlich etwas Anderes, aber an der Supermarkt- oder Bäckereikasse?

Ich freue mich wie ein Schneekönig, wenn ich einen Glückspfennig finde und werde auch weiterhin das Hosentaschengeld meines Mannes ins Schwein stecken und dann zur Bank bringen. Wir freuen uns regelmäßig, wenn wir davon essen gehen und meine Mutter sammelt ihres in der Hoffnung, es beim Lottospielen zu vermehren. Ich glaube, das hat auch etwas mit Respekt zu tun. Generellem Respekt Werten gegenüber. Materiellen und Immateriellen. Das Wort Incentive stammt übrigens vom Lateinischen incentivus und bedeutet anregend. Es hat nicht direkt etwas mit dem Cent zu tun, könnte es aber, denn ein Cent kann durchaus auch als Anregung verstanden werden, damit ein Ziel zu erreichen. So wie das früher mit den Brautschuhen war, die man sich aus Pfennigen zusammengespart hat. Oder wie eine Freundin von mir, die sich immerhin eine Kellybag damit erspart hat. Wenn das kein Anreiz ist.

One thought on “Der In’cent’ive

  1. Ich habe eine Freundin, die in den USA lebt. Vor meiner gro0en Operation hat sie mir versprochen, dass, wenn sie einen Cent findet, diesen aufzuheben und als gutes Omen für mich zu sehen. Sie hat drei gefunden. Und diese drei Cent haben den weiten Weg von Florida bis hierher gemacht und mir Glück gebracht. Das zum Cent. Und diese meine Freundin hat wirklich sehr viel Geld, aber, wie meine sehr verehrte Bloggerin richtig feststellt, wer den Pfennig nicht ehrt ist den Taler nicht wert.

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