Immer dann, wenn man’s nicht braucht

Kennt das jemand außer mir? Normalerweise springt jede Ampel, auch auf der gradesten Strecke auf Rot, sobald man anrollt, auch die fünfte in einer Reihe. Aber wehe, man möchte etwas ins Navi eingeben, sich die Lippen nachziehen, eine SMS tippen oder was nachschauen, alles grün, Ankunft in Rekordzeit, viel zu früh und so weiter. Oder wie heute: Nach Durchsicht der Wetterlage hatte ich einen wunderbaren Plan: ich wollte mannigfache Fotos vom vernebelten, grauen Gardasee machen, trübe Stimmung, ganz der Gegenpol zum sonnigen, heiteren Touristenspot. Und was ist? Strahlende Sonne, achtzehn Grad, wunderbare Farben, leuchtendes Laub, glitzernder See. Was soll man sagen? Laut lamentieren? Das wäre verwegen.

Also haben wir halt das Beste draus gemacht, sind verschlungene Straßen durch die Berge gefahren, haben Schluchten durchquert, Madonnen in Grotten entdeckt und sind dann ermattet in unseren Zielort eingelaufen. Sirmione. Ich hab ihn aus völliger Unkenntnis gewählt, einfach nur, weil er am nächsten zu Modena liegt. Ich war noch nie wirklich am Gardasee, ich kenn mich nicht aus. Aber es ist ein echt piepsiger Ort, wie der ganze südlichste bayerische See überhaupt. Mit einer hübschen Festung und so vielen Restaurants, dass wir uns einfach im erstbesten direkt am See einen Tisch für heute Abend gemacht haben. Ok, es war auch das, das am besten gerochen hat. So warm und leicht trüffelig rotweinig. Angenehm und vertrauenerweckend.

Dann ein kleiner Bummel, ein noch kleinerer Aperitivo mit einer minimal kleinen Bruschetta und nun ein winziges Schläfchen. Wäre natürlich noch schöner, wenn es nebelig wäre, aber bitte, man möchte nicht klagen. Wenn’s mir mal wieder pressiert wie Sau oder ich es im Supermarkt wirklich eilig habe, werde ich für mein freches Jammern schon wieder auf die rechte Bahn gebracht werden. An so einem schönen Tag wie heute kann ich mich das alles trauen.

 

Ein Gedanke zu „Immer dann, wenn man’s nicht braucht“

  1. Tja mit dem Wetter und den Ampeln ist das so eine Sache. Aber auch ich kann mitreden, wir sind in der Vorsaison bei allerschlimmsten Wetter im strömenden Regen an diesem See angekommen. Ich dachte noch, bei diesem Wetter muß nicht so arg viel Sightseeing sein. Welch ein Glück, am nächsten Tag blauer, wolkenloser Himml, volles Programm und die Berge rauf und runter, durch die Täler auch zu dieser Madonna, jeden Hafen, jede Burg und Festung habe ich im gleißenden Sonnenlicht gesehen und ganz viel von oben runtergeschaut über das Wasser gefahren zum Stau umgehen und ebenso viel raufgeschaut.
    Ich habe mich jedes Mal am Gardasee gewundert, was die Menschen dort wollen bzw. finden. Also Parkplätze sind es nicht. Wir waren überall, da dieser See das ganze Glück meines Fußballgottes ist.
    Ich habe für mich leider keinen Platz gefunden, zu dem ich ein zweites Mal hingewollt hätte. Einmal war ich wirklich krank vor Kälte in der Nacht und tagsüber einmal bin ich mit dem Gesicht zuerst ungebremst auf der Straße aufgeschlagen, einmal habe ich 39 Euro für knapp 60 Minuten parken im Schatten gezahlt und dann halt immer den Berg rauf und runter. Und diese Tunnels und völlig irren Radfahrer. Da lobe ich mir den Ammersee! Dort ist das Wetter genauso gut und schlecht, aber wenn ich was zum Essen bestelle werde ich verstanden. Und ich kann viele Meter geradeaus schauen ohne an Berge zu stoßen.
    Meinem Fußballgott zuliebe wäre ich auch dorthin gezogen. Mein Schutzengel hat gut aufgpasst und das verhindert. Hm!

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