Vor ein paar Jahren kamen diese Bändchen groß in Mode. Sie zählen, wiegen, messen alles, was man so den ganzen Tag über tut. Als ich eines für meine Mutter gekauft habe, die solche Dinge liebt, hat mir die Verkäuferin voller Stolz erzählt, dass sie damit auch voll gut abnehmen könne, weil sie einfach alles, was sie isst, eingibt und das Ding sagt ihr dann, ob das ok ist oder nicht. Oder sie muss nur einen Code auf der Verpackung einscannen und das Band weist sie darauf hin, dass sie damit den Kalorien-Tagesbedarf eines Hafenarbeiters deckt. Prima fand sie das. Allerdings wohl eher in der Theorie.
Ich zähle zu den Menschen, die ihr Gewicht keiner lebenden Menschenseele sagen und es käme mir niemals in den Sinn, intime Details mit jemandem auszutauschen. Gut, der Blog, mag man anmerken, aber das sind eher Selbstgespräche. Ich hatte damals diese junge Dame gefragt, was ihrer Meinung nach mit den Daten passiere und ob sie nicht fürchte, dass es irgendwann mal Folgen bei der Krankenkasse haben könne, wenn sie fünf Mal die Woche Chicen Wings oder Doppel-Whopper eingäbe? Die großen, glänzenden und vor allem fassungslosen Augen waren Antwort genug.
Heute macht die Generali, die leider meine Krankenversicherung aufgekauft hat (ich komme überhaupt erst auf diese unappetitliche Thematik, weil ich mal wieder Ende November mit Stempel „November 2014“ die Erhöhung bekommen habe) auf sich aufmerksam, indem sie günstigere Beitragssätze für nichtrauchende Sportler, die sich am liebsten noch vegetarisch ernähren, anpreist. Die Daten möchte man – oh Wunder – über eine App und vermutlich über ein mitmessendes Armband gewinnen. Nun bin ich grundsätzlich der Meinung, dass bei Krankenversicherungen und im Flugzeug Gesamtgewichte durchaus eine Rolle spielen dürfen, aber es ist sicherlich nicht besonders kriminell gedacht, demnächst Angebote von Sportlern zu erwarten, die gegen Finanzierung des Studios oder der Laufschuhe die Bänder der dicken Raucher anziehen und somit noch gesünder werden. Schließlich kann man sich ja auch Facebooklikes kaufen, wie ich mir habe sagen lassen (was das bringen soll, ist sogar noch unverständlicher).
Da ich diese Mutter bin, die das Band bekommen hat, kann ich dazu Stellung nehmen. Mit der Eingabe der verzehrten Lebensmittel nimmt man bei Gott nicht ab, das ist viel zu mühsam. Oder glaubt jemand, das macht Spaß einzugeben 4 Gummibärle, 27 Pfefferminz mit Schockolade drin, halbe Butterbreze, halbliterflasche Grapefruitsaft Iso, ein Apfel, wegen Heißhunger eine Bolo aufgetaut und schnell ohne Nudeln gegessen, drei Becher Wasser – man soll ja viel trinken – halbes Honigbrot, handvoll Weintrauben, halbe Banane, Obst ist gesund etc….. Abends dann drei Rippen Bitterschockolade (hat angeblich nicht so viele Kalorien), dazu zwei Glas Weißwein, vielleicht noch eine Orange, wenn im Haushalt vorhanden. Allein durch die Beschaffung dieser Nahrungsmittel nimmt man ab.
Ich trage das Band nachts nicht. Ich schlafe gut. Aber bevor ich aufstehe, ziehe ich es an. Ich will vom ersten Schritt an wissen, was Sache ist. Täglich, falls erforderlich, erhöhe ich die Schrittzahl. Es gibt nichts Schöneres als bei 6000 Schritt denn am Abend zu lesen: Sie haben 213% gemacht! Phoa, dann war es ein toller Tag, ob Wetter war oder wie, habe ich nicht mitgekriegt, müsste mal das Band fragen.
Ich finde diese Bänder auch toll, habe aber in meiner Recherche erfahren, was so ein Ding kostet. Also da hab ich mir gedacht, ich gehe lieber einkaufen, einmal um den Block mit dem Hund und treppauf, treppab, um die Wäsche in alle Zimmer zu verteilen und damit abzunehmen. Gebe zu, würde gerne wissen, wieviel Schritte das waren. Man soll ja 6000 am Tag gehen. Gehe davon aus, dass der Weg zum Kühlschrank oder zur Süßigkeitenschublade oder dem Obstkorb ausreicht, um genug Kalorien zu verbrennen. Heute mach ich noch einen Bummel im Dorf, vieleicht gebe ich da das Geld aus, das ich gespart habe, weil ich halt kein Band gekauft habe.
Hallo Mare, in der Tat, das sind locker 6000 Schritte. Zu meinen guten Zeiten habe ich immer 10.000 eingegeben und habe das ohne große Wanderung durch die Auen fast immer geschafft. Aber ein Schrittzähler macht Dir sicher Spass, am Gürtel einklipsen und los geht es. Und teuer ist er auch nicht. Schrittlänge (bei uns 80cm) eingeben fertig.